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VW-Partner Rivian erhält zweite Milliarden-Spritze

Technik von Rivian soll VW helfen, seine Software-Probleme zu lösen. Dafür erhöhen die Wolfsburger jetzt ihren Anteil am Partner. Die Geldspritze kann man dort gut gebrauchen.

Rivians Technologie soll in Zukunft bei Autos von VW Anwendung finden. (Archivbild)
Foto: Paul Sancya/AP/dpa

Volkswagen erhöht seine Beteiligung an seinem US-Partner Rivian. Nachdem der Tesla-Konkurrent Anfang Mai die Bedingungen erfüllt hatte, wird an diesem Montag eine zweite Zahlung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar (ca. 850 Millionen Euro) fällig, mit der sich VW an Rivian beteiligt. Im vergangenen Jahr war VW bereits mit einer Milliarde Dollar eingestiegen und besitzt laut Geschäftsbericht seitdem 8,6 Prozent an dem US-Unternehmen.

Die Finanzspritzen sind Teil der Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen. Volkswagen hatte im letzten Jahr zugesagt, bis zu 5,8 Milliarden Dollar in das Projekt zu investieren. Dadurch erhalten die Wolfsburger Zugang zur Elektronik-Architektur von Rivian und hoffen, dass dies bei der Lösung ihrer Software-Probleme hilft. Die Milliarden aus Deutschland ermöglichen es Rivian, im nächsten Jahr die Produktion eines günstigeren Modells hochzufahren, um den Absatz zu steigern.

VW könnte Amazon als größten Anteilseigner ablösen

Von den bis zu 5,8 Milliarden Dollar, die Europas größter Autobauer für das Projekt ausgeben will, entfallen 3,5 Milliarden Dollar auf Rivian-Anteile. Die erste Milliarde floss im vergangenen Jahr sofort. Weitere drei Raten folgen, sobald fest vereinbarte Projektfortschritte erreicht wurden. Im Gegenzug erhöht sich jedes Mal der Anteil, den VW an Rivian hält. Am Ende könnte Volkswagen größter Einzelaktionär bei Rivian sein. Bisher ist das Amazon.

Nebenbei investiert Volkswagen 2,3 Milliarden Dollar in das Gemeinschaftsunternehmen Rivian Volkswagen Technologies, das Ende 2024 gestartet wurde. Der Großteil davon fließt letztendlich wieder an den US-Partner – für den Erwerb von Technologie und Software, die von den Amerikanern in das Projekt eingebracht werden. Das Gemeinschaftsunternehmen soll auf der Grundlage der Rivian-Technologie eine neue Elektronik-Architektur und Software für Elektroautos entwickeln, die dann bei beiden Partnern verwendet werden können.

Die Wolfsburger haben seit Jahren mit Schwierigkeiten in der internen Software-Entwicklung zu kämpfen, was wiederholt zu Verzögerungen führte. Dadurch wurden bereits mehrere Modellstarts verzögert, teilweise um mehrere Jahre. Im Gegensatz dazu hat Rivian von Anfang an eine eigene Architektur entwickelt, in der die Auto-Elektronik in mehrere Zonen mit eigenen Computern aufgeteilt wird und somit mit deutlich weniger Steuergeräten auskommt.

Ersteinsatz im ID.1

Das erste VW-Modell mit der neuen Rivian-Technik wird voraussichtlich im Jahr 2027 der Elektro-Kleinwagen ID.1 sein, von dem VW im März die Studie ID. Every1 vorgestellt hatte. Die Produktion des Autos soll im portugiesischen VW-Werk in Palmela stattfinden. Der angestrebte Kaufpreis beträgt 20.000 Euro. Der Einsatz der Rivian-Technik soll dazu beitragen, den Preis zu senken. Aufgrund hoher Stückzahlen gibt es hier Kostenvorteile, erklärte VW.

Anschließend möchte Konzernchef Oliver Blume die Rivian-Technik dann konzernweit ausrollen. Nach der Kernmarke VW soll Audi folgen, später Porsche «und danach kommen allen anderen Marken», so Blume im November beim Start des Joint Ventures. Auch die neue US-Marke Scout soll 2027 bereits mit Rivian-Technik starten. Nicht zum Einsatz kommt sie in China: Dort setzt VW auf eine Kooperation mit dem Elektroautohersteller XPeng. Und auch Verbrenner bleiben außen vor: Die neue Architektur ist rein auf E-Autos ausgelegt.

US-Partner in roten Zahlen

Rivian hat die Bedingungen erfüllt, um eine zweite Milliardenspritze aus Wolfsburg zu erhalten. Der technische Fortschritt des Projekts spielte dabei jedoch keine Rolle. Die Firma, die 2009 gegründet wurde, kämpft seit Jahren mit Verlusten, konnte aber nun zwei Quartale in Folge mit einem Bruttogewinn abschließen, was die Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung war.

Das ermöglichte die Zahlung aus Wolfsburg. Trotzdem verzeichnete Rivian auch im letzten Quartal rote Zahlen. Positiv ist jedoch, dass der Nettoverlust deutlich gesenkt werden konnte – von 1,445 Milliarden auf 541 Millionen Dollar.

Für die nächsten beiden Zahlungen aus Wolfsburg muss jedoch auch die Technik bereitgestellt werden. Die nächste Milliarde soll Mitte 2026 fließen, wenn bestimmte technologische Meilensteine erreicht werden. Weitere 500 Millionen Dollar sind dann 2027 als Schlusszahlung vorgesehen, sobald der erste VW mit Rivian-Technik in Serie geht.

dpa