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Vonovia will 2023 alle Neubau-Starts verschieben

Weil Inflation und Zinsen stark gestiegen sind, will der Immobilienriese Vonovia in diesem Jahr nicht mit dem Neubau von Wohnungen beginnen. Das Bauministerium hat dafür kein Verständnis.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia plant in diesem Jahr keine Neubauten.
Foto: Marcel Kusch/dpa/Archivbild

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia tritt beim Wohnungsneubau stärker auf die Bremse als noch Anfang November angekündigt. «Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubau-Projekten haben», sagte Entwicklungsvorstand Daniel Riedl der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». «Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen, und davor können wir nicht die Augen verschließen.» Man müsse daher abwarten, bis wieder Kapital zu akzeptabler Verzinsung zur Verfügung stehe oder eine entsprechende Förderung Bauen ermögliche.

Das Bundesbauministerium kritisierte die Ankündigung. «Auch wenn wir turbulente Zeiten in der Bauwirtschaft auf Grund der Zinswende haben: Vonovia kann sich als größtes Wohnungsunternehmen nicht aus der Verantwortung stehlen», sagte die Parlamentarische Staatssekretärin Cansel Kiziltepe (SPD) dem «Handelsblatt». «Vonovia sollte Dividendenzahlungen einstellen und das Geld zur Absicherung des Neubaus verwenden.»

Das Neubauziel der Ampel rückt in weite Ferne

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Ulrich Lange, bewertete die Vonovia-Ankündigung in den Zeitungen der Mediengruppe Bayern als «fatales Zeugnis für die Baupolitik der Ampel-Regierung». «Baupolitisch stehen wir schon am Abgrund – die Ziele der Ampel werden krachend verfehlt, und es ist auch keinerlei Trendwende in Sicht.» Lange forderte von Bauministerin Clara Geywitz (SPD) «eine Strategie für den Wohnungsneubau». Dazu gehörten etwa klare Förderrichtlinien, die Planungssicherheit für die Unternehmen schafften.

Über die Anzahl der betroffenen Projekte machte Vonovia-Vorstand Riedl in dem WAZ-Interview keine genauen Angaben. «Wir hätten in diesem Jahr schon eine signifikante Zahl von Baustarts zum Beispiel in Berlin oder Dresden gehabt und haben sie nach hinten verschoben – so wie es die meisten Bauträger aktuell tun.» Wenn die Rahmenbedingungen auf dem Kapitalmarkt wieder ins Lot kämen, sei man vorbereitet und könne die Projekte umsetzen. Bei den im vergangenen Jahr stark gestiegenen Baukosten erwarte er im laufenden Jahr eine leichte Entspannung. Als Grund nannte er einen Nachfrage-Rückgang beim Bau von Wohnungen.

Anfang November hatte Vonovia angekündigt, angesichts gestiegener Zinsen und Baukosten deutlich weniger in Modernisierung und Neubau investieren zu wollen. 2023 sollten es demnach 850 Millionen Euro sein. Mit welchem Investitionsvolumen Vonovia nach dem Neubau-Stopp plant, wurde zunächst nicht bekannt.

dpa