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Tupperware stellt Insolvenzantrag in den USA

Das Management sucht Schutz vor Gläubigern im Insolvenzverfahren nach Kapitel elf. Trotzdem soll das Geschäft weitergeführt und ein Käufer gesucht werden.

Die Traditionsmarke Tupperware ist pleite.
Foto: Hermann J. Knippertz/AP/dpa

Tupperware, der Experte für Frischhaltedosen, hat in den USA einen Insolvenzantrag gestellt. Nach langjährigen Problemen war der unmittelbare Auslöser ein Streit zwischen dem US-Unternehmen und großen Gläubigern. Sie beklagen ausstehende Schuldenzahlungen und beanspruchen einen Großteil von Tupperware. Das Management sucht Schutz in einem Verfahren nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts. Ob dies erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.

Geschäft soll weitergehen

Tupperware plant, das Geschäft während des Insolvenzverfahrens fortzusetzen und sucht weiterhin nach einem Käufer. Laut US-Gerichtsunterlagen hat nur die Schweizer Tupperware Products AG ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt. Einer der zehn Gläubiger kommt aus der Schweiz, die restlichen aus den USA. Es ist unklar, inwieweit die Insolvenz auch deutsche Verbraucher betreffen wird. Eine Anfrage beim deutschen Tupperware-Ableger blieb vorerst unbeantwortet.

Tupperware, ein Vorreiter bei Kunststoffbehältern für Lebensmittel, hatte seit einiger Zeit mit finanziellen Problemen zu kämpfen. In den letzten Monaten wurden Gespräche mit den Geldgebern geführt, denen Tupperware mehrere hundert Millionen Dollar schuldet.

Kampf mit Gläubigern

Laut dem Management erwarb die Gläubiger-Gruppe die Kreditpapiere günstig. Sie zahlte drei bis sechs Cent pro Dollar Schulden. Der deutliche Abschlag resultiert aus den Zweifeln an der Zukunft, die Tupperware bereits in den vergangenen Jahren umgaben. Somit hätten sich die Gläubiger für 15 bis 30 Millionen Dollar bereits einen Großteil der Schulden von insgesamt knapp 812 Millionen Dollar gesichert, wie Tupperware berechnete.

Das Unternehmen erwartet, dass die Gläubiger das Insolvenzverfahren ablehnen werden, um die Kontrolle über Tupperware zu übernehmen. Das Management plant, innerhalb von 30 Tagen einen Verkauf des Unternehmens zu realisieren und verfügt über 7,4 Millionen Dollar in bar.

Tupperware-Partys: Erst Erfolgsmodell, dann Bremsklotz 

Tupperware wird in Deutschland oft als Synonym für Frischhaltedosen verwendet. Das Unternehmen wurde 1946 gegründet und hat sich durch den Direktverkauf etabliert: Tupperware-Partys, bei denen Verkaufsberater die Dosen und andere Küchenartikel verkaufen. Die Gastgeber erhalten Rabatte, die Berater eine Provision.

Etwa 90 Prozent der Einnahmen stammen aus diesem Direktmarketing, wie Tupperware betonte. Allerdings gestand Sanierungschef Brian J. Fox in den Insolvenzpapieren ein, dass aufgrund des sturen Fokus auf das langjährige Erfolgsrezept auch langfristige Chancen, unter anderem im Online-Handel, verpasst wurden.

Erst im Jahr 2022 begann Tupperware damit, Produkte unter anderem bei Amazon online zu verkaufen und suchte auch den Weg in die Regale stationärer Händler wie Target in den USA. Das Management beklagte, dass viele Verbraucher zwar wüssten, was die Produkte von Tupperware seien, aber nicht wüssten, wo man sie kaufen könne.

«Die Party ist vorbei»

Tupperware hat 5.450 Beschäftigte in 41 Ländern. Hinzu kommen rund 465.000 der eigenständig agierenden Verkaufsberater. Diese Zahl sei nach einer Warnung vor wirtschaftlichen Problemen bereits geschrumpft, betonte Tupperware. Schlagzeilen wie «die Party ist vorbei», hätten für Unruhe unter den Beratern gesorgt.

Am Anfang von Tupperware stand Plastik. Der Erfinder Earl Tupper gründete 1938 ein Kunststoffunternehmen. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte es unter anderem Gasmasken. Nach dem Krieg hatten die Plastikhersteller plötzlich große Überkapazitäten. Tupper experimentierte, bis er einen langlebigen und ästhetisch ansprechenden Kunststoff entwickelte, der sich für Aufbewahrungsbehälter eignete. Die zweite Innovation war das Frischeventil im Deckel, das überschüssige Luft aus der Box entweichen lässt.

Tupper hat zuerst auf den klassischen Einzelhandel gesetzt und hatte sogar einen Laden auf der New Yorker Fifth Avenue. Doch dann traf Brownie Wise, eine geschiedene alleinerziehende Mutter aus Detroit, auf Produkte des Unternehmens. Sie hatte die Idee, Tupperware-Dosen bei Veranstaltungen mit Demonstrationen zu verkaufen. Das funktionierte so gut, dass Tupper im Jahr 1951 dem klassischen Einzelhandel den Rücken kehrte und Wise zur Marketingchefin machte.

Zuletzt machte Tupperware der Firma zufolge auch «Anti-Plastik-Stimmung» zu schaffen – die Sorge davor, dass chemischen Verbindungen aus Kunststoff in die Lebensmittel gelangen. 

[Tupperware stellt Insolvenzantrag in den USA],[Das Management sucht Schutz vor Gläubigern im Insolvenzverfahren nach Kapitel elf. Trotzdem soll das Geschäft weitergeführt und ein Käufer gesucht werden.]

 

dpa