Die WTO erwartet nur 0,4% BIP-Wachstum in Nordamerika, während Europa mit 1,2% rechnen kann. Chinesische Exporte in die USA könnten um 77% zurückgehen.
US-Zölle treffen Nordamerika hart, Europa weniger betroffen
Laut einer Analyse der Welthandelsorganisation (WTO) haben die US-Zölle die größten Auswirkungen auf die USA selbst sowie auf Kanada. Neben dem Handelsvolumen wird auch die Wirtschaftsleistung stark beeinträchtigt: Die WTO prognostiziert für dieses Jahr nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Nordamerika von 0,4 Prozent anstelle von 2 Prozent. Die WTO präsentiert ihre Daten nur für die USA und Kanada gemeinsam.
In Nordamerika wird erwartet, dass die Exporte in diesem Jahr um 12,6 Prozent zurückgehen und die Importe um 9,6 Prozent, so die Analyse der WTO. Vor den Zollankündigungen wurden Zuwächse von 2,2 Prozent bei den Exporten und 2,8 Prozent bei den Importen erwartet. Die chinesischen Exporte in die USA werden laut WTO-Prognosen im aktuellen Szenario um 77 Prozent zurückgehen.
Europa weniger betroffen
Die Auswirkungen für Europa sind weniger dramatisch: „plus ein Prozent Exporte (statt vorher erwarteten 1,4 Prozent) und plus 1,9 Prozent Importe statt 2,1 Prozent.“ Die WTO prognostiziert für Europa im laufenden Jahr ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent anstelle von 1,4 Prozent.
Es handelt sich um eine Momentaufnahme der geltenden Zollregeln am 14. April. Die USA haben bereits Zölle verhängt und weitere angekündigt, die jedoch größtenteils für 90 Tage ausgesetzt wurden. Wenn sich das aktuelle Szenario nicht ändert, wird das gehandelte Warenvolumen weltweit voraussichtlich um 0,2 Prozent schrumpfen, anstatt wie zuvor erwartet um 2,7 Prozent zu wachsen.
Falls die geplanten Zölle tatsächlich eingeführt werden und es zu Gegenmaßnahmen und Unsicherheit kommt, prognostiziert die WTO einen Rückgang des Handelsvolumens um bis zu 1,5 Prozent. Für das weltweite BIP erwartet die WTO im Jahr 2025 immer noch ein Wachstum von 2,2 Prozent, im Vergleich zu den zuvor erwarteten 2,8 Prozent vor den US-Zollankündigungen.
Sorge vor mehr chinesischer Konkurrenz
Die hohen US-Zölle auf chinesische Produkte haben in anderen Ländern Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs ausgelöst. Die WTO prognostiziert, dass die chinesischen Exporte in alle Regionen außerhalb Nordamerikas in diesem Jahr um 4 bis 9 Prozent steigen werden, nach Europa um 6 Prozent. Auf der anderen Seite ergeben sich neue Exportmöglichkeiten in die USA, wenn weniger Textilien, Bekleidung und Elektrogeräte aus China importiert würden.
Im Jahr 2024 stieg das Handelsvolumen laut WTO um 2,9 Prozent und das globale BIP um 2,8 Prozent. In Dollar stieg der Handel um zwei Prozent auf 24,4 Billionen Dollar (knapp 21,5 Billionen Euro).