Wenn Kartendaten und Geheimnummer Kriminellen in die Hände fallen, sind oft hohe Schäden die Folge. Moderne Technik hilft. Doch es gibt eine Schwachstelle im System.
Weniger Betrugsschäden mit der Girocard
Laxer Umgang mit der Geheimnummer ist das größte Einfallstor für Schäden mit der Girocard. «Deutlich mehr als die Hälfte des Schadens im Girocard-System entsteht durch die missbräuchliche Nutzung der Karte mit PIN am Geldautomaten. Viele Verbraucher machen es Kriminellen nach wie vor sehr leicht, indem sie beides zusammen im Geldbeutel aufbewahren», sagt Andreas Peppler, Leiter des Sicherheitsmanagements bei Euro Kartensysteme. Die Frankfurter Einrichtung kümmert sich im Auftrag der Kreditwirtschaft um die Zahlungskarten-Sicherheit.
Laut Peppler sei der Gesamtschaden im Jahr 2024 auf vergleichsweise niedrigem Niveau leicht gesunken. Auf Nachfrage möchte er keine genaue Größenordnung nennen. Die letzte offizielle Angabe stammt aus dem Jahr 2022, als der Schaden sich auf etwa 29 Milliarden Euro summierte.
Kriminelle schöpfen Bargeld «professionell» ab
«Aber der Schaden, der infolge des Diebstahls von Karten entsteht, geht deutlich nach oben – auch da, wo Karten ohne PIN erbeutet werden», sagt Peppler. Falle eine Girocard Kriminellen in die Hände – bei Taschendiebstählen, Wohnungseinbrüchen oder Autoaufbrüchen – schöpften diese Bargeld auch durch kontaktloses Bezahlen ohne Geheimnummer (PIN) an der Ladenkasse professionell ab.
In 92,5 Prozent der Fälle authentifizieren sich die Kriminellen jedoch, das heißt: Sie haben entweder die physische Karte plus PIN oder eine Kopie einer digitalen Karte erlangt und in ihre Wallet auf dem Smartphone geladen.
Kaum noch Datenklau am Geldautomaten
Kaum noch eine Rolle spielt dagegen das Ausspähen sensibler Kundendaten durch die Manipulation von Geldautomaten: «Skimming ist nicht mehr attraktiv, weil Kriminelle mit den Magnetstreifendaten im Grunde nichts anfangen können. Im ersten Quartal dieses Jahres hat uns keine Meldung zur Manipulation von Geldautomaten in Deutschland erreicht», sagt Peppler.
Kartendubletten sind im Wesentlichen nur in Ländern wirksam, die noch auf relativ leicht kopierbare Magnetstreifen setzen. Die sogenannte EMV-Technik hat sich weltweit durchgesetzt. Dabei wird die Echtheit von Bezahlkarten bei jedem Gebrauch mithilfe eines eingebauten Mini-Computers überprüft.
Branche will mit noch mehr Aufklärung Schäden verringern
«Das Thema Kartendubletten gibt es nicht mehr», sagt Peppler. 2024 seien Euro Kartensysteme nur 46 Fälle gemeldet worden, in denen nachgemachte Karten im Ausland missbräuchlich genutzt wurden. «Die letzten Fälle hatten wir in Brasilien und ein paar in den USA, wo eine gefälschte Magnetstreifenkarte genutzt wurden. Das Thema ist abgeräumt.»
Peppler betont: «Die Chipkarte ist sicher, das kann man wirklich sagen. Die Infrastruktur ist sicher. Die größte Schwäche im System ist der Mensch, er ist das am leichtesten zu öffnende Schloss in dieser Sicherheitskette.» Mit noch mehr Aufklärung hofft die Branche, die Betrugsschäden weiter zu verringern.