Experten erwarten Anstieg der Käufe um 14%, Umsatz um 18% – steigende Bauzinsen belasten Käufer.
Deutscher Immobilienmarkt erwacht zum Leben
Der Immobilienmarkt in Deutschland gewinnt wieder an Fahrt, mit steigenden Preisen, mehr Transaktionen und mutigeren Käufern. Allerdings werden Käufer durch höhere Bauzinsen belastet. Experten prognostizieren, dass die Marke von vier Prozent bald erreicht werden könnte.
Das Hamburger Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung prognostiziert für das Jahr 2025 eine signifikante Zunahme bei den Käufen von Wohnungen, Eigenheimen und Bauland. «Die Kaufzurückhaltung am deutschen Immobilienmarkt löst sich nach und nach auf, vor allem private Käufer kehren in den Markt zurück», schreibt Gewos-Immobilienexperte Sebastian Wunsch.
«Vertrauen bei Käufern wächst»
Das Institut erwartet konkret, dass die Anzahl der Wohnimmobilienkäufe in diesem Jahr auf etwa 656.000 steigt – ein Anstieg um gut 14 Prozent im Vergleich zu 2024. Eine Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und auf einer Analyse abgeschlossener Kaufverträge basiert, belegt dies.
Der Umsatz mit Eigenheimen, Eigentumswohnungen, Mehrfamilienhäusern und Wohnbauland wird voraussichtlich um 18 Prozent auf etwa 221 Milliarden Euro steigen, nach rund 188 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Auf diese Weise erholt sich der Immobilienmarkt weiterhin von seinem Rückschlag ab 2022, als stark steigende Zinsen den Boom beendeten und die Preise fielen.
Laut Wunsch wächst bei potenziellen Käufern das Vertrauen, eine Immobilienfinanzierung zu bewältigen. Außerdem weichen einige Personen auf Wohneigentum aus, aufgrund der hohen Mieten.
Zumindest bei Eigenheimen sowie bei Eigentumswohnungen im Bestand dürfte das Vorkrisenniveau von 2021 übertroffen werden, so die Prognose. Das erste Halbjahr sei stark verlaufen, sodass man 2025 mit einem Anstieg der Käufe um rund 13 Prozent rechne. Bei Bauland und Neubauwohnungen bleibe man dagegen noch mehr als 40 Prozent unter Vorkrisenniveau.
Bald wieder vier Prozent Bauzins?
Käufer müssen jedoch tendenziell höhere Kreditzinsen akzeptieren. Laut FMH-Finanzberatung betrugen die jährlichen Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite zuletzt etwa 3,7 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch 3,3 Prozent.
FMH-Gründer Max Herbst hält einen Anstieg auf 4 Prozent bis Jahresende für möglich. Er weist darauf hin, dass die Bauzinsen nicht von den gesunkenen Leitzinsen der EZB abhängen, sondern von der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Und die könnte wegen der Konjunkturflaute und steigenden Staatsverschuldung steigen: «Es hängt davon ab, ob Investoren Deutschland die wirtschaftliche Wende zutrauen, der Bundesrepublik als Schuldner vertrauen oder steigende Risikoaufschläge verlangen.»
Preise noch gedämpft
Da Käufer oft hohe Summen per Kredit finanzieren, können schon kleine Zinsaufschläge teuer werden. Herbst glaubt jedoch nicht, dass die Erholung am Immobilienmarkt so schnell endet. «2022 sind die Bauzinsen in einem halben Jahr von einem auf 3,3 Prozent gestiegen». Solch einen Anstieg gebe es jetzt nicht.
Potenzielle Käufer haben laut Gewos-Experte Wunsch wieder eine größere Auswahl und können von leicht gesunkenen Preisen profitieren. Das aktuelle Preisniveau für Bestandswohnungen liegt immerhin 6 Prozent unter dem Rekord aus dem letzten Immobilienboom, bei Eigenheimen sind es 7 Prozent.