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Arbeitsmarkt in Deutschland auf Rekordniveau,Experten erwarten Anstieg der Arbeitslosigkeit im neuen Jahr.

Die Beschäftigung erreichte 2024 einen Höchststand, jedoch wuchs sie nur in Dienstleistungsbereichen, während sie im Bau und Produzierenden Gewerbe sank.

Die Beschäftigung in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht (Archivbild)
Foto: Richard Vogel/AP/dpa

Trotz der Wirtschaftskrise hat die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Im Jahresdurchschnitt waren rund 46,1 Millionen Menschen mit Arbeitsort hierzulande erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. «Das waren so viele Erwerbstätige wie noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990.» Jedoch wuchs die Beschäftigung nur noch in Dienstleistungsbereichen, während sie im Bau und im Produzierenden Gewerbe sank. Im neuen Jahr erwarten Fachleute mehr Arbeitslose.

Laut einer ersten Schätzung der Wiesbadener Statistiker stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2024 um 72.000 Menschen oder 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies war auf die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte und eine gestiegene Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung zurückzuführen. Diese Faktoren überwiegen die dämpfenden Effekte des demografischen Wandels, erklärte die Behörde.

Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 ist die Zahl der Erwerbstätigen seit 2006 kontinuierlich gestiegen. Allerdings hat der Anstieg seit Mitte 2022 deutlich an Schwung verloren. Entscheidend für das Wachstum im letzten Jahr war die Zunahme der Arbeitnehmer, die im Durchschnitt um 146.000 auf 42,3 Millionen gestiegen ist, während es erneut weniger Selbstständige gab.

Wirtschaftskrise hinterlässt bereits Spuren

Jedoch zeigt sich bereits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Im Jahr 2024 stieg die Beschäftigung nur in Dienstleistungsbereichen, in denen gut drei Viertel der Erwerbstätigen tätig sind. Dort erhöhte sich die Anzahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr um 153.000 auf 34,8 Millionen Menschen – unter anderem in den Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit sowie in Banken und Versicherungen.

In der Industrie und dem Baugewerbe sank die Beschäftigung dagegen. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) fiel die Erwerbstätigenzahl 2024 um 50.000 auf 8,1 Millionen Menschen. Auch die Krise im Neubau führte zu Jobverlusten. «Im Baugewerbe ging mit einem Rückgang um 28 000 Erwerbstätige (-1,1 %) auf 2,6 Millionen der seit dem Jahr 2009 andauernde und nur im Jahr 2015 unterbrochene Aufwärtstrend zu Ende», so die Statistiker. 

Schlechte Aussichten für 2025 

Im kommenden Jahr wird voraussichtlich der Widerstand zunehmen. Die Konjunktur bleibt schwach: Die Bundesbank erwartet für 2025 nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem die deutsche Wirtschaft voraussichtlich auch im Jahr 2024 zum zweiten Mal in Folge leicht geschrumpft ist.

Die Arbeitsagenturen rechnen mit einer wachsenden Arbeitslosigkeit. Das Arbeitsmarktbarometer des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fiel im Dezember zum vierten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit der Corona-Pandemie. «Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit auch zu Beginn des neuen Jahres weiter steigen wird», sagte IAB-Forscher Enzo Weber kürzlich.

Nur wenige Branchen erwarten Stellenaufbau

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 49 Branchenverbänden zeigt ebenfalls wenig Optimismus. Laut der Untersuchung erwarten 20 der 49 Wirtschaftsverbände im Jahr 2025 einen Rückgang der Produktion in ihrem Bereich; 13 gehen von konstanten Werten aus, während 16 mit einer Zunahme der Produktion rechnen.

Des Weiteren prognostizieren 25 Verbände in ihren jeweiligen Branchen bis 2025 einen Stellenabbau, während nur 7 Verbände mit einer Zunahme der Beschäftigten rechnen. Zu diesen zählen die Pharmaindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie Dienstleister wie Speditionen. Weniger Arbeitsplätze werden voraussichtlich in der Eisen- und Stahlindustrie, im Maschinenbau, in der Autoindustrie und im Baugewerbe entstehen.

dpa