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Arbeitsmarkt stagniert: Weniger Jobs, mehr Pessimismus

Im dritten Quartal 2023 stagnierte die Beschäftigung in Deutschland. Weniger Menschen gründen Unternehmen, Existenzsorgen steigen.

Insbesondere der Einzelhandel und das Verarbeitende Gewerbe leiden.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Die Auswirkungen der schwachen Konjunktur in Deutschland machen sich immer mehr auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Es gibt weniger Unternehmen und die Stimmung unter den Firmen wird pessimistischer. Weniger Menschen entscheiden sich für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Stagnation bei der Zahl der Erwerbstätigen

Im dritten Quartal dieses Jahres gab es auf dem deutschen Arbeitsmarkt kaum noch zusätzliche Jobs. Laut dem Statistischen Bundesamt waren zwischen Juli und September 46,1 Millionen Menschen erwerbstätig. Dies entsprach nur noch einem Zuwachs von 23.000 im Vergleich zum Frühsommer, was einer Stagnation entspricht. Bereinigt um Saisoneffekte sank die Zahl der Erwerbstätigen sogar um 45.000 Personen oder 0,1 Prozent. Dies war seit dem Jahresbeginn 2021 nicht mehr der Fall. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl um rund 66.000 Menschen (0,1 Prozent).

Laut dem Amt gab es ausschließlich in den Dienstleistungsbereichen mehr Beschäftigung. In der Industrie wurden 73.000 Personen (minus 0,9 Prozent) weniger registriert und im Baugewerbe sank die Beschäftigung innerhalb eines Jahres um 1,1 Prozent oder 30.000 Personen. Darüber hinaus setzte sich der Trend fort, dass immer weniger Menschen selbstständig sind. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich der mithelfenden Angehörigen ging um 0,6 Prozent auf 3,8 Millionen zurück.

Weniger Existenzgründungen

Im derzeit trüben wirtschaftlichen Umfeld entscheiden sich weniger Menschen für den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Anzahl der Gründungen ist in den ersten neun Monaten von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,9 Prozent auf 456.000 gesunken. Insbesondere bei Kleinunternehmen gab es einen Rückgang um gut ein Viertel (minus 25,4 Prozent), so das Statistische Bundesamt. Die Aussichten für Gründer haben sich aufgrund des Zinsanstiegs und der schwächelnden Konjunktur eingetrübt.

Die Anzahl der Gewerbeanmeldungen sank laut Statistik ebenfalls, um 1,0 Prozent auf etwa 547.500. Dies umfasst neben Neugründungen auch Betriebsübernahmen, Umwandlungen und Zuzüge aus anderen Meldebezirken. Hingegen stieg die Gesamtzahl der Gewerbeabmeldungen leicht um 0,7 Prozent auf rund 443.000.

Firmen kämpfen ums Überleben

Fast jedes vierzehnte Unternehmen ist derzeit in seiner Existenz bedroht. Laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts im Oktober gaben 7,3 Prozent der befragten Betriebe dies an. Dies entspricht einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr und um 2,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Anfang des Jahres 2023.

Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, betonte: «Der kontinuierliche Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen dürfte sich fortsetzen.» Neben fehlenden Aufträgen mache der steigende internationale Wettbewerbsdruck vielen Unternehmen zu schaffen. Schon jetzt liege die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich über dem Niveau der Vorjahre.

Laut der Umfrage ist der gegenwärtige Anstieg der Existenzsorgen unter anderem auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen. Auch im Einzelhandel hat die Sorge signifikant zugenommen.

dpa