Der Preis für Butter im Einzelhandel sinkt immer weiter. Neben höheren Milchmengen auf dem Markt gibt es dafür noch andere Gründe.
Warum wird Butter immer billiger?

In Supermärkten und Discountern bezahlen Kundinnen und Kunden nur noch 1,39 Euro für ein 250-Gramm-Päckchen Butter. Bereits zum dritten Mal innerhalb von sechs Wochen haben die Handelsketten die Preise ihrer Eigenmarken gesenkt. Butter ist damit so günstig wie schon lange nicht mehr – obwohl sie Ende 2024 noch auf einen Rekordpreis gestiegen war. Wie ist das möglich?
Angebot und Nachfrage
Laut Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft hängt der Preisrückgang vom Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ab. «In Deutschland und in der EU wird im Herbst 2025 mehr Milch erzeugt als im Vorjahr», sagt die Expertin. Auch in anderen wichtigen Erzeugerländern liege die Produktion über dem Vorjahresniveau. Das größere Angebot treffe jedoch auf eine teils verhaltene Nachfrage.
Laut Keunecke enthält die Rohmilch derzeit mehr Fett. Dadurch wird weniger Milch benötigt, um ein Kilogramm Butter herzustellen – und mehr Milch steht für Butter oder andere Produkte zur Verfügung.
Butter muss laut Milchindustrie-Verband mindestens 82 Prozent Milchfett enthalten. Hauptgeschäftsführer Björn Börgermann sagte, im vergangenen Jahr habe in einigen Regionen Deutschlands und der EU die Blauzungenkrankheit die Milchmenge und Fruchtbarkeit der Kühe beeinträchtigt. In diesem Jahr habe hingegen das Wetter den Landwirten in die Karten gespielt: «Für die Kühe war es ein fast perfekter Sommer ohne lange Hitzeperioden.» Das Gras sei gewachsen und die Futterqualität gut gewesen. Für den höheren Fettgehalt gebe es aber auch noch andere Gründe.
Laut Branchenvertretern folgt auf jede Preissteigerung in der Regel eine Absenkung und danach erneut ein Anstieg. Es ist jedoch nicht möglich vorherzusagen, wann und wie stark dies geschieht.
Eckprodukt Butter
Händler geben sinkende Rohstoffpreise meist an Kunden weiter. Bei Butter kommt aber noch etwas anderes hinzu. Wie Kaffee oder Milch spielt sie für den Handel eine wichtige Rolle. «Butter ist für solche Sonderangebote ein gern genommenes Produkt», sagt Börgermann.
Butter ist ein sogenanntes Eckprodukt, das Kunden in die Geschäfte lockt und eine besondere Zugkraft hat. Kunden kaufen normalerweise nicht nur Butter, sondern auch andere Artikel. Händler verwenden bei Aktionen Mischkalkulationen: Einige Produkte werden besonders günstig angeboten, manchmal sogar mit Verlust. Andere Produkte mit höheren Margen gleichen dies aus.
Kampf um die Preisführerschaft
Die neuesten Preissenkungen – wie bei Butter oder Kaffee – werden in der Regel von den Discountern Lidl und Aldi durchgeführt. Beide konkurrieren um die Preisführerschaft und unterbieten sich gegenseitig, um neue Kunden zu gewinnen und Marktanteile zu sichern. Im Jahr 2024 erzielte Edeka den höchsten Umsatz im deutschen Lebensmitteleinzelhandel, gefolgt von Rewe und Lidl. Die beiden Aldi-Schwestern zusammen erzielen jedoch mehr Umsatz als Lidl allein.
«Aldi wehrt sich gegen die Angriffe», sagt Stephan Rüschen, Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn. «Noch hat Aldi das Image, die günstigsten Preise in Deutschland zu haben. Aber es ist inzwischen sehr knapp.»
Vor einigen Monaten sorgte Lidl mit einer großen Rabattaktion für Aufsehen. Der Discounter gab bekannt, dass über 500 Einzelartikel dauerhaft günstiger angeboten werden, ohne jedoch spezifische Produkte zu nennen. Dies führte zu öffentlicher Kritik am Unternehmen. Die Verbraucherzentrale Hamburg reichte eine Klage ein, da die Art der Werbung als wettbewerbswidrig angesehen wurde und Verbraucher in die Irre führte.
Was bewirkt die Preissenkung eines Händlers, wenn die anderen sofort nachziehen? Laut Rüschen entscheidet der Kampf um die Marktführerschaft über das Preisimage – also dem subjektiven Eindruck der Verbraucher. «Wir wissen, dass die Preise eigentlich überall gleich sind. Dennoch werden Aldi und Lidl bei den eigenen Kunden als günstiger wahrgenommen.»








