Ob Erdöl, Autos oder Streamingdienste: Der Handel zwischen der EU und den USA ist vielfältig. Welche Branchen profitieren von der Partnerschaft – und wo ist der Handel besonders ungleich?
USA sind wichtigster Handelspartner der EU
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten sind trotz des jüngsten Zollkonflikts extrem eng. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt ein unfaires Handelsdefizit kritisiert. Welche Branchen am stärksten vom transatlantischen Handel abhängen und warum das nur zum Teil richtig ist, zeigen die wichtigsten Zahlen im Überblick.
Wie bedeutsam sind die USA für die EU?
Im Jahr 2024 wurden laut Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 865 Milliarden Euro gehandelt. Dies entsprach etwa 17 Prozent des gesamten EU-Außenhandelsumsatzes (Importe plus Exporte). China belegte mit 15 Prozent den zweiten Platz.
Laut Eurostat, der EU-Statistikbehörde, betrugen die Importe aus Übersee in die EU 333,4 Milliarden Euro, was 13,7 Prozent aller EU-Importe ausmacht. Die Niederlande und Deutschland waren die wichtigsten Abnehmerländer.
Die USA importierten Waren im Wert von 531,6 Milliarden Euro, was 20,6 Prozent der EU-Ausfuhren entspricht. Die bedeutendsten EU-Exportländer waren Deutschland, Irland und Italien.
Was wird geliefert zwischen der EU und den USA?
Nachdem Russland in die Ukraine eingefallen ist und russisches Öl und Gas verboten wurden, sind die USA zu einem wichtigen Lieferanten fossiler Energien geworden. Im Jahr 2024 waren Erdölprodukte die am häufigsten importierten Waren aus den USA, gefolgt von medizinischen und pharmazeutischen Produkten sowie nicht-elektrischen Motoren. In die entgegengesetzte Richtung gingen hauptsächlich medizinische und pharmazeutische Produkte, Medikamente und Autos in die USA.
Wie wichtig sind die USA für den deutschen Markt?
Die USA waren im vergangenen Jahr erstmals seit 2015 mit einem Außenhandelsumsatz von 252,8 Milliarden Euro wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner.
Laut dem Statistischen Bundesamt hatten die exportierten Waren einen Wert von 161,4 Milliarden Euro. Fast ein Viertel davon waren laut Germany Trade & Invest (GTAI) chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinen, Autos und Fahrzeugteile sowie Elektrotechnik.
Waren im Wert von 91,5 Milliarden Euro wurden aus den USA nach Deutschland importiert – hauptsächlich chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinen, Erdöl sowie Autos und Fahrzeugteile. Laut GTAI war die Bundesrepublik das siebtwichtigste Abnehmerland für die USA.
Deutsche Unternehmen exportierten insgesamt mehr Waren in die USA als umgekehrt. Der Unterschied betrug fast 70 Milliarden Euro. Kein anderes Land der Welt hat einen höheren Exportüberschuss mit der Bundesrepublik.
Was hat es mit Dienstleistungen auf sich?
Neben Gütern werden auch Dienstleistungen gehandelt. Laut GTAI erbrachte Deutschland im Jahr 2024 Dienstleistungen im Wert von 68,3 Milliarden Euro in den USA. In umgekehrter Richtung betrug der Wert 65,0 Milliarden Euro. Somit verzeichnet die Bundesrepublik auch hier einen kleinen Exportüberschuss.
Im Gegensatz dazu, wenn man die gesamte EU betrachtet, sieht es anders aus: Während US-Unternehmen wie Amazon, Microsoft, Netflix oder Uber in der EU Dienstleistungen im Wert von 482,5 Milliarden Euro erbracht haben, waren es umgekehrt nur 334,5 Milliarden Euro, also 148 Milliarden Euro weniger.
Wie hoch sind die Zölle bisher?
Die USA erheben derzeit einen Basiszollsatz von 10 Prozent auf EU-Importe. Zusätzlich gibt es Zölle von 25 Prozent auf Autos und Autoteile sowie 50 Prozent auf Stahl und Aluminium.
Vor dem Handelskonflikt haben die USA und die EU laut der Commerzbank gegenseitige Zölle von etwa 2 Prozent erhoben. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer schätzt, dass der gewichtete Zollsatz der USA auf EU-Waren derzeit bei ungefähr 11 Prozent liegt.