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Umweltschützer verschenken Kleidung von der Müllhalde

Wer am Strand von Jamestown entlanggeht, einem Stadtteil von Accra in Ghana, der bekommt mitunter keinen Sand unter die Füße, sondern – unfassbare Massen an Klamottenmüll.

Ein Sandstrand, dessen Sand gar nicht mehr zu sehen ist: Massen an Klamotten vermüllen diesen Küstenabschnitt von Accra.
Foto: Kevin McElvaney/Deutsche Umwelthilfe/dpa

Umweltschützer haben weggeworfene Klamotten von afrikanischen Müllhalden geholt, um sie im Internet zu bewerben und zu verschenken. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zeigt auf der Webseite www.reclaim-responsibility.de die 40 Shirts, Röcke, Rucksäcke und Westen, Interessenten konnten sie für lediglich eine Portogebühr und ein Pfand für die Mehrweg-Verpackung bekommen. Schon nach kurzer Zeit waren viele der Klamotten vergeben und mit «gerettet» markiert. 

Die DUH weist mit der Aktion zum Black Friday auf die Überproduktion von Textilien und Fast Fashion hin. Menschen kaufen billige Kleidung und werfen sie nach kurzer Zeit kaum getragen weg. Dies führt zu Klamottenbergen auf Müllhalden in Ländern wie Ghana. Ein beträchtlicher Anteil der Altkleider-Sammlungen in Deutschland gelangt nach Afrika.

Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung

Den Umweltschützern ist Fast Fashion ein Dorn im Auge, schließlich werden damit wertvolle Ressourcen verschwendet und sie führt zu Umweltverschmutzung. «Fast Fashion hat Mode zu Plastik-Wegwerfprodukten gemacht: 70 Prozent der Klamotten bestehen heute aus synthetischen Fasern, von denen weniger als ein Prozent zu neuer Kleidung recycelt wird», moniert die Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz und appelliert an Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), die bislang weitgehend unregulierte Massenproduktion auf Kosten von Arbeitskräften und Umwelt wirksam zu begrenzen. 

Das Bundesumweltministerium plant, die Herstellerverantwortung zu erweitern, sodass sie nicht mehr am Check-out im Online-Shop oder an der Ladentheke endet, sondern bis zum Lebensende eines Produkts reicht, so Metz. Um dies zu finanzieren, sollen Einnahmen aus der Herstellerverantwortung in einen Fonds fließen, der nachhaltige Geschäftsmodelle unterstützt.

Klamottensammeln auf Mülldeponien

Die Umweltschützerin Viola Wohlgemuth von der DUH reiste vor Kurzem in die Hauptstadt Ghanas, Accra, um sich persönlich ein Bild von der Situation zu machen. Dort besuchte sie mehrere Mülldeponien, um gemeinsam mit einem lokalen Partner der DUH Kleidungsstücke zu sammeln, zu reinigen und zu reparieren. Anschließend brachte sie die Produkte, die vermutlich in Europa aussortiert wurden, zurück nach Europa.

«Die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Fast Fashion in Ghana sind verheerend – ehemalige Sandstrände bestehen heute aus Textilmüllbergen», berichtet Wohlgemuth von ihren Reiseeindrücken. Die Modeindustrie bringe Kleidung auf den Markt, die als Plastik-Textil-Mischgewebe unbekannter Zusammensetzung nicht recyclefähig ist. «Das ist praktisch Sondermüll», sagte Wohlgemuth. Das müsse sich dringend ändern. «Schöne Mode darf nicht unsere Umwelt kosten.»

dpa