Ein möglicher Handelskonflikt mit den USA könnte die Arzneiproduktion in Deutschland gefährden und die Medikamentenversorgung beeinträchtigen. Es steht viel auf dem Spiel für die exportstarke Pharmaindustrie.
Pharmabranche in Sorge: Handelskonflikt mit USA bedroht Gesundheitsversorgung
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Laut einer Analyse des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, würde ein Handelskonflikt mit den USA unter Donald Trump die deutsche Pharmabranche besonders hart treffen und Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung hierzulande haben.
Für die exportstarke Pharmaindustrie seien funktionierende internationale Handelsbeziehungen zentral, schreibt VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen darin. «Ein Handelskonflikt zwischen der EU und den USA hätte erhebliche Auswirkungen auf die Branche, mit gravierenden Konsequenzen für die Versorgung im Gesundheitswesen und die Beschäftigung in den Unternehmen.»
US-Anteil bei Pharmaexporten höher als bei Autos
Laut der Studie sind die USA der bedeutendste Absatzmarkt für die deutsche Pharmaindustrie. Im Jahr 2023 wurden Arzneimittel im Wert von 26 Milliarden Euro exportiert, was fast ein Viertel der Branchen-Exporte ausmacht – der höchste Anteil im Vergleich zu anderen Branchen hierzulande, noch vor Maschinen und Autos. Besonders wichtig ist der Export von Impfstoffen in die USA.
Gleichzeitig importierte Deutschland Pharmazeutika im Wert von 12,5 Milliarden Euro (17 Prozent) aus den USA. Rund zwölf Prozent der Vorprodukte (ca. 1,4 Milliarden Euro) für die Arzneimittelherstellung hierzulande stammen ebenfalls aus den Vereinigten Staaten, darunter Grundstoffe und Chemikalien. Die USA sind somit das wichtigste Zulieferland für die Pharmabranche, noch vor den Niederlanden und der Schweiz (jeweils elf Prozent) sowie Irland (zehn Prozent).
Vorprodukte aus den USA für Arzneiherstellung wichtig
«Im Ernstfall eines Handelskriegs könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen», sagt Michelsen. «Damit würde die Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten mit Folgen für die Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der Pharmaproduktion.»
Michelsen erwähnt die Herausforderungen während der Corona-Pandemie. Zu dieser Zeit gab es in den USA einen Exportstopp für Lipide, die für Impfstoffe notwendig sind. Die Auswirkungen waren auch in Deutschland zu spüren.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent und für Einfuhren aus China auf 60 Prozent zu erhöhen. Ökonomen befürchten Handelskonflikte mit den USA und Gegenreaktionen der EU, die letztendlich viele Arbeitsplätze in Deutschland kosten könnten.
«US-Schutzzölle wären Gift für die Industriekonjunktur»
Die deutschen Exporte würden erheblich unter Druck geraten, sollte Trump Ernst machen und Zölle erheben, schreibt der VFA. «Neue US-Schutzzölle wären Gift für die Industriekonjunktur.» Seit der Finanzkrise sei der US-Anteil an den deutschen Exporten gestiegen, zuletzt auf mehr als zehn Prozent. Für heimische Schlüsselindustrien seien die USA meist der wichtigste Absatzmarkt. Besonders gravierend wäre ein Handelskonflikt im Pharma-Bereich. «Europas Ziel muss es daher sein, einen Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden.»