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Varta greift zum Strohhalm – Aktionäre sollen leer ausgehen

Der Batteriehersteller geht radikale Schritte – und wählt ein Verfahren, das verhindern soll, dass ein operativ lebensfähiges Unternehmen in die Pleite rutscht. Auch Porsche spielt eine Rolle.

Mit den Schritten soll eine mögliche Insolvenz von Varta nachhaltig abgewendet werden. (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der angeschlagene Batteriekonzern Varta plant, die Alt-Aktionäre aus dem Unternehmen zu drängen, um im Kampf um das Überleben voranzukommen. Ebenso sollen Gläubiger auf einen Großteil ihres Geldes und ihrer Ansprüche verzichten – gegen diese Pläne des Unternehmens formiert sich bereits Widerstand.

Varta gab am Sonntagabend in Ellwangen bekannt, dass sie kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetz (StaRUG) anmelden werde. Dies solle dazu dienen, eine mögliche Insolvenz von Varta nachhaltig zu verhindern.

Bittere Nachricht für Aktionäre 

Die Mitteilung betonte die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz von Gläubigerinteressen. Für die bisherigen Aktionäre gab es jedoch eine bittere Nachricht: Beide Restrukturierungsvorschläge sehen eine Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf null Euro vor, gefolgt von einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und der Ausgabe neuer Aktien.

Da die aktuellen Aktionäre voraussichtlich nicht mit der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent des anwesenden Grundkapitals dem Verlust ihres gesamten Aktienpakets und dem vollständigen Ausscheiden aus dem Unternehmen zustimmen werden, plant Varta, das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuwenden.

Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass einzelne Aktionäre oder Gläubiger nicht die Möglichkeit haben, ein operativ lebensfähiges Unternehmen zu gefährden. Es wird auch vorgeschlagen, einen Schuldenschnitt durchzuführen, dem die Gläubiger jedoch nur zustimmen würden, wenn das Eigenkapital auf null reduziert wird.

Gespräche auch mit Porsche

Varta hat einen finanziellen Bedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Zur Deckung ist auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren vorgesehen. Der bisherige Mehrheitseigentümer Michael Tojner, der auch Aufsichtsratschef ist, und der Sportwagenbauer Porsche AG, der zum Volkswagen-Konzern gehört, verhandeln aktuell darüber. Porsche hatte zu Monatsbeginn angekündigt, das Geschäft für Elektroautobatterien von Varta übernehmen zu wollen.

Große Gläubiger sind laut Informationen aus Finanzkreisen skeptisch gegenüber dem heute skizzierten Plan, da sie von der geplanten Kapitalerhöhung ausgeschlossen wären. Die Gelegenheit, nach dem Kapitalschnitt neues Geld einzubringen und somit weiterhin am Unternehmen beteiligt zu sein, bliebe dem bisherigen Mehrheitsaktionär und Porsche vorbehalten. Dies sei nicht gerecht und widerspreche einer fairen Gleichbehandlung.

Nach Angaben großer Gläubiger ist dies jedoch eine Voraussetzung dafür, dass das StaRUG-Verfahren überhaupt Erfolg haben kann. Laut Kreisen wurden die Vorschläge der großen Gläubiger, die bereits seit einiger Zeit vorliegen, bisher nicht angemessen berücksichtigt. Dies, obwohl Varta-Chef Michael Ostermann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag betonte, dass er beide Vorschläge zum Wohl von Varta prüfen wolle.

Bei den Schulden, die Varta großen institutionellen Kreditgebern wie Banken und Hedge-Fonds schuldet, handelt es sich um einen Konsortialkredit und Schuldscheine in Höhe von knapp einer halben Milliarde Euro. Gläubigervertreter setzen daher darauf, enger in die geplanten Rettungsschritte eingebunden zu werden. Varta wurde 2017 für 17,50 Euro an die Börse gebracht. Lange Zeit war das Papier an der Börse gefragt. Anfang 2021 war der Kurs bis auf 181,30 Euro gestiegen, bevor es wieder rapide bergab ging. Am Freitag hatte die Aktie zum Xetra-Handelsschluss 10,32 Euro gekostet. Der Börsenwert des Unternehmens lag damit bei knapp 440 Millionen Euro. Etwas mehr als die Hälfte der Aktien sind im Eigentum von Montana Tech Components, die wiederum dem Aufsichtsratschef Michael Tojner gehört.

dpa