Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

VW zeigt fahrerlosen E-Bulli – Zulassung ab 2027 angestrebt

Autos, die ganz ohne Fahrer auskommen, sind in Deutschland noch Zukunftsmusik. VW will das ändern und schickt einen fahrerlosen E-Bulli an den Start. Privat kaufen kann man ihn aber nicht.

Der ID Buzz - hier noch als Prototyp - soll unter anderem in Hamburg unterwegs sein. (Archivbild)
Foto: Marcus Brandt/dpa

Volkswagen hat sein erstes vollständig autonom fahrendes Serienauto vorgestellt. In Hamburg präsentierte Europas größter Automobilhersteller die Serienversion des selbstfahrenden Elektro-Bullis ID Buzz AD (für autonomous driving). Der Einsatz des Fahrzeugs ist ab 2026 zunächst in Hamburg und Los Angeles geplant. Weitere Städte werden anschließend folgen.

«Damit positioniert sich der Volkswagen-Konzern in der Spitzengruppe eines milliardenschweren globalen Wachstumsmarkts», sagte Konzernchef Oliver Blume bei der Weltpremiere in Hamburg. «Ab 2026 machen wir nachhaltige, autonome Mobilität in großem Maßstab in Europa und den USA verfügbar.» 

Nach VW-Angaben ist es das erste voll autonom fahrende Serienfahrzeug aus europäischer Produktion. Hergestellt werden soll es im Werk von VW Nutzfahrzeuge in Hannover. «Und nichts davon ist auf Kleinserie ausgelegt», sagte Christian Senger, der im Vorstand von VW Nutzfahrzeuge für das autonome Fahren zuständig ist. Es gehe um große Stückzahlen. Senger: «Wir glauben, dass wir in Europa der führende Anbieter sein können.»

Mehr als 10.000 Fahrzeuge geplant

VW plant, deutlich über 10.000 Stück der ersten Generation des ID Buzz AD auszuliefern. Bis Ende 2027 sollen bereits die ersten 1.000 auf die Straße kommen. Uber, mit dem VW eine Kooperation in den USA vereinbart hat, plant, innerhalb von zehn Jahren bis zu 10.000 Fahrzeuge abzunehmen, sagte Senger.

In Hamburg, wo ursprünglich von einem Start des Regelbetriebs 2026 die Rede war, soll es 2027 losgehen. Mittelfristig könnte die Flotte dort auf 500 selbstfahrende E-Bullis wachsen, sagte Sascha Meyer vom VW-eigenen Sammeltaxianbieter Moia, der die Fahrzeuge in Hamburg betreibt. Testfahrten mit Prototypen gibt es dort bereits seit 2023.

Fahrerlos ab 2027

VW plant, bis Ende 2026 in Europa und den USA die Zulassung für den fahrerlosen Betrieb zu erhalten. Danach soll auf den bisher noch erforderlichen Sicherheitsfahrer verzichtet werden können. Laut dem Konzern wäre es in Europa das erste Mal, dass eine solche Zulassung zum autonomen Fahren nach Level 4 erteilt wird.

Das Auto hat 13 Kameras, neun Lidare und fünf Radare, um die Umgebung in Echtzeit zu erfassen. Bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h kann das Fahrzeug autonom fahren. Im Vergleich zum bisherigen Testwagen-Prototyp ist die Serienversion etwas länger und höher und bietet Platz für vier statt drei Passagiere.

Testfahrten in vier Städten

Seit 2021 werden in München bereits Testfahrten mit dem Prototyp durchgeführt, später auch in Hamburg, Austin und Oslo. Laut Angaben von VW sind derzeit 100 Testwagen im Einsatz, die insgesamt mehr als 600.000 Kilometer zurückgelegt haben.

Als Abnehmer sieht VW vor allem große Flottenbetreiber wie Verkehrsbetriebe. In Hamburg etwa kooperiert der Konzern mit Verkehrsverbund HVV. Mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) wurde eine entsprechende Absichtserklärung geschlossen. «Und es wird noch mehr Verträge mit Kunden geben», sagte Senger. «Wir sind zuversichtlich, dass wir 2027 in Deutschland mehr als Hamburg haben.» 

Geld verdienen werde VW damit zunächst wohl noch nicht, räumte Senger ein. Langfristig sei das autonome Fahren aber ein lukratives Zukunftsfeld, das deutlich höhere Gewinne verspreche als das klassische Autogeschäft. «Genau das ist die große Chance, auch eine Zukunftsmöglichkeit für den VW-Konzern zu schaffen.»

Kein Verkauf an Privatkunden

VW schließt einen Verkauf des Modells an Endkunden aus. Das Fahrgebiet ist begrenzt und reicht in Hamburg nicht einmal bis zur Stadtgrenze. Zudem muss eine Leitstelle im Hintergrund jederzeit eingreifen können. Als Privatauto sei der ID Buzz AD daher kaum geeignet, so Senger.

Auch der Preis würde Kunden wahrscheinlich eher abschrecken. Zwar kann man über einen theoretischen Kaufpreis derzeit nur spekulieren. Doch, so räumte Senger ein: „Einen kleinen sechsstelligen Euro-Betrag würde man für das Auto schon hinlegen müssen.“

dpa