In einem offenen Brief an Friedrich Merz wird die indirekte Finanzierung des russischen Angriffskriegs durch Gasimporte kritisiert.
Deutsche und ukrainische Umweltorganisationen fordern Abkehr von russischem Erdgas

Umweltorganisationen aus Deutschland und der Ukraine verlangen die endgültige Abkehr von russischem Erdgas. In einem offenen Brief fordern sie den voraussichtlich künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf, sich gegen die indirekte Finanzierung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine durch den Kauf von Gas einzusetzen. Die Organisationen kritisieren, dass das bundeseigene Unternehmen Sefe, einst eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom, «Rekordmengen» an russischem Flüssigerdgas (LNG) für Europa beziehe.
Klare Forderung an Merz
Die vorige Bundesregierung habe versprochen, russische Gasimporte schrittweise einzustellen. «Wir fordern Sie deshalb auf, hier einen Kurswechsel zu vollziehen und anzuordnen, die indirekte Unterstützung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine durch Sefe zu stoppen», heißt es in dem Brief an Merz. Zu den sieben Unterzeichnern gehören die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Umweltinstitut München, Razom We Stand und Business 4 Ukraine.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 hat die EU zahlreiche Sanktionen gegen russische Energieträger wie Kohle und Öl verhängt. Bis 2027 plant die EU, kein Gas mehr aus Russland zu importieren, obwohl dieses Vorhaben rechtlich nicht verbindlich ist. Seit dem Jahreswechsel blockiert die Ukraine den Transit von russischem Erdgas durch ihr Staatsgebiet und stoppt den Durchgang durch Pipelines. Laut der Denkfabrik Ember hat die EU im vergangenen Jahr 18 Prozent mehr Erdgas aus Russland importiert als 2023. Insbesondere Italien, Tschechien und Frankreich haben laut Ember verstärkt Gas aus Russland bezogen.
Kritik an Debatte über Inbetriebnahme von Nord Stream 2
Die Umweltverbände wandten sich auch gegen eine inzwischen wieder diskutierte Inbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. «Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 würde nicht nur Putins Kriegskasse mitfinanzieren, sondern Europa weiter von fossilem Erdgas abhängig machen und damit die Klimaschutzziele sabotieren», schreibt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Die Pipeline, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland transportieren sollte, wurde fertiggestellt, jedoch nie in Betrieb genommen. Das Gasprojekt wurde nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 eingefroren.