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Deutsche Wirtschaft in Rezession: Kein Ende in Sicht

Arbeitsmarkt leidet, Wachstumsprognosen gedämpft, Exporte sinken – längste Stagnationsphase seit Jahrzehnten.

Die deutsche Wirtschaft schwächelt - die Exporte stehen unter Druck (Archivbild)
Foto: Christian Charisius/dpa

Die deutsche Wirtschaft bleibt auch zum Jahreswechsel in ihrer Krise. Im vierten Quartal 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und damit etwas stärker als zunächst angenommen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach einer ersten Schätzung bekannt gab. Zuvor hatte die Behörde noch von einem Minus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ausgegangen.

Die Statistiker schrieben, dass die Konsumausgaben der privaten Verbraucher und die Staatsausgaben gestiegen sind, während die Exporte im Vergleich zum Vorquartal deutlich gesunken sind.

Auch im Jahr 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit schrumpfte die deutsche Wirtschaft bereits das zweite Jahr in Folge. Es handelt sich um die längste Rezession seit mehr als 20 Jahren: Zuletzt war die deutsche Wirtschaftsleistung in den Jahren 2002/2003 zwei Jahre hintereinander gesunken.

Deutsche Wirtschaft auch 2025 unter Druck

Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose für 2025 auf 0,3 Prozent gesenkt, nachdem sie im Herbst noch von einem Plus von 1,1 Prozent ausgegangen war. Auch die Bundesbank und der Sachverständigenrat («Wirtschaftsweise») erwarten nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent bzw. 0,4 Prozent. Erst für 2026 wird ein stärkeres Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent erwartet.

Hoffen auf Politikwechsel, Sorgen wegen Trump 

Die Wirtschaft könnte von weiter sinkenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) profitieren, da dadurch Kredite für Unternehmen und Privatpersonen günstiger werden – beispielsweise für Hausbauer.

Die Unsicherheit bleibt jedoch groß. Wirtschaftsverbände hoffen auf einen Politikwechsel nach der Wahl am 23. Februar. Laut dem Kiel Institut für Weltwirtschaft würden wirtschaftliche Impulse einer neuen Bundesregierung aber wahrscheinlich frühestens 2026 voll zum Tragen kommen. Zudem könnten unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump Handelskonflikte mit der EU drohen, die die Exportnation Deutschland besonders hart treffen könnten.

Längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte

Die deutsche Wirtschaft wächst schon seit Jahren kaum und hinkt im internationalen Vergleich hinterher. Nach Angaben des Ifo-Instituts lag das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2024 nur wenig höher als 2019 vor der Corona-Pandemie. Deutschland durchlaufe damit «die mit Abstand längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte».

Die Auswirkungen der Krise machen sich immer stärker auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Laut dem Ifo-Institut planten fast alle Branchen, mit weniger Mitarbeitern auszukommen. Insbesondere in der Industrie und im Handel tendieren Unternehmen dazu, Stellen abzubauen.

Im letzten Jahr haben wichtige Industriebranchen wie der Auto- und Maschinenbau weniger produziert, die Exporte sind geschrumpft, die Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge sind deutlich gesunken, und das Baugewerbe hat unter der Krise im Wohnungsbau gelitten. Die Konsumausgaben der Verbraucher sind nur leicht gestiegen. Viele Menschen sparen angesichts steigender Preise und Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Gleichzeitig leidet der Wirtschaftsstandort Deutschland unter hohen Energiepreisen und großer Bürokratie.

dpa