Rheinmetall ist bislang vor allem bekannt als Blech- und Stahlschmiede – es geht um Panzer und Munition. Doch in den Kriegen der Zukunft spielt der Blick von oben eine immer wichtigere Rolle.
Weltraum-Satelliten: Rheinmetall bekommt Milliardenauftrag

Der Rüstungskonzern Rheinmetall erhält einen bedeutenden Auftrag von der Bundeswehr für sein neues Geschäft mit Weltraum-Satellitenaufnahmen. Der Vertrag mit dem Beschaffungsamt der Armee hat einen Wert von rund 1,7 Milliarden Euro und beinhaltet eine Erweiterungsoption, wie die Waffenschmiede in Düsseldorf mitteilte.
Es gehe um Zugang zu weltraumgestützten Aufklärungsdaten, die SAR-Satelliten liefern. Das Kürzel steht für «Synthetic Aperture Radar». Pro Tag soll die Bundeswehr eine hohe Anzahl von Bildern bekommen, sie sollen kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Sie kommen von bislang 62 Satelliten des finnischen Unternehmens Iceye, mit dem Rheinmetall zusammenarbeitet. Künftig sollen es mehr Satelliten werden.
Die Aufnahmen dieser Fluggeräte sind besonders präzise, auch bei schlechtem Wetter und in der Nacht. Die Auswertung der Daten soll dazu beitragen, die Bundeswehr-Brigade in Litauen und generell die Nato-Ostflanke zu schützen. Rheinmetall wird im Bereich Satellitengeschäft mit dem polnischen Tech-Unternehmen Satim zusammenarbeiten, das die Datenanalyse übernimmt und auf Künstliche Intelligenz zurückgreift. Dadurch werden große Mengen komplexer Radarbilder in verwertbare Informationen umgewandelt.
Panzerbauer blickt gen Himmel
Rheinmetall produziert hauptsächlich Panzer, Munition und Artillerie. Der Ukraine-Krieg hat die Nachfrage nach solchen Militärgütern stark erhöht, die Auftragsbücher des Rüstungsunternehmens mit Hauptsitz in Düsseldorf und seinem größten Werk in Unterlüß, Niedersachsen, sind so voll wie nie zuvor.
Der Ukraine-Krieg hat verdeutlicht, wie entscheidend der Luftraum und das Weltall sind: Drohnen spielen eine zentrale Rolle im Kriegsgeschehen, sei es als Kamikaze-Fluggeräte mit Sprengstoff oder als Aufklärungsdrohnen. Zudem sind Luftaufnahmen von oben von großer Bedeutung, um feindliche Aktivitäten hinter der Front frühzeitig zu erkennen.
Rheinmetall produziert bereits Drohnen, jedoch bisher eher als Nebenprodukt. Aus Sicht des Unternehmens sind Drohnen eine bedeutende Ergänzung zu landgestützten Waffen, jedoch würden sie diese nicht ersetzen.
Breiteres Angebot
Rheinmetall arbeitet derzeit daran, sein Portfolio zu erweitern. Die Rüstungsfirma hat ein Joint Venture mit Iceye ins Leben gerufen, um im zweiten oder dritten Quartal 2026 mit der Produktion von Satelliten in Neuss zu beginnen. Bislang wurden im Rheinmetall-Werk in Neuss Autoteile hergestellt, jedoch wird dieser Geschäftsbereich abgegeben, um die Produktion auf Militärgüter und Satelliten umzustellen.
«Moderne Streitkräfte sind auf den Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung angewiesen», sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger nach der Auftragserteilung durch das Bundeswehr-Beschaffungsamt. «Als digitales Systemhaus leisten wir hier gemeinsam mit unseren europäischen Partnern unseren Beitrag.» Iceye-Chef Rafal Modrzewski sagte: «Weltraumgestützte Aufklärung ist die Grundlage moderner Verteidigung, aber sie ist nicht mehr nur strategisch relevant, sondern auch ein taktisches Instrument.»
Wettbewerber Helsing hat ebenfalls Weltall-Ambitionen
Im Bestreben, ins Weltall vorzudringen, ist Rheinmetall nicht der einzige Akteur in der deutschen Rüstungsbranche. Der Drohnenhersteller Helsing aus München hat kürzlich einen Kooperationsvertrag mit dem norwegischen Rüstungsunternehmen Kongsberg abgeschlossen. Die beiden Unternehmen planen, bis 2029 ein Netzwerk von bis zu 100 Satelliten ins All zu bringen. Dies soll den europäischen Armeen die Möglichkeit bieten, militärische Ziele zu überwachen, zu erkennen und zu erfassen, unabhängig von den USA.
Im November hatte die Bundesregierung ihre erste Weltraumsicherheitsstrategie vorgestellt – mit dem Ziel, Deutschland «glaubwürdig abschreckungs- und verteidigungsfähig aufzustellen». Im Zentrum steht dabei der Schutz von Satelliten und Kommunikationstechnik. Bis 2030 will allein das Bundesministerium der Verteidigung 35 Milliarden Euro für Raumfahrt und Weltraumsicherheit aus seinem Etat zur Verfügung stellen.








