Die Einbrüche beim Welthandel sind in Nordamerika am größten, daher ist es wichtig, auf die Umleitung von Handelsströmen zu reagieren.
US-Zollpolitik als Weckruf für Europa und die Welt
Der Chefökonom der Welthandelsorganisation WTO, Ralph Ossa, sieht in der Zollpolitik der US-Regierung einen Weckruf für Europa und die Welt. «So wichtig wie die USA auch sind, sie machen nur 13 Prozent der weltweiten Importe aus, das heißt 87 Prozent der Importe sind im Rest der Welt», sagte Ossa dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 2). «Deswegen ist es jetzt erstmal wichtig, das zu schützen und das ist auch genau das, was für Europa wichtig ist, weil natürlich wollen wir nach Amerika exportieren, aber wichtig ist, dass eben auch der Rest der Welt da zusammenhält.»
Die Einbrüche beim Welthandel sind dem WTO-Chefökonomen zufolge in Nordamerika, also in den USA, Kanada und Mexiko, am größten. «Da ist schon ein enormer Effekt zu verzeichnen.»
Wohin strömen Chinas Exporte?
Wichtig sei nun, auf die Umleitung von Handelsströmen zu reagieren: So dürfte China viele Waren, die es sonst in die USA exportiert hätte, nach Europa liefern. «Da ist es, denke ich, ganz zentral jetzt, dass man diese Umlenkungseffekte kooperativ managt, damit dieser Konflikt nicht noch weiter eskaliert», sagte Ossa.
Die hohen US-Zölle auf chinesische Produkte sorgen in vielen Ländern für Bedenken hinsichtlich der Konkurrenz aus Fernost. Die WTO prognostiziert, dass die chinesischen Exporte nach Europa in diesem Jahr um sechs Prozent steigen werden. Andererseits eröffnen sich neue Exportmöglichkeiten in die USA, falls dort signifikant weniger Textilien, Bekleidung und Elektrogeräte aus China importiert würden.
Die WTO gehe davon aus, dass der bilaterale Handel zwischen den China und den USA um gut 80 Prozent einbrechen wird, sagte Ossa zudem im Deutschlandfunk. «Der Grund, warum das nicht so erheblich auf den Welthandel durchschlägt, ist, dass China und die USA, also der bilaterale Handel zwischen diesen beiden Ländern, nur ungefähr 3 Prozent des Welthandels ausmacht.»
Die WTO hatte erst am Mittwoch vor einem Rückgang des Welthandels aufgrund des Zollstreits gewarnt. Sie prognostiziert, dass das Volumen des Welthandels in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen wird – im schlimmsten Fall um 1,5 Prozent. Die Prognose der weltweiten Wirtschaftsleistung wurde von der WTO auf plus 2,2 Prozent gesenkt, nachdem sie zuvor bei 2,8 Prozent lag, wie es vor den US-Zollankündigungen erwartet wurde.