Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

VW und IG Metall ringen weiter um Tarifeinigung

Mit einer Marathonsitzung versuchen VW und die IG Metall, eine Lösung im Tarifkonflikt zu erzielen. Doch auch nach zwei Tagen liegen die Positionen noch weit auseinander.

VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel (2.v.r.) ringt mit der IG Metall um einen Kompromiss im Tarifstreit. (Archivfoto)
Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Im Tarifstreit bei Volkswagen gibt es weiterhin keine Lösung. Auch nach fast zwei Tagen Verhandlungsmarathon liegen die Positionen noch weit auseinander, berichten Teilnehmer am Dienstagnachmittag. Ob es noch zu einer Einigung kommt, ist völlig offen. Auch ein Scheitern der Gespräche wird nicht ausgeschlossen.

Die Gespräche zwischen VW und IG Metall waren schwierig und langwierig, und es war wahrscheinlich, dass sie erneut bis spät in die Nacht dauern würden. Am Montag hatten die Vertreter beider Seiten bis kurz nach Mitternacht verhandelt und die Gespräche dann am Dienstagmorgen fortgesetzt.

Etwa 70 Vertreter von Firmen und Gewerkschaften haben Quartier für die Verhandlungen in einem Hotel in Hannover bezogen. Die Verhandlungen finden sowohl in großer Runde als auch in kleinen Arbeitsgruppen statt. Über den Inhalt der vertraulichen Gespräche haben beide Seiten keine Angaben gemacht.

VW will Löhne kürzen

Volkswagen fordert aufgrund der schwierigen Situation des Konzerns weiterhin eine Lohnkürzung von zehn Prozent von den Mitarbeitern und plant außerdem, verschiedene Boni und Zulagen zu streichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sind ebenfalls weiterhin möglich. Darüber hinaus plant VW, weniger Auszubildende zu übernehmen und die Bezahlung von Leiharbeitern, die bisher einen Zuschlag erhalten haben, auf das normale Niveau der Zeitarbeit zu senken.

Die IG Metall verlangt dagegen den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter. Dauerhafte Einschnitte in das Monatsentgelt lehnt sie ab. Das seien die «roten Linien», die nicht überschritten werden dürften, hatte Gröger zum Start der Verhandlungen noch einmal bekräftigt. Ein Angebot der IG Metall, auf die Auszahlung einer Lohnerhöhung zunächst zu verzichten, hatte VW als nicht ausreichend zurückgewiesen.

Einigung vor Weihnachten als Ziel

Beide Parteien hatten zuvor den Wunsch geäußert, noch vor Weihnachten zu einer Einigung zu kommen. Für die wohl letzte Verhandlungsrunde vor Weihnachten wurden daher gleich zwei Tage angesetzt – mit Option auf Verlängerung.

«Wir dürfen keine Zeit mehr verstreichen lassen», sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel zum Start der inzwischen fünften Tarifrunde. Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte: «Wir wollen nicht in den Weihnachtsurlaub gehen mit dieser Unsicherheit, mit der Angst, ob es hier betriebsbedingte Kündigungen gibt, ob es Standortschließungen gibt.»

Konzernvorstand berät über Tarifstreit

Das zähe Ringen mit der IG Metall war am Dienstag auch Thema im Konzernvorstand. VW-Verhandlungsführer Meiswinkel habe dafür die Beratung in Hannover für mehrere Stunden verlassen müssen und in Wolfsburg Bericht erstattet, berichteten Teilnehmer. Konzernchef Oliver Blume hatte erst Anfang Dezember auf der Betriebsversammlung den harten Sparkurs verteidigt – und dafür «Buh»-Rufe der Belegschaft geerntet.

Am Montag waren Markenchef Thomas Schäfer und Konzernpersonalvorstand Gunnar Kilian erstmals persönlich am Verhandlungsort erschienen, wie Teilnehmer berichteten. Beide hatten bisher nicht an den Tarifgesprächen teilgenommen, die seit September laufen. Schäfer hatte kürzlich in einem Interview erklärt, dass angesichts der bestehenden Überkapazitäten wohl nicht um Werksschließungen herumkommen werde.

Dieses Mal keine Warnstreiks

Im Gegensatz zur vorherigen Tarifverhandlung vor einer Woche gab es dieses Mal keine Arbeitsniederlegungen bei VW. Die IG Metall hatte den Autokonzern bereits zweimal seit Anfang Dezember mit flächendeckenden Warnstreiks überzogen, zuletzt parallel zur vierten Tarifrunde vor einer Woche. Laut Gewerkschaft beteiligten sich beide Male rund 100.000 Beschäftigte an neun Standorten.

Sollte es bei dem Verhandlungsmarathon am Ende erneut keine Annäherung geben, so droht die Gewerkschaft bereits mit einer Ausweitung des Arbeitskampfs. 2025 drohe dann eine massive Eskalation, sagte Gröger. «Dann steht die Eskalationsplanung der IG Metall.»

dpa