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Warnstreik legt Dönerspieß-Produktion lahm

Die Dönerfabrik Birtat ist eine der größten in Deutschland. Das Gehalt ist laut Gewerkschaft NGG aber «völlig willkürlich». Jetzt drehen die Mitarbeiter den Spieß um – und fordern einen Tarifvertrag.

Die Gewerkschaft fordert ein Einstiegsgehalt von 3.000 Euro.
Foto: Markus Lenhardt/dpa

In der Dönerspieß-Fabrik der Firma Birtat bei Ludwigsburg steht die Produktion aufgrund eines Warnstreiks weitgehend still. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat zu diesem Streik aufgerufen. Aktuell verhandelt sie mit dem Unternehmen über eine tarifliche Regelung der Gehälter für die knapp 115 Beschäftigten. NGG-Verhandlungsführerin Magdalena Krüger teilte mit, dass der Warnstreik dazu dienen soll, den Gesprächen einen Schubs zu geben.

«Die Stimmung ist gut, obwohl es regnet», sagte Krüger am Morgen vor der Fabrik. «Aber die Mitarbeiter kennen, im Regen stehen gelassen zu werden.» Sechs Personen seien hineingegangen, 100 würden draußen stehen. 

Birtat ist Teil der Meat World SE und gilt nach Angaben der NGG als der größte Produzent von Dönerspießen in Baden-Württemberg – und als einer der führenden Anbieter in Deutschland. In der Fabrik in Murr spießen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fleisch wie Kalb, Hähnchen oder Rind auf – und verleihen dem Ganzen die traditionelle Form. Anschließend werden die Spieße schockgefrostet und ausgeliefert.

Birtat gibt an, dass es mehrere Tausend Döner-Restaurants in Europa mit seinen Produkten beliefert. Laut der Firmenwebsite werden monatlich mehr als 13 Millionen Verbraucher erreicht. Das Unternehmen war vor dem Warnstreik nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Betrieb soll vier Stunden stillstehen

Laut Krüger wird der Betrieb vorerst nur für vier Stunden vollständig eingestellt. Dönerfans müssen sich also keine Sorgen machen, dass sie am Donnerstag auf ihren Snack – bestehend aus Fladenbrot mit Fleisch, Gemüse und Soße – verzichten müssen.

Nach zwei ergebnislosen Verhandlungen seien der Ärger der Beschäftigten und die Kampfbereitschaft aber groß. «Bisher scheint die Vergütung völlig willkürlich zu erfolgen», sagte Krüger. Bislang entschieden persönliche Beziehungen und individuelles Verhandlungsgeschick der Mitarbeiter über die Höhe des Gehalts. «Das ist weder gerecht noch transparent und kann so nicht bleiben». Erst im vergangenen Jahr war in der Fabrik ein Betriebsrat gegründet worden. 

Pionierprojekt für die Branche

Die Gewerkschaft fordert von dem Unternehmen ein Einstiegsgehalt von 3.000 Euro und eine faire und transparente Entgeltstruktur. Ein Tarifvertrag in dieser Branche wäre demnach bundesweit einmalig. Es handle sich um ein «absolutes Pilotprojekt». Dazu, wie viele Mitarbeiter insgesamt in dem Bereich arbeiten, der zur Fleischverarbeitung gehört, hatte die NGG keine genauen Zahlen. Die Verhandlungen mit dem Unternehmen sollen am 27. Mai fortgesetzt werden.

dpa