Der Autobauer rechnet mit Mehrbelastungen von bis zu 800 Millionen Euro und plant Investitionen in Batterieaktivitäten und Umstrukturierung der Organisation.
Porsche passt Strategie an, um Krise zu überwinden
Elektroautos und Porsche scheinen zunächst nicht zusammenzupassen. Wo es in der vermeintlich alten Verbrennerwelt röhrte und stank, war zuletzt nur noch ein leises Summen zu hören. Die Zuffenhausener hatten sich dennoch große Ziele gesetzt – nun passen sie unter anderem wegen der mauen Nachfrage und Problemen in China die Strategie an.
Der Konzern, der mehrheitlich zu Volkswagen gehört, plant, sich mit erheblichen finanziellen Mitteln gegen die Krise zu behaupten: Bis 2024 erwartet Porsche zusätzliche Belastungen von bis zu 800 Millionen Euro – unter anderem für die Entwicklung neuer Fahrzeuge mit Verbrenner- oder Plug-in-Hybridantrieb. Es wird auch in Batterieaktivitäten investiert und die Organisation umstrukturiert. Dies wurde seit Donnerstag bekannt. Aber warum muss Porsche umdenken?
Abschied auf Raten
Porsche hatte lange eine der ambitioniertesten Elektroauto-Strategien der Branche. Bis 2030 sollten mehr als 80 Prozent der Sport- und Geländewagen mit einem vollelektrischen Antrieb produziert werden. Porsche-Chef Oliver Blume betonte mehrmals, dass der Elektromotor dem Verbrennungsmotor langfristig überlegen sei. Bisher war geplant, dass nahezu alle Modelle schrittweise auf elektrische Antriebe umgestellt werden. Die Ausnahme bildete der Elfer.
Es gab bereits seit einiger Zeit Anzeichen dafür, dass das Unternehmen bei seiner Ambition zurückrudert. Anfangs wurde betont, dass das Ziel von der Nachfrage und der Entwicklung der E-Mobilität in der Welt abhängig sei. Später wurde erwähnt, dass bestehende Verbrennermodelle aufgefrischt und für eine gewisse Zeit parallel produziert werden.
Im Herbst gab der mittlerweile in Ungnade gefallene Finanzvorstand Lutz Meschke bekannt, dass man erwäge, den ursprünglich rein elektrisch geplanten Fahrzeugen künftig doch einen Hybrid-Antrieb oder einen Verbrennungsmotor zu verpassen. „Der Wurm müsse dem Fisch schmecken“, hieß es.
Sorgenkind China
Denn anscheinend scheint das derzeit nicht der Fall zu sein: Die Nachfrage nach den Autos aus Zuffenhausen schwächelt. Im vergangenen Jahr verkaufte Porsche gut 310.700 – drei Prozent weniger als 2023. In China, dem weltweit wichtigsten Automarkt, lag das Minus bei 28 Prozent. Porsche macht für den Rückgang vor allem die schwierige Wirtschaftslage in der Region verantwortlich.
Nur ein geringer Anteil der verkauften Fahrzeuge war mit einem E-Motor ausgestattet: Der Taycan, der seit 2019 auf dem Markt ist und im letzten Jahr aktualisiert wurde, verkaufte sich zuletzt schlecht. Im Jahr 2024 wurden rund 20.800 Fahrzeuge ausgeliefert. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert.
Im letzten Jahr hat Porsche nach langen Verzögerungen den Kompakt-SUV Macan in Europa auf E-Antrieb umgestellt. Das Auto wird nun mitten in der Elektroflaute an die Kunden ausgeliefert. Von September bis Dezember 2024 wurden knapp 18.300 Stück ausgeliefert. Es ist durchaus möglich, dass auch dieses Modell – bisher ein Verkaufsschlager – wieder einen Verbrennungsmotor erhält. Porsche hat bisher keine Details zum Strategiewechsel genannt.
Dudenhöffer: Porsche braucht Verbrenner
Die Rückbesinnung auf den Verbrenner ist für Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ein logischer Schritt. «Porsche hat sich wie Mercedes oder VW auf die Worte und Zusagen der Politiker aus Brüssel und Berlin verlassen. Und sie waren damit verlassen.» Die Förderung für E-Autos sei über Nacht eingestellt worden. Gleichermaßen erzählten Politiker die Geschichte vom synthetischen Kraftstoffen und dem ewigen Leben des Verbrennungsmotors. «Damit haben unsere Politiker die Kunden im Kopf umgepolt», sagte Dudenhöffer.
Daher brauche man jetzt Verbrenner. Porsche benötige nicht nur den Macan wieder als Verbrenner, sondern auch die anderen Modelle. «Die Moral von der Geschichte: Man jagt die Autobauer von einer Fehlinvestition in die andere. Porsche bleibt gar nichts anderes übrig, als wieder in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren zu investieren, so wie Mercedes, BMW und andere.»
Und Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft sagt: «Die anhaltenden Meldungen aus dem Unternehmen werden wohl ein weiteres Mal zu einer Diskussion der Doppelrolle von Oliver Blume als Porsche-Chef und als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns führen.» Möglicherweise müsse er diesem Druck nachgeben, damit der Renditebringer Porsche nach dem Umbau des Vorstands wieder in ruhigeres Fahrwasser gerate.