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US-Notenbank Fed zögert mit Zinssenkungen

Fed-Chef Powell betont Unsicherheit und hohen Zins als Maßnahme gegen Inflation.

Fed-Chef Powell warnt vor den Auswirkungen hoher Zölle.
Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Die US-Notenbank Fed setzt angesichts der aggressiven Zollpolitik von Präsident Donald Trump auf Abwarten und will sich nicht auf baldige Zinssenkungen festlegen. «Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt», sagte Fed-Chef Jerome Powell auf die Frage eines Reporters, ob die Notenbank in diesem Jahr überhaupt die Zinsen senken sollte. 

«Es gibt Fälle, in denen es angemessen wäre, die Zinsen dieses Jahr zu senken. Es gibt aber auch Fälle, in denen dies nicht angebracht wäre. Und wir wissen es einfach nicht.» Damit geht die Fed auf Kollisionskurs mit Trump, der vehement Zinssenkungen fordert. 

Wohl keine Zinssenkung im Sommer

Die Zentralbank der größten Volkswirtschaft der Welt hat bei ihrem aktuellen Treffen erneut diesen Forderungen widersprochen. Sie hielt den Leitzins auf einem hohen Niveau in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent.

Powell nannte Trumps Zölle und die damit verbundene Unsicherheit als Hauptgrund für das zögerliche Vorgehen. Die hohen Strafabgaben könnten zu einem Anstieg der Inflation, einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, warnte er. Seit Amtsantritt hat Trump hohe Zölle auf Waren aus aller Welt verhängt – und mit diversen Kehrtwenden Verunsicherung gestiftet.

«Im Moment sieht es so aus, als wäre es eine ziemlich klare Entscheidung für uns, abzuwarten und zu beobachten», sagte Powell. Im März hatte die Fed für 2025 im Mittel einen Leitzins von 3,9 Prozent vorhergesagt. Das deutet auf zwei kleine Zinsschritte in diesem Jahr hin. Die nächste Prognose kommt im Juni. 

Fachleute gehen mittlerweile davon aus, dass die Fed den Leitzins frühestens im Herbst antasten dürfte. Einige sehen überhaupt keine Bewegung in diesem Jahr. «Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Fed die Zinssätze für das gesamte Jahr unverändert lassen wird», schreibt etwa Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika bei Capital Economics. 

Trump und Fed liegen über Kreuz

Die Fed hat die Aufgabe, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Da Zölle wie eine zusätzliche Steuer auf importierte Waren wirken, führen sie zu steigenden Preisen. Die Fed strebt eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Im März stiegen die Verbraucherpreise in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent.

Hohe Zinsen sind eine Maßnahme gegen rasch steigende Verbraucherpreise. Teure Kredite verringern die Nachfrage, was im Idealfall dazu führt, dass Unternehmen ihre Preise nicht so stark erhöhen. Darüber hinaus schaffen höhere Zinsen einen größeren Anreiz zum Sparen.

Die Wirtschaft kann jedoch durch die Hochzinspolitik ausgebremst werden. Im ersten Quartal verlor die US-Wirtschaft deutlich an Fahrt und schrumpfte überraschend. Für Trump waren das keine guten Nachrichten – er wertete die Entwicklung als Nachwirkung der Wirtschaftspolitik seines Amtsvorgängers Joe Biden. Analysten zufolge geht der Rückgang jedoch vor allem auf einen starken Anstieg der Importe zurück, da Unternehmen versuchten, sich vor den erwarteten Zöllen Trumps mit Vorratskäufen einzudecken.

Trump unterstützt niedrige Zinsen. Er hofft, dass dadurch die Aktienmärkte gestärkt, die Staatsfinanzierung durch Schulden billiger und das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Er kritisiert wiederholt den Fed-Chef Powell und fordert die Notenbank auf, die Zinssätze zu ändern – bisher erfolglos.

«Ein Einknicken gegenüber dem US-Präsidenten – zumal ohne eine glasklare ökonomische Indikation in Richtung geldpolitischer Lockerung – würde die Unabhängigkeit der Fed in der Wahrnehmung vieler Marktakteure beschädigen», urteilte Elmar Völker, Analyst bei der LBBW nach der aktuellen Sitzung der Notenbanker.

Powell: Trumps Forderungen haben keinen Einfluss auf unsere Arbeit

Auf die Frage, wie Trumps anhaltende Forderungen die Arbeit der Fed beeinflussten, entgegnete Powell: «Das beeinträchtigt unsere Arbeit in keiner Weise.» Die Fed tue, was sie immer tue – und zwar, sich für ein «Höchstmaß an Beschäftigung und Preisstabilität zum Wohle des amerikanischen Volkes» einzusetzen.

Trump nominierte Powell selbst für seine erste Amtszeit als Fed-Chef im Jahr 2017. Allerdings schwand Trumps Begeisterung für den Juristen, der in der Finanzwelt erfolgreich war, schnell. Der Republikaner kritisiert Powell seit Jahren öffentlich für seine aus seiner Sicht zu zögerlichen Zinssenkungen mit scharfen Worten.

Es ist unwahrscheinlich, dass Powell und Trump noch zueinanderfinden. Es wird ausgeschlossen, dass der US-Präsident Powell für eine weitere Amtszeit nominiert. Powells Amtszeit endet 2026. Zwischenzeitlich hatte Trump auch erwogen, Powell zu entlassen. Es gibt jedoch rechtliche Bedenken – Trump hat sich von der Idee distanziert.

Bei der Pressekonferenz zum Zinsentscheid war Powell bei Fragen zu diesem Thema äußerst wortkarg. Auf die Frage, warum er nicht das Gespräch mit Trump suche, antwortete der 72-Jährige, dass er niemals um Treffen mit einem Präsidenten gebeten habe. «Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das tue.»

dpa