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Verband: Gründerbranche hat noch Nachholbedarf

Online-Shopping, Essenslieferungen oder Finanzgeschäfte per App: Start-ups sind in manchen Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Die Branche ist zuletzt stark gewachsen. Doch es bleibt Luft nach oben.

Zwei Männer in einem Coworking-Space. In Deutschland sieht die Start-up-Branche im internationalen Vergleich noch einigen Aufholbedarf.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die deutsche Start-up-Branche sieht trotz großer Fortschritte in den vergangenen Jahren noch einigen Aufholbedarf gegenüber der internationalen Konkurrenz. «Wir sehen einen klaren Aufwärtstrend, aber auch einen deutlichen Rückstand zu Top-Standorten», erklärte der Startup-Verband am Mittwoch.

Zwar gebe es in Deutschland über 1000 Start-ups mit mindestens 50 Beschäftigten und 31 Wachstumsfirmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Euro («Einhorn»), doch der Abstand der Branche insgesamt zu anderen Ländern sei immens. So habe sich die summierte Unternehmensbewertung deutscher Start-ups binnen fünf Jahren auf 168 Milliarden Euro rund versechsfacht. Doch das entspreche weniger als 5 Prozent der Wirtschaftsleistung. In Frankreich seien es fast 7, in Großbritannien gut 13 Prozent und den USA 16 Prozent. Auch sei der Gründergeist in Deutschland vergleichsweise schwach ausgeprägt.

Schwachstelle Wagniskapital

Daten zeigten ferner, dass die Bundesrepublik beim investierten Wagniskapital pro Kopf deutlich schwächer abschneide als Frankreich und vor allem als die technologiestarken USA. Auch wenn sich das investierte Wagniskapital seit 2018 auf knapp zehn Milliarden Euro mehr als verdoppelte: Pro Kopf waren die Wagniskapital-Investitionen in den USA 2022 fünfmal so hoch.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie Geld für Wachstum brauchen, bevor sie Gewinne schreiben. Große Fonds und Konzerne beteiligen sich mit Wagniskapital an jungen Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Die Höhe des eingeworbenen Geldes gilt als entscheidend für den Erfolg der Gründerbranche.

Ein weiteres Problem sei die hohe Abhängigkeit deutscher Start-ups von internationalen Investoren. Nur ein Viertel des Finanzierungsvolumens komme von nationalen Geldgebern, «so gering ist der Anteil in keinem anderen maßgeblichen europäischen Start-up- Standort», stellte der Verband fest. Während in den USA viele große Wagniskapitalfonds beheimatet sind, fehlt es in Deutschland an finanzkräftigen Geldgebern. Bei großen Finanzierungsrunden sind angelsächsische Investoren unverzichtbar.

Die stellvertretende Vorsitzende des Verbands, Lina Behrens, forderte eine schnellere Einwanderung und international wettbewerbsfähige Reglungen zur Mitarbeiterbeteiligung. «Bei Wachstum und Skalierung sind Talente der entscheidende Faktor, deshalb wird der Fachkräftemangel für Start-ups immer stärker zum Problem.»

dpa