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Witzbold ChatGPT – Kann der Chatbot Komiker ersetzen?

Witzig, witziger, ChatGPT? Forscher haben Witziges von Profis und Laien zusammengetragen. Im Vergleich zu einem Chatbot schnitten sie überraschend schlecht ab.

ChatGPT - ein Komödiant für die Handtasche? (Archivbild)
Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Chatbots haben keine Emotionen – die besseren Witze haben sie womöglich trotzdem auf Lager. ChatGPT zum Beispiel könne beim Texten von Überschriften mit professionellen Satire-Schreibern mithalten, berichtet ein Forscher-Duo im Fachjournal «PLoS One». Und seine Witze würden als witziger empfunden als von Durchschnittsmenschen ersonnene.

Drew Gorenz und Norbert Schwarz von der University of Southern California (USC) in Los Angeles hatten ChatGPT 3.5 mit Schlagzeilen des beliebten US-Satiremagazins «The Onion» gefüttert und aufgefordert, daraus neue Schlagzeilen im Stil der Zeitschrift zu entwickeln.

Danach wurden etwa 200 Personen gebeten, die Witzigkeit der Schlagzeilen zu bewerten. Sie kannten dabei nicht die Quelle. Im Durchschnitt wurden die ChatGPT-Schlagzeilen genauso lustig empfunden wie die Originalschlagzeilen. Von den vier am besten bewerteten Schlagzeilen stammten zwei von professionellen Autoren und zwei wurden von ChatGPT erstellt.

ChatGPT fallen die besseren Sprüche ein

In einem weiteren Experiment haben Gorenz und Schwarz den Chatbot und 105 Freiwillige aus der Durchschnittsbevölkerung gebeten, drei Aufgaben mit jeweils drei Unteraufgaben zu erfüllen. Die Aufgaben bestanden darin, lustige Ausdrücke für gängige Akronyme zu entwickeln, lustige Füllwörter für Lückentexte zu finden und witzige Sprüche zu kreieren, die von einem unangenehmen fiktiven Szenario inspiriert sind.

Akronyme sind Worte, die aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet werden, EDV für elektronische Daten-Verarbeitung zum Beispiel und Nasa für National Aeronautics and Space Administration. In der Studie wurden COW, STD und CLAP vorgegeben. Ein präsentierter Lückenfüller-Satz war: «Ein weniger bekannter Raum im Weißen Haus: _____.» Und eine Vorgabe für ein Szenario war, nach schauderhaftem Gesang einer Freundin auf die Frage «Und, wie war’s?» zu antworten.

In der Summe entstanden 945 Antworten der 105 Teilnehmer und 180 des Chatbots, der für jede Aufgabe jeweils 20 humorvolle Antworten liefern sollte. Eine neue Gruppe von Teilnehmern bewertete dann die Lustigkeit der Ergebnisse auf einer siebenstufigen Skala von «überhaupt nicht lustig» bis «sehr lustig».

Im Durchschnitt empfanden fast 70 Prozent der Teilnehmer die Kommentare, die von KI erstellt wurden, als lustiger als die von Menschen erdachten. Insbesondere bei den Szenario-Antworten konnte ChatGPT punkten, so die Forscher. Etwa 25 Prozent bewerteten die von Menschen verfassten Kommentare als lustiger, während etwa 5 Prozent beide Quellen gleichermaßen witzig fanden.

Wird es eng für Comedy-Schreiber?

Es ist schwierig, Humor zu produzieren und wird hoch geschätzt, wie es in der Studie steht. Die erfolgreichsten Stand-up-Comedians verdienen angeblich 20 Millionen Dollar pro einstündiger Show-Aufzeichnung. Könnte dies bald vorbei sein?

Die Studie zeige, dass «man die Emotionen, die einen guten Witz ausmachen, nicht empfinden muss, um selbst einen wirklich guten Witz zu erzählen», sagte Gorenz – selbst Amateurkomiker. Das stütze Bedenken mit Blick auf die Bedrohung von Unterhaltungsberufen durch künstliche Intelligenz.

Wenn Chatbots in der Lage sind, vergleichbare Leistungen wie professionelle Autoren zu erbringen, stellt das ein ernsthaftes Beschäftigungsrisiko für Comedy-Schreiber dar, sind Gorenz und Schwarz überzeugt. Weitere Analysen müssten nun das Chatbot-Potenzial beim Verfassen anderer kommerziell erfolgreicher Formate wie Drehbücher, Cartoons und Memes untersuchen.

Virtuelle Künstler?

Es gab bereits Proteste von US-Hollywood-Autoren und -Schauspielern aufgrund der wahrgenommenen existenziellen Bedrohung für ihre Berufe durch KI. Der aktuelle Stand ist, dass jemand einen Chatbot verwenden kann, um einen Witz zu schreiben, und ein anderes KI-Tool, um ihn mit der Stimme eines bekannten Komikers vorzutragen, so die Forscher. Mit neueren Modellen zur Stimm- und Bilderzeugung wäre sogar ein vollständig virtueller Komiker in einem Schritt möglich.

ChatGPT wurde Ende 2022 von dem US-Unternehmen OpenAI eingeführt. Der Chatbot ist in der Lage, mit Benutzern über textbasierte Nachrichten und Bilder zu kommunizieren. Es basiert auf einem sogenannten Large Language Model, einem leistungsstarken Sprachmodell, das mit einer Vielzahl von Textdokumenten trainiert wurde. Neben diesem gibt es mittlerweile weitere allgemein verfügbare Chatbots.

dpa