Tierseuche beeinträchtigt Branchentreff und Besucheranzahl. Export von tierischen Produkten gefährdet, hohe Verluste erwartet. Problematische Situation für Landwirtschaft.
Grüne Woche von MKS überschattet,Veranstaltung ohne Paarhufer – Folgen für Landwirtschaft spürbar. Stimmung getrübt, Exportprobleme drohen.
Der Beginn der Grünen Woche in Berlin wird vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg überschattet. Es gibt bisher nur einen bestätigten Fall. Es ist unklar, ob sich das hoch ansteckende Virus auf Rinder und andere Paarhufer ausgebreitet hat. Die Agrarbranche spürt jedoch bereits die Auswirkungen, da ihre wirtschaftliche Lage bereits zuvor angespannt war.
Was ändert sich nun bei der Grünen Woche?
In der großen Tierhalle werden dieses Jahr viele Ställe, in denen normalerweise süße Lämmer oder mächtige Zuchtbullen standen, gar nicht erst aufgebaut. Die Veranstalter haben bekannt gegeben, dass aufgrund des Ausbruchs in diesem Jahr keine Paarhufer – also etwa Rinder, Schafe oder Alpakas – auf der Landwirtschaftsmesse zu sehen sein werden. Tierschützer haben die Tierausstellung schon immer kritisch gesehen.
Die Grüne Woche ist nicht nur ein wichtiger Branchentreff der Landwirtschaft, sondern auch ein Anziehungspunkt für Hunderttausende Besucherinnen und Besucher. Neben den vielen landwirtschaftlichen regionalen Spezialitäten sind die Tiere als Höhepunkt vieler Messebesuche bekannt.
Wie war die Lage der Landwirte vor dem Ausbruch?
Die Laune der Landwirte in Deutschland war bereits vor dem Ausbruch der Tierseuche getrübt. Im Wirtschaftsjahr 2023/24 sanken die Betriebsergebnisse laut Deutschem Bauernverband durchschnittlich auf 77.500 Euro.
Der Gewinn lag um 29 Prozent unter dem Rekordniveau des vorherigen Wirtschaftsjahres. Auch Investitionen müssen aus dem Gewinn finanziert werden. Viele Höfe leiden unter hohen Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Dünger.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Seuche für die Betriebe?
Problematisch ist vor allem der Export. «Wir können jetzt schon sagen, dass wir einen beträchtlichen Druck auf den Märkten haben werden, weil Drittländer zu großen Teilen tierische Produkte nicht mehr abnehmen», sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, im Deutschlandfunk.
Der Verband der Fleischwirtschaft erwartet Verluste in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags. Laut Krüsken erzielt die deutsche Landwirtschaft jährlich einen Umsatz von etwa fünf Milliarden Euro mit tierischen Produkten im Ausland.
Sind nur Exporte aus betroffenen Regionen gestoppt?
Der Handel mit tierischen Produkten innerhalb der EU unterliegt dem Regionalisierungsprinzip. Das bedeutet, dass im Falle von Seuchen wie MKS oder der Afrikanischen Schweinepest nur Produkte aus der betroffenen Region vom Handel ausgenommen sind.
“Für viele Drittstaaten, insbesondere für die wichtigen Absatzmärkte Großbritannien, Südkorea und Vietnam gelte das aber nicht, sagt Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft. Laut Verband wurden in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres knapp zwei Millionen Tonnen Schweine- und Rindfleisch in die EU und in Drittländer exportiert.” – Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft, erklärt, dass dies nicht für viele Drittstaaten gilt, darunter die wichtigen Absatzmärkte Großbritannien, Südkorea und Vietnam. Im vergangenen Jahr wurden laut Verband fast zwei Millionen Tonnen Schweine- und Rindfleisch in die EU und in Drittländer exportiert.
Der Umsatz in den Drittländern beträgt also im Jahr rund eine Milliarde Euro. Importstopps, wie sie bereits von Südkorea und dem Vereinigten Königreich verhängt wurden, würden nicht nur bestimmte Regionen betreffen, sondern vielmehr alle Produkte aus Deutschland.
Betriebe, die in anderen Bundesländern produzieren und weit entfernt vom Ausbruchsort sind, spüren also auch die Auswirkungen. Selbst wenn die Seuche schnell beseitigt wird, könnte es Monate dauern, bis diese Betriebe wieder in Drittländer exportieren können, warnt Krüsken vom Bauernverband.
Welche Rollen spielen die Haltungsbedingungen?
Das Virus wurde in einem Büffelbetrieb im brandenburgischen Hönow festgestellt. Die geringe Größe des Betriebs und die geringe Anzahl von Betrieben machten eine Verbreitung weniger wahrscheinlich, betonte die Veterinärin Anita Idel. Zwischen den Tieren sei die Ansteckungsgefahr bei MKS aber sehr hoch. «Das heißt im Umkehrschluss, dass in Regionen mit Intensivtierhaltung das Verbreitungsrisiko deutlich größer wäre.»
Wie genau die MKS erstmals nach 35 Jahren wieder nach Deutschland gelangen konnte, ist völlig unklar. Selbst Kritikerinnen und Kritiker der konventionellen Landwirtschaft wie Idel hatten damit nicht gerechnet. «Dieser Ausbruch der MKS ist tatsächlich völlig überraschend», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.