Seit Herbst treibt die italienische Großbank die Commerzbank vor sich her. Nun ist die Unicredit einen entscheidenden Schritt weiter. Offen ist noch, wann das Übernahmeangebot aus Mailand kommt.
EZB genehmigt größeren Unicredit-Anteil an der Commerzbank
Die Unicredit macht Fortschritte bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat laut den Italienern keine Einwände dagegen, dass die Mailänder Großbank ihren Anteil an dem Dax-Konzern auf knapp unter 30 Prozent erhöht. Am Freitag teilte die EZB mit, dass die Entscheidung der Unicredit mitgeteilt wurde. Die öffentliche Kommunikation liegt bei der Bank.
Die EZB überprüft potenzielle Investoren, die beabsichtigen, zehn Prozent oder mehr an einer Bank zu erwerben, um sicherzustellen, dass es sich um geeignete Aktionäre handelt.
Bundeskartellamt prüft Unicredit-Einstieg ebenfalls
Das Bundeskartellamt überwacht ebenfalls das Verfahren: Ende Februar meldete die Unicredit bei der Bonner Wettbewerbsbehörde die geplante Übernahme eines Commerzbank-Anteils von bis zu 29,99 Prozent zur Prüfung an.
Im September nutzte die Unicredit die Gelegenheit, den Bundesanteil an der teilweise verstaatlichten Commerzbank zu übernehmen und stieg in großem Umfang bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank ein.
Gemäß den neuesten Informationen kontrolliert das Mailänder Geldhaus 28 Prozent der Anteile: „9,5 Prozent direkt über Aktien und 18,5 Prozent über Finanzinstrumente.“ Die Unicredit erklärte, dass weitere Genehmigungen von Aufsichtsbehörden erforderlich seien, bevor sie letztere in eine direkte Aktienbeteiligung umwandeln könne, beispielsweise vom Bundeskartellamt.
Gespräche mit neuer Bundesregierung angekündigt
Andrea Orcel, der Chef von Unicredit, hat seit Monaten auf eine Übernahme der Commerzbank hingearbeitet. Wenn Unicredit einen Anteil von 30 Prozent erreicht, müsste sie den restlichen Aktionären der Commerzbank ein Kaufangebot machen.
Eine Entscheidung, ob die Unicredit wirklich mit der Commerzbank zusammengehen will, werde aber wohl nicht mehr dieses Jahr fallen, erklärte die Unicredit nun weiter: «Kartellverfahren, Gespräche mit wichtigen Stakeholdern und weitere Erwägungen verlängern den Zeitplan weiter.» Man warte zudem auf die Möglichkeit, «einen konstruktiven Dialog mit der neuen Bundesregierung aufnehmen zu können, sobald diese im Amt ist».
Der Staat besitzt immer noch etwa zwölf Prozent der Commerzbank nach der Rettung des Instituts in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermitteln. Es gab kritische Äußerungen aus Bundes- und Landespolitik über das Vorgehen der Unicredit.
Heftige Widerstände in der Commerzbank
Die Commerzbank selbst bezeichnet Orcels Vorgehen als «feindlich». Konzern- und Gesamtbetriebsratschef Sascha Uebel will möglichst großen Widerstand leisten und kündigte an: «Wir machen den Weg, den Orcel im Kampf mit uns gehen muss, maximal matschig und tief», sagte er jüngst der Deutschen Presse-Agentur.
Der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hingegen verpasste kürzlich keine Gelegenheit, die Vorteile einer Fusion der beiden Institute zu loben und auf ungenutztes Potenzial bei der Commerzbank hinzuweisen.
Mitte Februar, zwei Tage bevor Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp ihre Strategie für die Jahre bis 2028 vorstellte, übermittelte die Unicredit in einer Präsentation zu ihrer eigenen Bilanz einige provokante Fragen, u.a.: «Sind die neuen Ziele realistisch – vor allem, wenn man bedenkt, dass die früheren Ziele nicht erreicht wurden – oder beruhen sie auf zu optimistischen Annahmen und dem Druck, ein potenzielles Angebot abzuwehren?»
Orlopp konterte, die Commerzbank habe «klare Antworten» auf alle Fragen des italienischen Wettbewerbers zur Strategie. Die Commerzbank-Chefin betonte zugleich: Solange kein Übernahmeangebot vorliege, werde die Unicredit behandelt wie jeder andere Investor auch.
Steigende Dividende und Abbau teurer Stellen
Die Commerzbank wirbt derzeit bei ihren Aktionärinnen und Aktionären für die Eigenständigkeit des Instituts, das für viele mittelständische Unternehmen in Deutschland ein wichtiger Partner ist. Dies geschieht mit steigender Dividende und ehrgeizigeren Renditezielen.
Die Commerzbank plant, profitabler zu werden, indem sie teure Stellen abbaut: Trotz eines Rekordgewinns im letzten Jahr gab das Institut kürzlich bekannt, dass bis Ende 2027 etwa 3.900 Vollzeitstellen hauptsächlich in Deutschland gestrichen werden. Der Personalbestand im Konzern soll weltweit weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften bleiben, da gleichzeitig bei der polnischen mBank und an Niedriglohnstandorten in Asien – beispielsweise in Malaysia – Stellen geschaffen werden.