Von früh bis spät arbeiten, kaum Pausen machen, immer weiter hetzen – und das bei mäßiger Bezahlung: Eine Verdi-Umfrage zeichnet ein düsteres Bild von den Zuständen in der deutschen Paketbranche.
Umfrage: Paketboten müssen noch mehr schuften als zuvor

Die ohnehin schon hohe Arbeitsbelastung bei Paketboten in Deutschland ist einer Umfrage zufolge noch weiter gestiegen. Wie aus einer Befragung von Input Consulting im Auftrag der Gewerkschaft Verdi hervorgeht, hatten 89 Prozent von rund 1.900 befragten Zustellern den Eindruck, in den vergangenen zwölf Monaten mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen zu müssen – und zwar «im sehr hohen Maße» oder «im hohen Maße». Ähnlich viele fühlten sich gehetzt und gaben an, an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen. 79 Prozent sagten, sie müssten Abstriche in der Qualität machen, um das Arbeitspensum zu schaffen.
Die Fachleute berechneten auf Basis der Antworten einen Index, dem zufolge die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche deutlich schlechter sind als in anderen Wirtschaftsbereichen. Ein Index-Wert von 40 gilt auf einer Skala von null bis hundert als negativ, also als «schlechte Arbeit». Ihr Einkommen bewerten die Paketdienst-Mitarbeiter als besonders schlecht. Der Befragung zufolge arbeiten zudem sehr viele Paketboten länger als gesetzlich erlaubt und sie haben zu wenig Möglichkeiten zur Pause.
Forderung nach neuen Regeln
Verdi-Vize Andrea Kocsis wertete die Befragung als Beleg dafür, dass in der Branche etwas nicht stimme. Sie forderte bessere Arbeitsbedingungen. «Es gibt ganz dringenden Handlungsbedarf in der Branche.» So sei etwa eine 20-Kilo-Grenze überfällig, ab der Pakete nicht mehr von einem Menschen allein befördert werden dürfen. So eine gesetzliche Pflicht gibt es bislang nicht.
Die Paketbranche verzeichnet ein starkes Wachstum, da die Anzahl der Pakete in den letzten Jahren aufgrund der zunehmenden Online-Bestellungen deutlich zugenommen hat. Besonders arbeitsintensiv ist die Vorweihnachtszeit mit Aktionen wie dem Black Friday.
Die Branche ist dringend auf der Suche nach Arbeitskräften, um den Auftragsberg bewältigen zu können. Die meisten Paketfirmen verlassen sich bei der Zustellung auf Subunternehmer, was von Verdi stark bemängelt wird – die Gewerkschaft fordert ein Subunternehmer-Verbot in der Paketbranche. DHL geht einen anderen Weg als die Konkurrenten: Der Marktführer setzt fast ausschließlich eigene Mitarbeiter ein, um die Pakete zuzustellen.








