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Vorzieheffekt auf US-Zölle: Industrieaufträge wachsen stark

Die deutsche Industrie bekommt unerwartet viele Aufträge. Denn Firmen ziehen Bestellungen wegen Trumps Zöllen vor. Doch auch aus Europa wächst die Nachfrage stark – ein Lichtblick für die Konjunktur?

Die deutsche Industrie hat mehr Aufträge bekommen - auch im Autobau (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die deutsche Industrie, die schwächelt, erhielt im März überraschend viele Aufträge – wahrscheinlich auch aufgrund der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Im März stiegen die Bestellungen um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab. Der Anstieg fiel damit fast dreimal so stark aus, wie von Analysten erwartet – sie hatten lediglich mit einem Plus von 1,3 Prozent gerechnet.

«Das Orderplus im März dürfte zum Teil auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungen zurückzuführen sein», hieß es vom Bundeswirtschaftsministerium. Allerdings habe auch die Nachfrage der europäischen Nachbarn stark angezogen. Trotz der großen handelspolitischen Unsicherheit habe sich die Geschäftslage der Industrie im ersten Quartal als «insgesamt recht robust» erwiesen. 

Mehr Bestellungen im Auto- und Maschinenbau

Laut den Statistikern stiegen die Bestellungen im März hauptsächlich aufgrund einer starken Auslandsnachfrage (plus 4,7 Prozent), insbesondere aus der Eurozone, während die Bestellungen in Deutschland um 2,0 Prozent zunahmen. Deutsche Schlüsselbranchen wie der Auto- und Maschinenbau erhielten dabei deutlich mehr Aufträge. Die Bestellungen bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (plus 14,5 Prozent) sowie in der Pharmaindustrie (plus 17,3 Prozent) stiegen sogar signifikant an.

Die Industrieaufträge stagnierten im Februar noch, nachdem sie im Januar deutlich gesunken waren. Die Schwäche der Industrie ist einer der Hauptgründe dafür, dass die deutsche Wirtschaft das dritte Jahr in Folge in der Flaute steckt.

«Unternehmen stark von Zollschock verunsichert»

Volkswirte werteten die Zahlen positiv. «Das ist endlich mal ein starkes Plus bei den Auftragseingängen, das nicht nur auf die schwankungsanfälligen Großaufträge zurückgeht», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Allerdings solle man nun keinen starken Aufschwung erwarten. «Trumps Zollschock hat die Unternehmen stark verunsichert. Außerdem ist der dringend benötigte Neustart in der Wirtschaftspolitik wegen der knappen Mehrheit der neuen Bundesregierung noch unwahrscheinlicher geworden.»

Skeptisch äußerte sich Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft beim Fondsanbieter Union Investment: «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.» Auf den ersten Blick habe die Industrie der hohen Zoll-Unsicherheit getrotzt. Doch auf den zweiten Blick sei die Erholung bislang leider «nicht mehr als ein Strohfeuer». Die unberechenbare US-Wirtschaftspolitik werde weiter belasten.

dpa