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Webasto-Chef Holger Engelmann tritt vorzeitig zurück

Der 59-jährige Manager verlässt das Unternehmen zum Wochenende. Nachfolger Jörg Buchheim übernimmt am Montag.

Der scheidende Webasto-Chef Holger Engelmann in besseren Tagen im Jahr 2019. Hier demonstriert der Manager der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Werk im chinesischen Wuhan die Fertigung von Schiebedächern.
Foto: Michael Kappeler/dpa

Beim insolventen Autozulieferer Webasto tritt Vorstandschef Holger Engelmann vorzeitig zurück. Der 59-jährige Manager wird am Wochenende ausscheiden. Sein Nachfolger Jörg Buchheim soll am kommenden Montag die Führung übernehmen, wie Webasto bekannt gab. Aufsichtsrat und Engelmann haben sich darauf verständigt. Weltweit beschäftigte der große Zulieferer Ende 2023 gut 16.000 Mitarbeiter an über 50 Standorten.

Der richtige Zeitpunkt neun Monate vor Vertragsende

«Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt für diese wichtige Entscheidung, da die nun anstehende Phase der Restrukturierung personelle Kontinuität benötigt», sagte Engelmann der Mitteilung zufolge. Sein Vertrag wäre eigentlich Ende des Jahres ausgelaufen. Engelmann stand seit 2013 an der Spitze des 124 Jahre alten Familienunternehmens, dessen wichtigste Produkte Schiebe- und Panoramadächer für Autos sind. Außerdem stellt das in Stockdorf vor den Toren Münchens ansässige Unternehmen unter anderem Standheizungen sowie Batteriesysteme für E-Autos her. Ein Urenkel des Firmengründers Wilhelm Baier ist heute noch Miteigentümer und Aufsichtsratsmitglied. 

Webasto war im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage geraten und hatte im Dezember eine Stabilisierungsvereinbarung mit den wichtigsten Gläubigern abgeschlossen. Die Lage ist so schwierig, dass das Unternehmen im Januar den Unternehmensberater Johann Stohner als «Chief Restructuring Officer» in den Vorstand berufen hatte. Derzeit ist ein Sanierungsgutachten in Arbeit. 

Problemstandort China

Der scheidende Engelmann hat in den goldenen 2010er Jahren das Chinageschäft stark ausgebaut, doch die deutsche Autobranche ist insgesamt in ihrem wichtigsten Absatzmarkt ins Hintertreffen geraten. Chinesische E-Auto-Hersteller haben die deutschen Konkurrenten mittlerweile überholt. Webasto hat neun Standorte in China, darunter sieben Werke. Zwei Standorte wurden im letzten Jahr bereits geschlossen.

Der künftige Vorstandschef Buchheim (57) ist kein Webasto-Mann, sondern wurde von außen geholt. Der studierte Elektrotechniker hat laut Webasto eine «nachgewiesene Erfolgsbilanz in der Transformation und Neuausrichtung internationaler Automobilzulieferer». Auch in Ostasien kennt sich Buchheim aus, bei einem seiner früheren Arbeitgeber leitete er das Chinageschäft.

Die Autozulieferer sind von der Wirtschaftskrise stärker betroffen als die Hersteller. Bedeutende Zulieferer haben nicht nur Teile produziert, sondern waren auch maßgeblich an Innovationen beteiligt. Unternehmen wie Bosch und Continental haben umfangreiche Sparprogramme angekündigt.

dpa