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Weltwirtschaft stabilisiert sich auf niedrigem Niveau

Im Januar zeichnete die Weltbank ein düsteres Bild von der Weltwirtschaft. Nun hält eine neue Prognose positivere Nachrichten bereit. Doch für einige Länder gibt es keinen Grund zur Freude.

Für die Jahre 2025 und 2026 sagt die Weltbank ein Wirtschaftswachstum um 2,7 Prozent voraus (Symbolbild).
Foto: Christian Charisius/dpa

Laut einer Prognose der Weltbank stabilisiert sich die Weltwirtschaft trotz geopolitischer Spannungen und hoher Zinsen erstmals seit drei Jahren wieder, allerdings auf niedrigem Niveau. Die Weltwirtschaft wird voraussichtlich um 2,6 Prozent wachsen, wie im Vorjahr, teilte die Weltbank in Washington mit. Im Vergleich zum Januar wurde die Prognose für 2024 leicht angehoben (plus 0,2 Prozentpunkte).

Chefökonom Indermit Gill sagte, dass es ein gutes Zeichen sei, dass sich die Weltwirtschaft schneller als erwartet stabilisiere und die Inflation zurückgehe. Allerdings sei das durchschnittliche Wachstum im Prognosezeitraum rund einen halben Prozentpunkt niedriger als im Jahrzehnt vor der Coronapandemie. Eine weitere schlechte Nachricht sei, dass die ärmsten Länder der Welt weiterhin wirtschaftlich besonders schlecht dastünden.

Vorsichtig optimistische Prognose

Die Weltbank prognostiziert für die Jahre 2025 und 2026 ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. Laut dem Bericht scheint sich die Weltwirtschaft endgültig auf eine “sanfte Landung” vorzubereiten. Dies bedeutet weniger Inflation, ohne dass es zu einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit kommt. Die Weltbank warnt jedoch, dass mehr als vier Jahre nach Beginn der Pandemie und den darauffolgenden globalen Schocks die Welt – insbesondere die Entwicklungsländer – noch keinen zuverlässigen Weg zum Wohlstand gefunden haben.

https://x.com/WorldBank/status/1800523291490193583

Trübe Aussichten für ärmere Länder

«Für die kleinsten und ärmsten Volkswirtschaften sieht es weder in Bezug auf Stabilität noch in Bezug auf Wachstum gut aus», sagt Chefökonom Gill. Sie litten unter einer hohen Verschuldung und Klimakatastrophen. Die Weltbank mahnt, dass am Ende dieses Jahres jedes vierte Entwicklungsland ärmer sein werde als am Vorabend der Pandemie. Bis 2026 werden die Länder, in denen mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben, der Prognose zufolge im Durchschnitt immer noch langsamer wachsen als in den zehn Jahren vor der Coronapandemie. Die Weltbank geht davon aus, dass viele Entwicklungsländer ihren Rückstand gegenüber den Industrienationen in naher Zukunft nicht aufholen werden.

USA sind stark, Europa gewinnt wieder an Stärke

Anders sieht es in den USA aus. Der Weltbank zufolge handelt es sich bei der Konjunkturentwicklung in der größten Volkswirtschaft der Welt um einen «bemerkenswerten Lichtblick». Die US-Wirtschaft habe eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit bewiesen. «Das Wachstum ist trotz der härtesten geldpolitischen Straffung seit vier Jahrzehnten kräftig geblieben», so die Weltbank. Die Dynamik in den USA sei ein Grund dafür, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren ein gewisses Aufwärtspotenzial habe.

Die Weltbank zieht für Europa eine gemischte Bilanz. Nachdem sich das Wachstum im Jahr 2023 im Euroraum deutlich verlangsamt hatte, prognostiziert die Weltbank für 2024 ein Wachstum von 0,7 Prozent (Januar: 0,7 Prozent) und für das kommende Jahr 1,4 Prozent (Januar: 1,6 Prozent). Laut dem Bericht scheint das Wachstum die Talsohle durchschritten zu haben, jedoch mit deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen Sektoren und Mitgliedsländern. Die Dienstleistungskonjunktur deutet auf eine beginnende Verbesserung hin, die jedoch durch eine schwächer als erwartet ausgefallene Industriekonjunktur ausgeglichen wird – besonders im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland.

Wachstum in Russland verlangsamt sich

Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängte der Westen umfangreiche Sanktionen gegen Russland – die dortige Wirtschaft zeigte sich jedoch widerstandsfähig. Dies wurde laut Weltbank durch die hochgefahrene Kriegswirtschaft, Subventionen und eine stärker als erwartete private Nachfrage erreicht. Für 2024 prognostiziert die Weltbank ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent (Januar: 1,3 Prozent), für das kommende Jahr werden 1,4 Prozent (Januar: 0,9 Prozent) geschätzt. Die Militärproduktion hat weiterhin positive Auswirkungen, jedoch wird erwartet, dass die private Nachfrage zurückgehen wird. Die Weltbank hebt hervor, dass insbesondere die Handelsbeziehungen Russlands mit China gewachsen sind.

Weltbank sieht Risiken

Der Bericht der Weltbank warnt vor möglichen ölpreiserhöhungen aufgrund von konfliktbedingten Unterbrechungen der Öllieferungen aus dem Nahen Osten. Dies könnte im schlimmsten Fall die Fortschritte im Kampf gegen die hohe Inflation behindern. Ebenso birgt der russische Angriffskrieg in der Ukraine Unsicherheiten für die Rohstoffmärkte, insbesondere für Öl und Getreide.

Die weltweite Inflation wird voraussichtlich in diesem Jahr im Durchschnitt bei 3,5 Prozent liegen und im nächsten Jahr bei 2,9 Prozent. Dies stellt eine langsamere Abschwächung dar als erwartet. Die Weltbank geht davon aus, dass die Zentralbanken aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks bei der Lockerung der Geldpolitik zurückhaltend sein werden. Experten schätzen, dass die durchschnittlichen Leitzinsen in den kommenden Jahren etwa doppelt so hoch sein werden wie im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2019.

Die Europäische Zentralbank EZB senkte zuletzt die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte. Am Mittwoch wird die US-Notenbank Fed über ihre weitere Geldpolitik entscheiden. Beobachter gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins auf hohem Niveau belassen wird.

dpa