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VW: Volkswagen verkauft umstrittenes Werk in China

Der Verkauf des Werks in Urumqi an chinesisches Staatsunternehmen SMVIC wurde aufgrund wirtschaftlicher Gründe besiegelt.

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VWs Werk in Xinjiang war wegen Zwangsarbeitsvorwürfen umstritten. (Archivbild)
Foto: Stephan Scheuer/dpa

Volkswagen zieht sich aus seinem umstrittenen Engagement in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang zurück. Das Werk in Urumqi, das mit dem chinesischen Staatskonzern Saic als Partner betrieben wurde, sei verkauft worden, teilte der Volkswagen-Konzern am Mittwoch mit. Käufer ist das chinesische Staatsunternehmen SMVIC, das im Gebrauchtwagengeschäft tätig ist.

VW untersuchte die Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Uiguren-Minderheit in Urumqi im Nordwesten Chinas, die lange Zeit in der Kritik standen.

Volkswagen hatte das Werk in Zusammenarbeit mit dem Autobauer Saic als Joint-Venture betrieben. Der Verkauf erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen. Es wurde monatelang über die Zukunft des Werkes verhandelt. Seit 2019 werden in Xinjiang keine Autos mehr produziert.

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Die Wolfsburger haben am Dienstag ihren Kooperationsvertrag mit Saic um weitere zehn Jahre bis 2040 verlängert. Zwischen dem Rückzug aus Xinjiang, der vor wenigen Tagen besiegelt wurde, und der Vertragsverlängerung besteht jedoch kein Zusammenhang, erklärte Volkswagen.

VW plant, ab 2026 in China eine neue Produktoffensive zu starten und bis zum Ende des Jahrzehnts mit Saic 18 neue Modelle der Kernmarke Volkswagen und von Audi auf den Markt zu bringen. Davon sollen 15 speziell für den chinesischen Markt sein. Bis 2030 strebt der VW-Konzern an, jährlich vier Millionen Autos zu verkaufen und so einen Marktanteil von 15 Prozent in China zu erreichen. Im letzten Jahr betrug der Anteil laut Angaben von VW 14,5 Prozent.

Die Vorwürfe in Xinjiang

Volkswagen eröffnete 2013 das Werk in der Provinzhauptstadt Urumqi in Zusammenarbeit mit Saic – mit einer geplanten Vertragslaufzeit bis 2029. Nach Angaben von VW hatte Saic die Mehrheit an dem Standort, wo Fahrzeuge für den Verkauf im Westen Chinas montiert wurden. Allerdings scheiterte das Vorhaben aufgrund des schwächer als erwarteten Marktes.

Stattdessen gab es in den letzten Jahren schwere Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Zwangsarbeit in der Fabrik. In Xinjiang leben viele Uiguren – eine muslimische Minderheit. Laut Menschenrechtlern wurden Hunderttausende von ihnen über Jahre unterdrückt, zur Arbeit gezwungen oder in Umerziehungslager gesteckt. China leugnet die Vorwürfe.

In verschiedenen Teilen Chinas, einschließlich der Region, hatten Extremisten über Jahre hinweg tödliche Terroranschläge verübt. Ab dem Jahr 2014 griff Peking schließlich hart gegen muslimische Minderheiten im rohstoffreichen Xinjiang durch.

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Eine schwierige Aufarbeitung

VW hatte nach den Vorwürfen im Sommer 2023 ein Unternehmen beauftragt, die Arbeitsbedingungen in dem Werk mit Blick auf die Vorwürfe zu untersuchen. Im Dezember teilte die Prüfer mit, man habe keine Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden finden können. Kritiker bemängelten, die Anonymität der befragten Mitarbeiter in der Untersuchung sei nicht ausreichend geschützt worden.

Im Februar erklärte Volkswagen schließlich, dass es Gespräche mit Saic über die zukünftige Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten in Xinjiang führt. Der Rückzug aus der Provinz gestaltete sich jedoch schwierig, da auch Saic zustimmen musste.

Die Partner von VW in China

Volkswagen hat bereits in den 80er Jahren ein Joint Venture mit der Shanghai Automotive Industry Corporation (Saic) gegründet. Dieses Joint Venture war der Grundstein für Volkswagens Expansion in den chinesischen Markt. Später wurde ein weiteres Joint Venture mit der China First Automobile Works (FAW) gegründet. Im Jahr 2017 gründete VW auch ein Joint Venture mit der Anhui Jianghuai Automobile (JAC), das sich auf die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen konzentrierte. Darüber hinaus hat Volkswagen eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Elektrofahrzeughersteller Xpeng geschlossen.

Für lange Zeit waren ausländische Autobauer in China gezwungen, ihre Fahrzeuge ausschließlich über Joint Ventures mit lokalen Partnern zu produzieren. Diese Regelung ermöglichte den Zugang zum riesigen chinesischen Markt, führte jedoch auch zu Technologietransfers. In den letzten Jahren begann Peking, die Vorschriften zu lockern, bis sie schließlich 2022 vollständig aufgehoben wurden. Volkswagen blieb dennoch seinen chinesischen Partnern treu. Insgesamt betreibt der VW-Konzern nun 38 Fabriken in der Volksrepublik, ohne Urumqi.

Wer übernimmt das Xinjiang-Werk?

Der Käufer des Werkes in Urumqi sowie der beiden Teststrecken in Turpan und Anting mit seinen verbliebenen etwas mehr als 170 Mitarbeitern ist ein Staatsbetrieb aus Shanghai. Der neue Besitzer habe die Übernahme der verbliebenen Angestellten zugesichert, hieß es.

VW hatte aufgrund des schwachen Fahrzeugmarktes in der Region und der Corona-Pandemie auch Schwierigkeiten mit dem Werk. Seit 2019 wurden dort keine Autos mehr hergestellt. Die Belegschaft, von der laut älteren Angaben von VW fast ein Viertel einer ethnischen Minderheit angehörte, kümmerte sich zuletzt um die technische Inbetriebnahme von Fahrzeugen wie dem VW Passat oder Lavida, indem sie beispielsweise das Fahrwerk einstellten oder weitere Prüfungen durchführten. In seinen besten Jahren zwischen 2015 und 2019 hatte das Werk laut VW etwa 650 Mitarbeiter.

Weitere Werke möglicherweise auf dem Prüfstand

VW plant, sein Produktionsnetzwerk über Xinjiang hinaus weiter anzupassen, wie es hieß. Die Standorte sollen für den Schwerpunkt auf Elektrifizierung umgerüstet werden. VW zufolge ist dies jedoch nicht in allen Werken möglich. In der Vergangenheit gab es bereits Spekulationen, dass sich VW möglicherweise von seinem Werk in Ostchina, Nanjing, trennen könnte.

Zuletzt hatte sich deutlich gezeigt, dass VW in einer Krise steckt. In Deutschland sorgen sich die Beschäftigten vor Werksschließungen oder Kündigungen. Auch in China hat sich die Lage sichtlicher verschlechtert. Das «Reich der Mitte» garantierte den Wolfsburgern über Jahrzehnte sprudelnde Gewinne. 

Experten zufolge hat der Konzern in China den Beginn der E-Mobilität verpasst und hohe Kosten bei geringer Auslastung gehabt. VW hat zwar Elektroautos speziell für den chinesischen Markt eingeführt, aber im harten Preiskampf mit chinesischen Konkurrenten wie BYD oder Li Auto hinkt die Marke bisher hinterher. Laut Volkswagen wird es daher bis 2025 noch schwierig sein. Erst ab 2026 soll der Trend wieder nach oben gehen.

dpa