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Wie kommt meine Schufa-Bewertung zustande?

Anhand gewaltiger Datenmengen berechnet die Schufa, für wie kreditwürdig sie einzelne Verbraucher hält. Kritiker halten das Modell für eine «Blackbox». Die Auskunftei will mehr Transparenz schaffen.

Die Auskunftei Schufa verfügt über eine mächtige Datensammlung. (Archivbild)
Foto: Andreas Arnold/dpa

Die Schufa-Bewertung beeinflusst die Kreditvergabe, den Abschluss von Mobilfunkverträgen oder die Finanzierung eines Autos. Die Schufa verwendet umfangreiche Daten, um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass ein Verbraucher oder eine Verbraucherin ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllen – in Form von Bonitätsscores.

Kritiker bezeichnen die Schufa als «Blackbox», weil die Auskunftei bisher nicht im Detail offenlegt, wie ihre Bewertung, der sogenannte Score, zustande kommt. Die seit Juli 2020 amtierende Schufa-Chefin Tanja Birkholz will die Geheimniskrämerei beenden. Noch in diesem Jahr soll ein neuer Schufa-Score eingeführt werden, der für Verbraucher einfacher nachvollziehbar sein soll.

Was ist ein Bonitätsscore?

Bonitätsscores sind Wahrscheinlichkeitswerte, die das Zahlungsverhalten von Verbraucherinnen und Verbraucher prognostizieren sollen. Je höher der Wert, umso höher die Kreditwürdigkeit. Wer Rechnungen regelmäßig unpünktlich bezahlt und oft Mahnungen bekommt, wird schlechter eingeschätzt.

Der Score, der in Deutschland am bekanntesten ist, wird von der Wirtschaftsauskunftei Schufa mit Sitz in Wiesbaden berechnet. Allerdings erstellen auch andere Auskunfteien wie Creditreform oder Crif solche Wahrscheinlichkeitswerte.

Unternehmen sowie Einzelpersonen wie Vermieter können bei berechtigtem Interesse Informationen anfordern. Eine Bank erhält von der Schufa beispielsweise jedoch keine detaillierte Auflistung der einzelnen Verpflichtungen des Kunden, sondern nur dessen Score.

Welchen Einfluss hat ein Schufa-Score?

Die Kalkulationen der Auskunftei sind für Firmen von großer Bedeutung. Banken, Onlinehändler, Mobilfunkanbieter, Autohäuser, Energielieferanten – sie alle möchten wissen, wie es um die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden bestellt ist, bevor Verträge abgeschlossen und Waren übergeben werden. Unternehmen verwenden Bonitätsbewertungen, um – oft automatisiert – zu entscheiden, ob und zu welchen Bedingungen sie Verträge mit Verbrauchern eingehen.

Mit welchem Score bekomme ich einen Kredit?

Die Schufa behauptet, dass der Score nur ein Element sei. Sie trifft selbst keine Entscheidungen, wie zum Beispiel über die Vergabe von Krediten oder den Abschluss eines Handyvertrages. Die Auskunftei unterstützt ihre Vertragspartner – darunter Banken und Sparkassen, Versandhändler und Energieversorger – mit Informationen. Letztendlich trifft das jeweilige Unternehmen die Entscheidung für oder gegen ein Geschäft.

Bei einer Kreditanfrage überprüft eine Bank die Bonität des Kunden bei der Schufa. Die Bank ergänzt diese Informationen mit eigenen Angaben, wie zum Beispiel Daten zum Einkommen, den Ausgaben und dem Vermögen des Kunden. Letztendlich spielt auch die Risikobereitschaft der Bank eine Rolle bei der Kreditvergabe.

Welche Daten sammelt die Schufa?

Zum Geschäftsmodell der 1927 gegründeten «Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung» gehört es, Daten zu sammeln. Die Schufa erhält von ihren Vertragspartnern Informationen etwa über die Eröffnung von Girokonten, die Ausgabe von Kreditkarten, den Abschluss von Leasingverträgen und Krediten. 

Informationen, die die Schufa sammelt, stammen beispielsweise aus öffentlichen Registern wie Schuldnerverzeichnissen. Die Schufa speichert auch persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Adresse, enthält jedoch keine Informationen über das Einkommen einer Person.

Wie groß ist der Datenpool der Schufa?

Nach jüngsten Angaben verfügt die Schufa über Informationen zu 68 Millionen Menschen in Deutschland. Zu mehr als 90 Prozent seien «ausschließlich positive Informationen gespeichert». Pro Tag erteilt die Auskunftei nach eigenen Angaben im Schnitt 320 000 Auskünfte an Unternehmen.

Was wird bei der Berechnung der Kreditwürdigkeit berücksichtigt?

Unter anderem: Zu welchem Zeitpunkt wurde das gegenwärtige Girokonto eröffnet, wie viele Kreditkarten werden verwendet, wie viele laufende Ratenkredite müssen beglichen werden? Die Schufa interessiert sich außerdem für bestehende Immobilienkredite und ob häufig online auf Rechnung eingekauft wird.

Wieso arbeitet die Schufa an einem neuen Score?

Die Auskunftei erklärt: «Da sich das Konsumverhalten der Menschen ändert, muss die Score-Formel regelmäßig angepasst werden.» So sei die Zahl an Minikrediten kräftig gestiegen. Zudem nutzen Verbraucher häufiger Vergleichsportale und wechselten in der Folge häufiger als noch vor zehn Jahren ihre Hausbank.

Was bringt ein neuer Score mir als Verbraucher?

Die Schufa betont vor allem die Transparenz: Verbrauchern soll klar sein, wie der Score berechnet wird und welche Faktoren die Bewertung positiv oder negativ beeinflussen. Durch ein persönliches Datencockpit möchte die Schufa Verbrauchern die Möglichkeit geben, ihren persönlichen Score jederzeit zu simulieren: Welchen Einfluss hätte es auf meine Bonitätsbewertung, wenn ich einen weiteren Ratenkredit aufnehme? Wie würde sich mein Score verändern, wenn ich eine oder mehrere Kreditkarten kündige?

dpa