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Google Maps: Von der Idee zum Milliarden-Geschäft

Die Erfolgsgeschichte von Google Maps begann vor 20 Jahren mit einer bahnbrechenden Idee, die die Navigation revolutionierte und weltweit genutzt wird.

Über zwei Milliarden Nutzer pro Monat verwenden Google Maps, um Orte zu lokalisieren oder sich navigieren zu lassen
Foto: picture alliance / Armin Weigel/dpa

Google Maps ist eine der beliebtesten Apps und digitalen Anwendungen überhaupt. Jeden Monat nutzen über zwei Milliarden Nutzer den Service, um Orte zu finden oder sich navigieren zu lassen – egal ob im Auto, Zug, Fahrrad oder zu Fuß. Mit dieser Unterstützung werden weltweit fast 780 Milliarden Kilometer pro Jahr zurückgelegt.

Vor 20 Jahren, am 8. Februar 2005, startete Google Maps in den USA als Desktop-Anwendung für den Webbrowser. Obwohl es zu dieser Zeit bereits Online-Karten von anderen Anbietern gab, war der beliebteste Dienst Mapquest. Allerdings war die Nutzung nicht so reibungslos wie heute aufgrund langsamer Datenverbindungen und der Notwendigkeit, Karten bei jeder Zoomänderung in Echtzeit neu zu generieren.

Durchbruch mit Kacheln

Erst mit dem Mapping-Projekt namens «Where 2 Technologies» gelang den dänischen Brüdern Lars und Jens Eilstrup Rasmussen 2003 der konzeptionelle Durchbruch, der zwei Jahre später Google Maps ermöglichen sollte: «Wir zeichnen einfach alle Karten im Voraus in Kacheln», sagte Jens seinem Bruder. «Und dabei stecken wir viel Rechenleistung in die Erstellung, damit sie wirklich schön werden.» Die Kacheln sollten dann auf der Website zusammengesetzt werden.

Nach dem Zusammenbruch der Internetblase im Jahr 2002 war es zu dieser Zeit eine Herausforderung, Investoren für die konkrete technische Umsetzung der innovativen Idee zu finden. Die beiden Brüder standen 2004 kurz vor der persönlichen Insolvenz, bevor sie über den Risikokapitalgeber Ram Shriram 2004 Verbindungen zu Google herstellten.

Danach ging alles rasant: Im Oktober 2004 übernahm Google «Where 2 Technologies» und verwandelte das Projekt in das, was fünf Monate später zu Google Maps werden sollte. Die Übernahme war Teil einer strategischen Maßnahme von Google im Wettstreit mit Yahoo, zu der auch der Kauf von Keyhole gehörte, einem Unternehmen für die Visualisierung von Geodaten. Im Einkaufskorb von Google landete auch ZipDash, ein Start-up zur Analyse von Verkehrsdaten, um voraussichtliche Ankunftszeiten und Verzögerungen auf der Strecke anzuzeigen. Diese drei Übernahmen bildeten die Grundlage für den Start von Google Maps am 8. Februar 2005 in den USA.

Vom Schreibtisch in die Hosentasche

Knapp ein Jahr später, am 26. April 2006, wurde Google Maps auch in Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien eingeführt. Bis heute hat Google über 250 Länder kartografiert. Neun Monate später sorgte dann Apple für Furore. Als Mitbegründer Steve Jobs am 24. Januar 2007 in San Francisco das erste iPhone präsentierte, war Google Maps auf jedem Apple-Smartphone vorinstalliert. Im September 2008 erhielt auch das hauseigene Mobilbetriebssystem von Google, Android, seine eigene Karten-App. Somit zog die Kartenanwendung vom Schreibtisch in die Hosentasche und wurde allgegenwärtig.

Steve Jobs stellt Google Maps auf dem ersten iPhone vor (ab Minute 45:55)

Bis zu diesem Zeitpunkt war Google bei der Kartenerstellung fast ausschließlich auf Daten von Spezialanbietern angewiesen. Das änderte sich jedoch. Im Mai 2007 begann das Unternehmen, eigene Kartendaten mit Kamerafahrzeugen zu sammeln. Dadurch entstand auch der Service Street View mit Fotos von Straßenzügen. Um Bilder an schwer erreichbaren Orten aufzunehmen, setzte Google später nicht nur auf Kameraautos, sondern auch auf Schneemobile, Boote, Schafe, Kamele und sogar Pfadfindergruppen.

Blutige Nase mit Street View in Deutschland

Die Nutzer in den Ländern, in denen Google Street View verfügbar war, waren begeistert, ihre eigene Nachbarschaft oder Ziele in der Ferne virtuell in einer 360-Grad-Perspektive erkunden zu können. In Deutschland erlitt Google jedoch eine Niederlage. Datenschützer zwangen 2010 betroffene Bürger, Unternehmen und Organisationen dazu, die Straßenaufnahmen ihrer Häuser zu verpixeln. Dies führte dazu, dass die Straßen in Deutschland jahrelang nicht mit aktuellen Fotos in Google Maps angezeigt wurden. Erst im Sommer 2023 kehrte Street View mit aktuellen Bildern zurück. Während 13 Jahre zuvor viele Bürger der Darstellung ihrer Häuser und Wohnungen widersprochen hatten, gab es bei der Neuauflage kaum noch Einwände.

20 Jahre nach dem Start ist Google Maps ein wichtiger Bestandteil des Werbegeschäfts des Konzerns. Google verdient Geld unter anderem durch die Integration von Werbeanzeigen in Google Maps. Mit seinen Geo-Daten und der Kartendarstellung ist Google inzwischen auch ein Zulieferer der Automobil-Branche. Der Elektroauto-Hersteller Polestar verlässt sich vollständig auf die Daten des Internet-Konzerns. Andere Hersteller wie Mercedes-Benz kombinieren die Google-Dienste mit Daten von Spezialanbietern wie Here Technologies.

KI erkennt Straßenänderungen

Bei Google Maps liegt der Fokus derzeit auf der Integration von Künstlicher Intelligenz in die Technologie. Dadurch sollen Veränderungen in der Verkehrsführung rasch erkannt werden, wenn beispielsweise eine Straße gesperrt wird oder eine Ampelkreuzung zu einem Kreisverkehr umgebaut wird.

KI soll auch bei der Nutzung des Dienstes unterstützen. In Zukunft wird es beispielsweise möglich sein, Google Maps zu fragen, welche Orte in einer bestimmten Entfernung geeignet sind, um den Geburtstag der achtjährigen Tochter zu feiern.

dpa