Biomüll ist eine gute Sache: Ein Teil des Abfalls, den man erzeugt hat, kommt zurück in den Kreislauf, etwa als Kompost in den Garten. Doch der Inhalt so mancher Biotonne ist alles andere als bio.
Verschärfte Biotonnen-Kontrollen in vielen Kommunen
Etwa 40 Kommunen in Deutschland werden in den nächsten vier Wochen verstärkte Kontrollen von Biotonnen durchführen müssen. Sollte eine Biotonne viele Plastik- und andere Störstoffe enthalten, wird sie nicht geleert, wie der Verein wirfuerbio in Elmenhorst mitteilte.
Vereinsmitglieder sind kommunale Entsorgungsbetriebe. Diese beteiligen sich nun an der vierwöchigen Kampagne: Ihre Müllwerker sollen genau hinsehen und gegebenenfalls eine Rote Karte verteilen. Diese wird entweder als Anhänger angebracht oder als Aufkleber auf die Tonne geklebt. Wenn die Bewohner des betroffenen Hauses sich nicht um die Entfernung der Störstoffe kümmern, werden diese später als Restmüll entsorgt. Dies könnte 40 Euro kosten, so der Verein.
Die Überprüfungen werden im Zuge der Kampagne in Städten wie Lübeck, Göttingen, Magdeburg, Kaiserslautern und Ulm sowie in vielen verschiedenen Landkreisen im gesamten Bundesgebiet durchgeführt.
An einigen Orten werden bereits solche Kontrollen für Biomüll durchgeführt, während sie an anderen Orten bisher nicht oder nur gelegentlich stattfinden. Der Verein möchte mit seiner koordinierten Kampagne das Problem nun jedoch verstärkt in die Öffentlichkeit und somit ins Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher rücken.
Während der Kontrollen werden auch Sensoren eingesetzt, die am Müllwagen angebracht sind: Wenn eine Biotonne geöffnet und zur Entleerung angehoben wird, überprüfen die Sensoren kurz den Inhalt – wenn sie zu viele Fremdstoffe erkennen, wird die Tonne ungeleert zurück auf die Straße gebracht. Einige Müllabfuhren lassen ihre Mitarbeiter einen Blick hineinwerfen und sicherstellen, dass sich kein Plastik in der Tonne befindet. Auch Tüten aus kompostierbarem Bioplastik sind nicht erwünscht – obwohl sie umweltfreundlich wirken, sind sie es nicht, da ihr Abbau aus Sicht der meisten der Abfallbranche zu lange dauert.
Neue Regeln sollen Qualität verbessern
Biomüll wird zur Erzeugung von Energie in Biogasanlagen verwendet. Darüber hinaus wird er zu Kompost verarbeitet, der als Dünger in der Landwirtschaft oder im Garten eingesetzt wird. Ein Problem entsteht jedoch, wenn organische Abfälle Plastik enthalten und Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Seit Mai gibt es strenge staatliche Vorschriften, die besagen, dass Biomüll nicht mehr als ein Prozent Plastik und insgesamt nicht mehr als drei Prozent Fremdstoffe enthalten darf. Windeln, Katzenstreu, lackiertes Holz und Leder sind ebenfalls verboten.
Die Überprüfung dieser staatlichen Vorschrift erfolgt jedoch erst, wenn die Müllwagen den Müll an einer Entsorgungsanlage entladen. Wenn dann festgestellt wird, dass zu viel Plastik, Glas oder Konservendosen enthalten sind, muss die Müllabfuhr den Biomüll wieder mitnehmen. Um dies zu vermeiden, möchten die kommunalen Entsorgungsbetriebe die Verbraucher stärker in die Verantwortung nehmen: Sie sollen aufmerksamer sein und nur das in die braune Tonne werfen, was dort hineingehört, wie beispielsweise Grünschnitt und pflanzliche Küchenabfälle.
Störstoff-Biomüll stellt insbesondere in großen Mietshäusern ein Problem dar: Da viele Menschen eine Biotonne nutzen, ist nicht nachvollziehbar, von wem die Plastikschale oder die Alufolie stammt. Oftmals resultieren falsche Befüllungen jedoch aus Unwissenheit. Ein häufiger Fehler ist zum Beispiel, dass Obstschalen oder welkender Salat in Plastiktüten gesammelt und dann mitsamt der Tüte in die Biotonne geworfen werden. Es ist ratsam, Zeitungspapier oder Papiertüten zu verwenden oder den organischen Abfall unverpackt in die Tonne zu geben.