Platin statt Gold, synthetische statt echte Diamanten: Die Preis-Entwicklungen haben Folgen in der Branche. Spontane Weihnachtseinkäufe können riskant sein.
Wechsel bei Schmuck – Diese Trends verzeichnet die Branche

Laut einem Branchenexperten suchen Verbraucher beim Kauf von Schmuck verstärkt nach Alternativen, insbesondere aufgrund der Goldpreis-Rallye in diesem Jahr. Guido Grohmann vom Bundesverband Schmuck-, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU) in Pforzheim berichtet, dass es einen klaren Trend zu Platin bei Trauringen gibt. Besonders gefragt seien 600er-Legierungen, die zu 60 Prozent aus Platin bestehen.
Auch der Marktanteil synthetischer Diamanten wachse. «Sie sind signifikant günstiger als natürliche Diamanten», erklärte Grohmann. Das sei einer von mehreren Gründen, dass der Vertrieb natürlicher Diamanten in einer Krise sei. Ein Förderer habe den Abbau in einer Mine in Kanada sogar im Verlauf des Jahres wegen mangelnder Absatzmöglichkeiten eingestellt, sagte der BVSU-Hauptgeschäftsführer.
Grohmann geht davon aus, dass sich die Wettbewerbssituation auflösen wird – und synthetische Diamanten werden nicht einfach ihre natürlichen Vorbilder ersetzen. Stattdessen werden synthetische Diamanten voraussichtlich im niedrigpreisigen Segment dominieren, während natürliche Diamanten im hochpreisigen Segment bleiben. Die Herstellung synthetischer Diamanten erfolgt durch das Pressen von Kohlenstoffpartikeln bei hohen Temperaturen und unter extremem Druck.
Last-Minute-Einkäufer könnten Pech haben
Beim Weihnachtsgeschäft neigt es immer mehr zum Endspurt, wie Grohmann berichtete: Viele Kunden beginnen erst gegen Ende der Adventszeit, kurz vor Heiligabend, ihre Einkäufe zu tätigen. Wenn jedoch jemand am 22. Dezember mit genauen Vorstellungen bezüglich eines Schmuckstücks oder der Größe eines Rings kommt, könnte es schwierig werden.
Zumal die Warenlager bei Juwelieren und Herstellen nicht mehr so voll seien wie früher, da sich die steigenden Preise auch auf die Höhe der Versicherungen auswirkten, erklärte der Fachmann. Sorgen machen brauchen sich Kunden den Angaben zufolge aber nicht: «Wir haben in keinem Fall eine Rohstoffknappheit», sagte Grohmann. Mit den vier Haupt-Edelmetallen Gold, Platin, Silber und Palladium sowie unterschiedlichen Legierungen gebe es auch eine breite Palette an Möglichkeiten.
«Steigende Preise scheinen Verbraucher nicht abzuschrecken»
Insgesamt laufen die Schmuck-Geschäfte in der oberen Preislage laut Grohmann sehr gut. «Steigende Preise scheinen Verbraucher in diesem Segment nicht abzuschrecken», sagte er. Derart teure Schmuckstücke würden wohl auch als Wertanlage gesehen.
Anders sehe es in mittleren und unteren Preisklassen aus. «Da ist das Publikum vielleicht auch etwas preissensibler», sagte Grohmann. «Ich will aber keine dramatischen Bilder erzeugen. Da haben wir schon Schlimmeres erlebt.»
Im Schmuckindustrie wurden laut dem Verband bis zum Ende des dritten Quartals 2025 Schmuck und Edelmetallprodukte im Wert von 4,98 Milliarden Euro exportiert. Das sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um gut 29 Prozent. Der Import von Schmuckprodukten habe mit 4,7 Milliarden Euro um rund 44 Prozent höher gelegen als in den ersten neun Monaten 2024.
Zur Einordnung der «exorbitanten Steigerungen» teilte der BSVU im November mit: «Die statistischen Werte spiegeln lediglich die in Euro gemessenen Im- und Exporte wider. Dabei darf man nicht vergessen: In den vergangenen Jahren sind sowohl die Inflation als auch die Edelmetallpreise erheblich gestiegen.» Ein großer Teil der Steigerungen in den Handelsstatistiken sei daher auf Preis- und Währungseffekte zurückzuführen und nicht auf eine höhere Nachfrage.








