Die geplanten EU-Extrazölle auf amerikanische Produkte könnten für Fleischesser in Deutschland Folgen haben. Die USA sind größter Lieferant von Soja. Dies wird hierzulande als Futtermittel gebraucht.
Verbände warnen vor steigenden Fleischpreisen durch EU-Zölle
Der Handelskonflikt zwischen EU und USA könnte sich auch auf die Fleischpreise in Deutschland auswirken. Hintergrund sind die möglichen Zölle auf amerikanische Sojabohnen, die hierzulande in verarbeiteter Form als Viehfutter zum Einsatz kommen. «Es kann sein, dass Fleisch dadurch teurer wird», sagte der Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung, Hermann-Josef Baaken. Zuvor hatte das «Handelsblatt» berichtet.
Die USA sind der größte Lieferant von Sojabohnen nach Deutschland. Laut Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) stammen zwei Drittel der importierten 3,7 Millionen Tonnen im Jahr 2024 von dort. Ein beträchtlicher Anteil wird zu Sojaschrot verarbeitet, welches ein wichtiger Bestandteil von Futtermitteln für Schweine, Geflügel und Rinder ist und aufgrund des hohen Proteingehalts unverzichtbar ist. Allerdings werden weder in Deutschland noch in der EU ausreichend große Mengen produziert.
Der Verband der Fleischwirtschaft erwartet ebenfalls, dass die Beschaffungskosten für Soja durch EU-Strafzölle steigen würden. Und in der Folge auch die Kosten der Tierhalter und die Preise für tierische Produkte. Hauptgeschäftsführer Steffen Reiter sagte: «Wie hoch Preissteigerungen ausfallen könnten, kann derzeit nicht abgeschätzt werden.» Die Höhe der Zölle stehe bisher nicht fest, zudem sei unklar, ob und mit welchen Mengen andere Lieferländer die US-Importe ersetzen könnten.
«So viele Sojabohnen wie noch nie»
In Reaktion auf die eingeführten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte hat die EU kürzlich Gegenmaßnahmen für amerikanische Produkte angekündigt. Ab April sollen zunächst neue Zölle auf die Einfuhr von Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter erhoben werden. Weitere EU-Extrazölle könnten Mitte April folgen und US-importierte Agrarprodukte wie Soja betreffen.
Laut AMI-Marktexpertin Nadja Pooh ist das globale Soja-Angebot zurzeit groß. «So viele Sojabohnen wie aktuell hatten wir noch nie.» Andere wichtige Lieferländer waren zuletzt Brasilien und die Ukraine. Der Deutsche Bauernverband hält es für denkbar, auf andere Bezugsquellen auszuweichen. Generalsekretär Bernhard Krüsken erwartet durch die Zölle dennoch Auswirkungen auf die Preise.
Ähnlich äußerte sich der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels. «Zölle wirken sich zulasten der Verbraucher aus. Das ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schlecht», sagte Geschäftsführer Philipp Hennerkes. Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies wollte sich zu dem Thema auf Anfrage der dpa nicht äußern.