Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

100 Jahre Deutsches Museum – Hommage an die Technik

Mit einem vielseitigen Festakt feiert das Deutsche Museum sein 100-jähriges Bestehen: Es gibt mahnende Worte des Staatsoberhaupts – genauso wie einen kabarettistischen Auftritt der «Mama Bavaria».

Das Deutsche Museum feiert 100-jähriges Bestehen.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Der Gründer Oskar von Miller selbst tritt auf: Der «Vater» des Deutschen Museums wünscht sich als virtueller Gast beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen, dass «die Menschen so hereinströmen» wie an den Buden auf dem Oktoberfest. Und trinken möchte er zum Jubiläum natürlich: Bier. Er hatte das Haus als Wissensstätte für alle konzipiert.

Wissenschaft und Technik für eine bessere Zukunft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte in seiner Rede die Bedeutung von Fortschritt für Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit. Wenn technologische Innovationen in der Demokratie verantwortungsvoll gefördert und genutzt werden, könne ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um Menschen in ärmeren Ländern sowie künftigen Generationen ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Wohlstand zu ermöglichen, so der Präsident.

Die Ausstellungen machten bewusst, welche Möglichkeiten es gebe, um eine gute, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten. Mitten in einer Zeit von Skepsis und Zweifeln vermittele das Deutsche Museum Zuversicht – «und diese Zuversicht braucht unser Land jetzt mehr denn je», sagte Steinmeier beim Festakt im Museum, das in Teilen derzeit noch saniert wird.

Jugend mit weniger Zuversicht

Einige junge Gäste, die in einem Wettbewerb für den Auftritt auf der Bühne ausgewählt wurden, teilten diese Zuversicht nicht und stellten ihre gemalten Zukunftsvisionen vor. Eine Zwölfjährige präsentierte ein gemaltes Auge, da man besser nicht in die Zukunft schauen sollte. Eine 15-Jährige zeigte ein in 100 Jahren völlig überwuchertes Deutsches Museum – ohne Menschen.

Luise Kinseher, die als Mama Bavaria der Politik früher auf dem Nockherberg die Leviten las, trat bei der mit Witz gestalteten Jubiläumsfeier auf. Sie hoffe, dass sie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht verschreckt habe, der per Videobotschaft anwesend war. Es sei jedoch zu hören, dass er es geschafft habe, dass die bayerische Raumstation in drei Jahren fertig sein solle, zehn Jahre vor der zweiten Stammstrecke in München.

100 Jahre Wissen zum Anfassen 

Am 7. Mai 1925 wurde das Deutsche Museum als eines der größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt auf der Isar-Insel eröffnet. Die Stadt feierte tagelang. Das Museum wiederholt dies nun: Am Wochenende gibt es ein umfangreiches Jubiläumsprogramm, bei dem der Eintritt für alle frei ist.

Generaldirektor Wolfgang Heckl betonte, dass das Haus immer ein Museum für alle war. Hier könne man Technik direkt und auch haptisch erleben. Deshalb sei das Museum auch heute noch den digitalen Darstellungen überlegen, bei denen es immer schwieriger werde, Wahrheit von Fake zu unterscheiden.

Söder sagte, die Welt könne besser werden durch neue technologische Möglichkeiten. Das Museum habe sich immer mit der Zukunft befasst und stehe für Technologiebegeisterung, die «in Bayern ihren Ursprung» habe und Deutschland stark mache. 

Markus Blume (CSU), Minister für Wissenschaft, äußerte, dass man das Museum immer mit neuen Erkenntnissen verlässt. Es trägt dazu bei, dass der technische Fortschritt in der Gesellschaft die erforderliche Akzeptanz findet.

Laut Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wurde von Millers «Kathedrale für Erfinder» Vorbild für Museumsgründungen weltweit. Es stehe für das Renommee Münchens als Welt- und Kulturstadt und sei auch ein wichtiger Standortfaktor.

Gesellschaftlicher Dialog über Nutzung von Technologien

Steinmeier unterstrich, es brauche mehr naturwissenschaftlich-technische Bildung. Nötig sei dabei auch «eine breite öffentliche Debatte darüber, wie wir die Chancen von neuen Technologien nutzen und ihre Risiken einhegen wollen» – ob es um die Energie- oder die Mobilitätswende gehe, um Biowissenschaften oder Medizintechnik, um Raumfahrt- oder Militärtechnik, um Künstliche Intelligenz oder die digitalen Plattformen.

Warnung vor politischer Einflussnahme auf die Wissenschaft

Der Bundespräsident äußerte sich besorgt über Nachrichten von US-Universitäten, aus denen von politischen Restriktionen gegenüber der Wissenschaft berichtet werde. «Das darf nicht sein.» Das könne auch zum Schaden für die Amerikaner und für die Wissenschaft weltweit werden.

Steinmeier erinnerte auch daran, wie das Deutsche Museum von den Nazis vereinnahmt wurde und an den jüdischen Mitbegründer Arthur Schönberg. Er habe als enger Mitarbeiter von Millers das Museum wesentlich geprägt, bevor er verfolgt, verschleppt und ermordet wurde. «Auch ihm gilt heute unser Respekt und unser Dank», sagte Steinmeier unter dem Applaus der Gäste.

dpa