Die Reiselust bleibt ungebrochen, besonders stark in Deutschland. Wintersaison und Sommerbuchungen verzeichnen Zuwächse, vor allem Richtung Mittelmeer.
Tui auf Wachstumskurs trotz Konjunktursorgen
Der weltgrößte Reisekonzern Tui sieht sich trotz steigender Konjunktursorgen weiter auf Wachstumskurs. Nach einem Gewinnsprung im Geschäftsjahr 2023/24 rechnet Konzernchef Sebastian Ebel 2025 mit weiteren Zuwächsen. Die Wintersaison sei gut angelaufen, sagte Ebel bei der Vorlage der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr. Und auch für den kommenden Sommer lägen bereits sieben Prozent mehr Buchungen vor als vor einem Jahr. Und, so fügte Ebel hinzu: «Deutschland ist besonders stark.»
Die schwache Konjunktur und Sorgen um die Zukunft täten der Reiselust keinen Abbruch, zeigte sich Ebel überzeugt. «Wir haben das immer wieder erlebt, auch in konjunkturell schwierigeren Situationen, dass die Kunden verreisen wollen, Urlaub machen wollen.» Das sehe man auch an den aktuellen Buchungszahlen: Aktuell seien bereits 62 Prozent des Winterprogramms verkauft, für den Sommer 2025 liege man bei 17 Prozent.
Mallorca und Kanaren gefragt
Gefragt seien vor allem Ziele rund ums Mittelmeer. Die Kanarischen Inseln seien im Winter gut gebucht. Und: «Mallorca wird im Sommer voll werden.» Kunden sparen dabei auch nicht: Wer bereits gebucht habe, gebe derzeit im Schnitt drei bis fünf Prozent mehr für den Urlaub aus als vor einem Jahr. Manche Urlauber würden allerdings auch auf günstigere Reiseziele umschwenken. Statt Spanien werde dann Ägypten, Tunesien oder Bulgarien gebucht.
Auch insgesamt sieht sich die Branche weiter im Aufwind. «Die Buchungsdaten der vergangenen Monate zeigen, dass die Urlaubsnachfrage auch für das kommende Jahr sehr hoch ist», sagte ein Sprecher des Deutschen Reiseverbandes. Schon jetzt hätten mehr Menschen ihren Sommerurlaub gebucht als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Gefragt seien vor allem die Türkei, Spanien und Griechenland sowie Kreuzfahrten.
Mit weiteren Preissprüngen beim Urlaub rechnet Ebel nicht mehr. «Der Inflationsdruck hat nachgelassen», sagte er. Nach dem Anstieg der vergangene Jahre habe man nun ein Niveau erreicht, «von dem wir denken, dass es auch so bleiben wird». Das Niveau liege aber deutlich höher als noch vor der Pandemie.
FTI-Pleite ordnet Markt neu
Tui kann insbesondere bei den deutschen Kunden deutlich zulegen. Die Anzahl der Vorbuchungen für den kommenden Sommer liegt hier sogar 20 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Auch die Insolvenz des Reiseveranstalters FTI, der in diesem Sommer seinen Betrieb einstellen musste, trug dazu bei. Tui gewann dadurch zusätzliche Kundschaft.
«Der FTI-Effekt ist in Deutschland natürlich spürbar», sagte Ebel. «Er ist allerdings auch nicht so groß, wie man ihn immer vermutet hat.» Denn schon vor der Pleite der bisherigen Nummer drei in Deutschland seien die Buchungszahlen dort zurückgegangen. Zudem hätten die Erstattungen durch den Reisesicherungsfonds so lange gedauert, dass viele FTI-Kunden am Ende keinen neuen Urlaub gebucht hätten.
Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht
Im abgelaufenen Geschäftsjahr zählte Tui immerhin sieben Prozent mehr Veranstaltergäste als ein Jahr zuvor. Dennoch blieb die Zahl mit 20,3 Millionen Gästen erneut hinter den 20,6 Millionen aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurück. Ebel denkt, diese Marke im neuen Geschäftsjahr bis Ende September 2025 zu knacken. «Die Erwartung ist nicht ganz falsch», erklärte er. In zahlreichen Ländern habe Tui das Niveau bereits 2024 übertroffen. In Deutschland wurden fünf Prozent mehr Reisen verkauft als 2019, in Großbritannien sogar zehn Prozent.
Ebel sprach von einem «guten und erfolgreichen» Jahr. Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2023/24 um zwölf Prozent auf 23,2 Milliarden Euro. Auf die Tui-Aktionäre entfiel ein Überschuss von 507 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor.
Pandemie machte Tui zum Sanierungsfall
Tui wurde während der Corona-Krise 2020 selbst zum Sanierungsfall: Aufgrund der Reisebeschränkungen brach das Geschäft des Unternehmens zusammen. Der deutsche Staat rettete Tui mit Finanzhilfen vor dem Untergang. Diese wurden vom Konzern zurückgezahlt, und das Unternehmen erwirtschaftet wieder Gewinne. Den verbleibenden Schuldenberg hält der Vorstand jedoch immer noch für zu hoch.
«Unser Ziel bleibt, mit Tui in allen Segmenten profitabler, effizienter und stärker zu werden», sagte Ebel. Im neuen Geschäftsjahr 2024/25 soll der Konzernumsatz um weitere fünf bis zehn Prozent zulegen. Der bereinigte operative Gewinn soll um sieben bis zehn Prozent steigen.