Jahrzehntelang war Vodafone Platzhirsch beim Fernsehgeschäft in Deutschland. Doch die fetten Jahre sind vorbei, das «Nebenkostenprivileg» ist Geschichte. Das macht sich in Geschäftszahlen bemerkbar.
Vodafone steckt im TV-Geschäft im Abwärtssog
Trotz einer folgenreichen Gesetzesänderung vor einiger Zeit verliert der Telekommunikationsanbieter Vodafone weiterhin im Fernsehgeschäft an Boden. Im vierten Quartal des am Ende März abgelaufenen Geschäftsjahres sei die Anzahl der TV-Kunden um 81.000 auf etwa 8,8 Millionen gesunken, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit.
Im vierten Quartal betrug das Minus 66.000. Es ist überraschend, dass sich der Abwärtstrend wieder verstärkt hat, obwohl die Folgen der Gesetzesänderung im vierten Quartal keine Rolle mehr spielten. Dennoch setzt sich der Abwärtssog fort, wie die neuesten Zahlen zeigen.
Gesetzgeber hat Nebenkostenprivileg gekippt
Seit Anfang Juli ist es Vermietern nicht mehr erlaubt, die Kosten für einen TV-Anschluss über die Nebenkostenabrechnung auf ihre Mieter umzulegen. Diese langjährige Praxis hatte Vodafone auf dem Fernsehmarkt erhebliche Vorteile verschafft, da Millionen Mieter praktisch automatisch Kunden waren – ob sie es wollten oder nicht, sie waren Teil von Massenverträgen zwischen ihrem Vermieter und Vodafone. Konkurrenten wie die Deutsche Telekom mit Magenta TV hatten es schwer.
Das ist inzwischen anders, das «Nebenkostenprivileg» ist seit vergangenem Sommer Geschichte. Seither müssen Mieter entweder selbst Verträge mit einem Anbieter abschließen oder sie schließen sich freiwillig einem Vertragskonstrukt an, das abseits der Nebenkostenrechnung läuft. Viele Kunden kehrten Vodafone den Rücken und wechselten zu Magenta TV, Zattoo oder Waipu – oder sie fielen komplett aus dem Markt, da ihnen der normale Internetzugang reichte. Öffentlich-rechtliche Sender kann man beispielsweise in der ARD Mediathek sehen, ohne dafür Extrakosten zu haben.
Vodafone bekam die Marktveränderung vergangenes Jahr stark zu spüren, im Sommerquartal 2024 sackte die TV-Kundenzahl in Deutschland um 2,2 Millionen ab. Im Herbstquartal schwächte sich das Minus deutlich ab. Damals gab sich Deutschlandchef Marcel de Groot aber zuversichtlich und sagte, der durch die Gesetzesänderung ausgelöste Kundenrückgang sei «nahezu gestoppt» worden.
Es zeigt sich nun, dass Vodafone nach wie vor unter Druck am Markt steht und der Wettbewerbsdruck hoch ist. Mit etwa 8,8 Millionen Kunden ist das Fernsehgeschäft für das Unternehmen von großer Bedeutung, wodurch Vodafone weiterhin in diesem Marktsegment in Deutschland an erster Stelle bleibt – als Marktführer hat das Unternehmen entsprechend viel zu verlieren.
Der Konkurrent Telekom verzeichnet mit seinem Magenta TV einen Anstieg, im ersten Quartal des Jahres konnte der Bonner Konzern 37.000 Vertragskunden hinzugewinnen. Insgesamt sind die Fernsehzuwächse der Telekom in den letzten Quartalen jedoch eher enttäuschend, besonders da der Konzern viel Geld für Werbung ausgegeben hat.
Betriebsgewinn von Vodafone sackt ab
Vodafone-Deutschlandchef de Groot wertet die Geschäftszahlen seiner Firma positiv. «Vor dem Hintergrund des Wegfalls der Umlage von TV-Kosten und eines verschärften Wettbewerbs arbeiten wir umso intensiver an der Transformation des Unternehmens», sagte er. Man habe das Ziel erreicht, die Hälfte der von der Gesetzesänderung betroffenen TV-Verträge bei Vodafone zu halten. Außerdem weist er auf den leichten Zuwachs bei Mobilfunk-Vertragskunden hin.
Im Geschäftsjahr 2024/25 erzielte Vodafone in Deutschland einen Serviceumsatz von 10,9 Milliarden Euro, was einem Rückgang von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In der Festnetz-Sparte sanken die Erlöse sogar um 8,1 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Das Gesamt-Betriebsergebnis (EbitDAal) verringerte sich um 12,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Der Hauptgrund für diese negative Entwicklung waren die Kundenverluste im Fernsehgeschäft.