Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

US-Finanzmärkte nach Wahlsieg von Trump in Partylaune

Nach dem Triumph Trumps bei den US-Wahlen werden an der Wall Street und an der Nasdaq-Börse Rekorde gefeiert. Börsianer nennen Gründe für das Kursfeuerwerk. Aber nicht jede Anlageform profitiert.

Die wirtschaftspolitischen Vorhaben Trumps sind so groß, dass sie auch an den Finanzmärkten tiefe Spuren hinterlassen. (Archivbild)
Foto: Richard Drew/AP/dpa

Die Finanzmärkte in den USA sind in Feierstimmung, nachdem Donald Trump zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde. Die Aktienmärkte und der US-Dollar verzeichnen deutliche Gewinne, während der Bitcoin weiterhin Rekorde bricht. Einzig der Goldpreis steht unter Druck.

Die starke Reaktion mag überraschen, da vor der Wahl an den Finanzmärkten hauptsächlich mit einem Sieg Trumps gerechnet wurde. Tatsächlich haben die wirtschaftspolitischen Pläne des ehemaligen und neuen US-Präsidenten bereits jetzt so große Auswirkungen, dass sie auch an den Finanzmärkten deutlich sichtbar sind.

Trump hat das Anliegen, Zölle einzuführen und die Steuern zu senken. Er möchte auch die illegale Einwanderung stoppen. Diese Maßnahmen werden voraussichtlich zu einer höheren Inflation in den USA führen. Ökonomen gehen daher davon aus, dass der Spielraum für weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed schrumpfen wird. Der Dollar hat deshalb zugenommen.

In New York wurden nach der Wahl Trumps an der Wall Street und an der Nasdaq-Börse Rekorde gefeiert. «Trump gilt als Befürworter niedrigerer Unternehmenssteuersätze, der Deregulierung und einer Industriepolitik, die das inländische Wachstum begünstigt», meint Analyst Marc Pinto vom Vermögensverwalter Janus Henderson. Das könne der US-Wirtschaft weitere Impulse geben und Risikoanlagen wie Aktien zugutekommen.

Trump kann durchregieren

Mit Unterstützung des Senats und höchstwahrscheinlich auch des Repräsentantenhauses kann der Republikaner wahrscheinlich ohne Widerstand aus dem Parlament regieren. Trumps neueste Personalentscheidungen deuten darauf hin, dass er sich von loyalen Ministern umgibt, die seine Agenda konsequent umsetzen werden.

Die europäischen Unternehmen, insbesondere in der Automobilbranche, sind von den schlechten Nachrichten betroffen. Die Anleger an den Börsen in Europa haben nur kurzzeitig positiv auf Trumps Wahlsieg reagiert. Deutschland, mit seiner exportorientierten Wirtschaft, wäre besonders stark betroffen.

Trump hat angekündigt, neue Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus Europa zu erheben. Ökonomen befürchten einen Handelskrieg mit der EU. Sollte Trump tatsächlich 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60 Prozent Zoll auf Einfuhren aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken, schätzt das Münchner Ifo-Institut.

Dax kann mit US-Börsen nicht mithalten

Der deutsche Leitindex Dax schaffte in diesem Umfeld kein Rekordhoch. «Der Dax kann mit den immer neuen Rekordständen an der Wall Street nicht mithalten», meint Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Trump wolle vom ersten Tag an eine Vielzahl von Gesetzen verabschieden, darunter auch Strafzölle. Deutschland befinde sich nach dem Aus der Ampelkoalition in dieser Zeit im Wahlkampf und wäre politisch kaum handlungsfähig.

Seit dem Wahlsieg von Trump hat Gold stark an Wert verloren. Der Goldpreis fiel zeitweise unter 2.600 Dollar je Feinunze (ca. 31,1 Gramm). Das bedeutet, dass der Preis fast 200 Dollar unter seinem Rekordhoch liegt, das Ende Oktober erreicht wurde.

Der Goldpreis wird zu Beginn durch den gestiegenen Dollarkurs belastet. Dies führt dazu, dass Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer wird. Außerdem drücken die gestiegenen Zinsen an den Finanzmärkten auf die Preise. Letztendlich generiert Gold selbst keine Zinsen.

Experte erwartet keine anhaltende Goldpreisschwäche 

Commerzbank-Experte Carsten Fritsch erwartet jedoch keine anhaltende Goldpreisschwäche: «Die Zinssenkung der Fed in der vergangenen Woche sowie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen sprechen weiterhin für Gold.» Zudem dürfte Gold als Inflationsschutz gefragt bleiben. «Sollte Trump darüber hinaus Einfluss auf die Geldpolitik der Fed nehmen und diese daraufhin nicht im erforderlichen Ausmaß auf die höhere Inflation reagieren, würde der Goldpreis sogar deutlich steigen», schreibt Fritsch.

Trump hat bereits während seiner ersten Amtszeit Druck auf den Fed-Chef Jerome Powell ausgeübt und ihn zur Senkung der Zinsen aufgefordert. Auch im Wahlkampf hat er Powell kritisiert. Es wurde sogar aus dem Umfeld von Trump die Abschaffung der US-Notenbank ins Gespräch gebracht.

Warnung vor zu großer Krypto-Euphorie

Der Sieg von Trump hat besonders der Kryptowährung Bitcoin genutzt. Am Dienstag überschritt er erstmals die Marke von 90.000 Dollar. Vor den Wahlen lag der Preis unter 70.000 Dollar. Trump bezeichnete sich im Wahlkampf als “Krypto-Präsident”.

Bei einer großen Bitcoin-Konferenz in Nashville versprach Trump, den Kryptomarkt weitgehend unreguliert zu lassen und für günstigen Strom für das Berechnen neuer Bitcoin-Münzen (“Mining”) zu sorgen. Es soll sogar eine staatliche Bitcoin-Reserve aufgebaut werden. In seiner ersten Amtszeit hatte er sich noch skeptisch zum Bitcoin geäußert.

Experten warnen jedoch vor zu großer Euphorie. «Es bleibt völlig offen, wie weit Donald Trump mit Beginn seiner Amtszeit die regulatorischen Daumenschrauben tatsächlich lockern wird», schreibt Analyst Timo Emden von Emden Research. «Die Volatilität könnte in den kommenden Tagen weiter ausgeprägt ausfallen.»

Der Anstieg des Dogecoin, der ursprünglich als Spaßwährung gegründet wurde, ist ebenfalls bemerkenswert. Elon Musk, der angeblich für Trump in der Regierung arbeiten soll, wird mit dem Dogecoin in Verbindung gebracht. Der Kurs hat sich nach der Wahl mehr als verdoppelt.

dpa