Seit Oktober vergangenen Jahres geht auf der Elbtower-Baustelle nichts mehr, weil die Signa Gruppe insolvent ist. Der Bürgermeister zeigt sich zuversichtlich – und lehnt einen Vorschlag klar ab.
Tschentscher erteilt Kühnes Elbtower-Vorschlag Absage

Peter Tschentscher, der Bürgermeister von Hamburg (SPD), hat deutlich gemacht, dass die Stadt kein finanzielles Engagement beim Weiterbau des Elbtowers eingehen wird. Damit widerspricht er den Forderungen des Milliardärs Klaus-Michael Kühne.
«Herr Benko, die Signa-Gruppe und ihre Investoren haben in Österreich und Deutschland großen Schaden für das Gemeinwesen angerichtet. Daraus ergibt sich keine moralische Position, um irgendetwas von den betroffenen Städten oder unbeteiligten Dritten zu fordern», sagte Tschentscher der Deutschen Presse-Agentur.
Klare Absage an Kühne
Kühne hatte kürzlich im «Spiegel» gefordert, Hamburg solle «möglichst aus dem Mund des Ersten Bürgermeisters» klar erklären, dass die Stadt bereit sei, zusammen mit der Privatwirtschaft das Elbtower-Projekt «zu einem guten Ende zu führen». Die Hansestadt solle sich verpflichten, die Hälfte der Mietflächen des Elbtowers für städtische Behörden zu verwenden und diese unmittelbar nach Fertigstellung des Gebäudes anmieten, «zu Mietkonditionen, die die Wirtschaftlichkeit des Objektes sicherstellen».
Der Bürgermeister betonte, die Stadt Hamburg stehe zu ihren Verträgen und Zusagen. Die Stadt habe das Grundstück für 122 Millionen Euro verkauft und den Bau des Elbtowers genehmigt. Dabei sei immer klar gewesen, dass das Projektrisiko beim privaten Investor liege. «Der Senat beabsichtigt definitiv nicht, die Federführung oder Regie für den Weiterbau zu übernehmen oder sich mit eigenem Kapital an der Fertigstellung zu beteiligen.»
Elbtower soll Deutschlands dritthöchstes Gebäude werden
Laut den bisherigen Plänen wird der Elbtower in der Hamburger Hafencity mit 64 Stockwerken und einer Höhe von 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands sein. Ursprünglich waren in dem Hochhaus Büros, Geschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants, ein Fitnessstudio und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in der 55. Etage geplant. Auch ein Hotel sollte errichtet werden.
Das Hochhaus sollte bis 2025 fertiggestellt sein und etwa 950 Millionen Euro kosten. Ende Oktober 2023 stoppte das beauftragte Bauunternehmen jedoch die Arbeiten bei einer Höhe von 100 Metern. Die Signa Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko hatte Rechnungen nicht beglichen. Die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG meldete im Januar Insolvenz an. Sie ist eine Tochtergesellschaft der insolventen Signa Prime Selection AG.
Tschentscher rechnet mit Lösung im zweiten Halbjahr
Tschentscher sagte, der Insolvenzverwalter arbeite an einer privatwirtschaftlichen Lösung. «Ich begrüße das Engagement der privaten Bieter und gehe davon aus, dass im zweiten Halbjahr eine Lösung für die Fertigstellung des Elbtowers gefunden wird.» Die Planungen seien darauf ausgelegt, dass der Tower zu Ende gebaut werde. Bauliche Änderungen seien in Absprache mit der Stadt und dem Architekten möglich, für eine grundlegend andere Bebauung des Grundstücks müsste aber ein komplett neues Verfahren gestartet werden.
Kühne lebt in der Schweiz und mischt in Hamburg mit
Der in Hamburg geborene Kühne, dessen Vater das Logistikunternehmen Kühne + Nagel aus Protest gegen die sozialliberale Bundesregierung sowie aus steuerlichen Gründen schon 1969 in die Schweiz verlegt hat, lebt seit vielen Jahren in Schindellegi im Kanton Schwyz, ist aber stark in Hamburg aktiv. Seit Jahren ist er beim Fußball-Zweitligisten HSV involviert, besitzt das Luxushotel Fontenay und ist an der Reederei Hapag-Lloyd beteiligt.