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Verband: Abhängigkeit von China gefährdet Arzneiversorgung

Engpässe bei manchen Medikamenten, darunter Fiebersäfte für Kinder, schüren immer wieder Sorgen über die Patientenversorgung. Eine Studie warnt, China könne Abhängigkeiten als Druckmittel einsetzen.

In Deutschland gibt es immer wieder Engpässe bei Arzneien. (Archivbild)
Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Der Pharmaverband Pro Generika warnt in einer neuen Studie davor, dass Deutschland bei vielen Arzneien auf China angewiesen ist. China könnte diese Abhängigkeit als politisches Druckmittel nutzen, ähnlich wie im Zollstreit mit den USA bei Seltenen Erden. Antibiotika, Diabetesmedikamente und Schmerzmittel sind betroffen.

In der Analyse wird darauf hingewiesen, dass ein möglicher Lieferstopp von Wirkstoffen für Generika zu erheblichen Engpässen in der Arzneimittelversorgung in Deutschland führen würde. Es wurden 56 Wirkstoffe untersucht, die als versorgungsrelevant gelten, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Diabetes-Medikamente und biopharmazeutische Generika. Das Ergebnis zeigt, dass bei 20 der Wirkstoffe, also mehr als einem Drittel, der Anteil chinesischer Hersteller so hoch ist, dass die Versorgung bei einem Lieferstopp gefährdet wäre. Besonders betroffen wären Antibiotika sowie Diabetes- und Schmerzmittel.

Lieferungen aus China kaum ersetzbar

Chinesische Produzenten hätten in den vergangenen Jahren gezielt in Anlagen etwa für antibiotische Wirkstoffe investiert und sich zu zentralen Zulieferern weltweit entwickelt. Bei einem Ausfall stünden keine ausreichenden alternativen Bezugsquellen am Weltmarkt bereit, «ein kurzfristiger Ausbau eigener Kapazitäten ist technisch nicht möglich».

Die Autoren der Studie für Pro Generika kommen unter anderem vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem European Union Institute for Security Studies. Der Verband vertritt die Interessen der Generika-Hersteller. Solche Nachahmerprodukte von Arzneien, deren Patentschutz abgelaufen ist, spielen wegen niedriger Preise eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem. Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, fordert ein Einschreiten der Politik, um Abhängigkeiten zu verhindern. «Sie darf nicht zulassen, dass wir genau so enden wie beim russischen Gas.»

Hersteller beklagen Kostendruck

Die Knappheit von Medikamenten wie Fiebersäften oder Schmerzmitteln wird regelmäßig thematisiert. Pharmaverbände wie Pro Generika fordern seit langem weniger strenge Vorgaben von der Politik, die die Arzneimittelpreise reguliert. Sie machen den Kostendruck dafür verantwortlich, dass sich Hersteller in Deutschland beispielsweise aus der Produktion von Fiebersäften oder Penicillin zurückgezogen haben.

Möglicherweise könnten Generika von Exportstopps betroffen sein, behaupten die Autoren der Studie. Chinesische öffentliche Dokumente wie Fünfjahrespläne legen nahe, dass Peking Exportbeschränkungen als Druckmittel in Betracht zieht. Der Verband vergleicht dies mit den Exportkontrollen für Seltene Erden, die China im Zollstreit mit den USA einsetzt.

Europa mag zwar einen Vorsprung bei innovativen Arzneimitteln wie Biopharmazeutika haben. Doch China holt auf, warnt Pro Generika. Das Land ist auf dem besten Weg, ein globaler Innovationsmotor in der Arzneimittelentwicklung zu werden. Deutschland muss seine Produktionsstandorte sichern, Lieferketten breiter aufstellen und Innovationen fördern.

dpa