Management und Betriebsrat verteidigen harten Sanierungsplan nach Tarifeinigung. Mitarbeiter müssen Einschnitte hinnehmen, um Standorte zu retten.
Volkswagen verteidigt Sparprogramm vor Belegschaft
Das Management und der Betriebsrat von Volkswagen müssen auf der ersten Betriebsversammlung nach ihrer Tarifeinigung im Dezember vor der Belegschaft das vereinbarte Sparprogramm verteidigen.
Neben Betriebsratschefin Daniela Cavallo wird auch Markenchef Thomas Schäfer sprechen. Bei den beiden vorherigen Belegschaftstreffen gab es heftigen Protest gegen die Sparpläne des Konzerns, nun muss der harte Sanierungsplan, auf den sich beide Seiten kurz vor Weihnachten einigten, vermittelt werden.
«Der Tarifkompromiss beinhaltet neben vielen Punktgewinnen für die Arbeitnehmerseite auch Einschnitte, die schmerzhaft sind», räumte Cavallo vor der Versammlung ein. «Zufrieden zu sein mit dem Ergebnis heißt jetzt nicht, dass Jubelstürme angebracht wären.»
Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich am 20. Dezember nach langem Ringen und mehreren Warnstreiks auf ein Sanierungsprogramm geeinigt, das den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2030 vorsieht. Im Gegenzug verzichtet VW auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen. Beides hatten IG Metall und Betriebsrat zuvor zu «roten Linien» erklärt. Und auch die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung wurde wieder in Kraft gesetzt und sogar bis 2030 verlängert.
Einschnitte in den Tarif
Es wird jedoch in Arbeitnehmerkreisen behauptet, dass es möglicherweise nicht jedem Mitarbeiter in Wolfsburg einleuchte, warum er auf Geld verzichten solle, um andere Standorte zu retten. Denn für die Mitarbeiter bedeuten die Maßnahmen spürbare Einschnitte: Urlaubsgeld, diverse Bonuszahlungen und Zulagen werden gekürzt oder gestrichen, um die Personalkosten zu senken. Lohnerhöhungen sind vorerst ausgesetzt. Ab 2027 soll zudem die Tarifstruktur des Haustarifs angepasst und an den niedrigeren Branchentarif angenähert werden.
Anders als bei den vorherigen Betriebsversammlungen, als Cavallo vor allem Widerstand gegen die Sparpläne mobilisiert hatte, dürfte sie dieses Mal daher nicht nur Beifall bekommen. «Ja, die Bäume wachsen künftig nicht mehr so schnell in den Himmel wie früher», räumte sie ein. Zugleich trat sie Befürchtungen entgegen, die neue Tarifstruktur bedeute das Ende des bisherigen Haustarifs. «Das Gegenteil ist der Fall», sagte sie. «Wir haben unseren Haustarif langfristig abgesichert.»
Blume dieses Mal nur als Gast dabei
Oliver Blume, der CEO des Konzerns, wird auf der Versammlung dieses Mal nicht persönlich mit den Mitarbeitern sprechen. Obwohl er als Teilnehmer anwesend sein wird, ist es nicht geplant, dass er selbst das Rednerpult betritt. Bei der vorherigen Betriebsversammlung im Dezember hatte Blume trotz der heißen Warnstreikphase noch selbst gesprochen und wurde zeitweise von den Mitarbeitern ausgebuht.
Der Betriebsrat erwartet erneut großes Interesse von rund 60.000 Mitarbeitern im Stammwerk. Falls die Plätze in Halle 11 nicht ausreichen, wird die Versammlung vorsorglich wieder per Videoleinwand nach draußen aufs Werksgelände übertragen.