Steckersolargeräte auf dem Vormarsch: Installierte Leistung von 0,7 Gigawatt, bald das millionste Balkonkraftwerk erwartet.
Deutschland erlebt Balkonkraftwerke-Boom

Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der Balkonkraftwerke in Deutschland mehr als verdoppelt. Bis zum Ende des Jahres waren im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur über 780.000 dieser kleinen Solaranlagen als in Betrieb gemeldet.
Die Steckersolargeräte, die offiziell als Anlagen bezeichnet werden, haben zusammen eine installierte Leistung von fast 0,7 Gigawatt erreicht. Im vergangenen Jahr gab es einen enormen Zubau: Über 430.000 neue Anlagen wurden in Betrieb genommen. Durch Nachmeldungen könnten die Zahlen noch etwas steigen.
«Der Solarboom auf Deutschlands Balkonen könnte sich sogar noch verstärken», sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig. Sollte diese Prognose zutreffen, könnte noch im ersten Halbjahr das millionste Balkonkraftwerk ans Netz gehen.
Körnig ist optimistisch, dass die Installation von Steckersolargeräten auf Balkonen von Miet- oder Eigentumswohnungen Fahrt aufnimmt. „Erst im vergangenen Herbst hat der Gesetzgeber Vermieter und Wohnungseigentümer verpflichtet, Steckersolargeräte grundsätzlich zu genehmigen.“ Zudem gibt es eine Vielzahl von Produkten und die Preise sind weiter gesunken. Dies führt oft dazu, dass leistungsstärkere Geräte gekauft werden.
Keine Sorge vor der nächsten Bundesregierung
Auch die anstehende Bundestagswahl macht Körnig hier keine Sorgen: Er erwarte nicht, «dass die Energiepolitik einer kommenden Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die Errichtung von „Balkonkraftwerken“ verschlechtern wird», sagt Körnig.
Es gebe «große Einigkeit unter den Parteien, auch Mietern und Wohnungseigentümern mit einem eigenen Steckersolargerät ein Stück Selbstversorgung und aktive Teilhabe an der Energiewende zu ermöglichen». Viele der Regelungen bedeuteten vor allem Entbürokratisierung und Kosteneinsparung und stießen daher «parteiübergreifend auf Wohlwollen».
Deutschland sei zudem zu einem Leitmarkt für Balkonkraftwerke geworden, sagt Körnig. «Weltweit wird mit großem Interesse verfolgt, wie die regulatorischen und technischen Rahmenbedingungen die sichere Anwendung dieser Systeme befördern.»
NRW vor Bayern und Baden-Württemberg
Wenn man sich die Verteilung der Balkonkraftwerke in Deutschland ansieht, sind die bevölkerungsreichsten Bundesländer führend. In NRW sind 157.000 Anlagen in Betrieb, in Bayern 119.000. Niedersachsen mit 103.000 und Baden-Württemberg mit 102.000 liegen fast gleichauf. Die Schlusslichter sind die Stadtstaaten Bremen und Hamburg sowie das bevölkerungsarme Saarland mit Werten unter 10.000 Anlagen.