DKMS-Geschäftsführer Schumacher warnt vor wachsendem Verlust älterer Spender, ruft junge Menschen zur Registrierung auf.
DKMS: Demografischer Wandel beeinflusst Stammzellenspenden

Der demografische Wandel wirkt sich auf die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aus, wenn es um die Suche nach Stammzellenspendern im Kampf gegen Blutkrebs geht. Denn mit jedem Jahr steigt die Anzahl der Menschen, die aufgrund ihres Alters aus der Stammzellspenderdatei ausscheiden. Denn Stammzellspenden sind nur zwischen dem 18. und dem 61. Geburtstag möglich.
Dies führt dazu, dass beispielsweise in diesem Jahr erst Mitte Juni die Verluste für 2025 ausgeglichen werden können. «Statistisch gesehen fangen wir dann erst an, die Datei weiter auszubauen», sagt DKMS-Geschäftsführer Stephan Schumacher. In Deutschland erkrankt alle zwölf Minuten ein Mensch an Blutkrebs.
Die Zahlen sind ernüchternd
Schumacher macht eine Rechnung auf: 150.000 Menschen hat die DKMS seit Beginn des Jahres 2025 neu aufgenommen – und dabei die Datei noch um keinen Spender erweitert. Denn genau so viele Personen, rund 150.000 Registrierte, verliert die gemeinnützige Organisation in diesem Jahr allein aus Altersgründen. Für viele Patientinnen und Patienten sei eine Stammzellspende die einzige Hoffnung auf Überleben. «Noch immer findet jeder zehnte Patient in Deutschland, der eine Stammzellspende benötigt, kein passendes Match», sagt Schumacher. Eine Registrierung sei unter www.dkms möglich und sei einfach.
Im Jahr 2019 traten 66.000 Personen aus Altersgründen aus. Zwei Jahre später waren es 86.000, im Jahr 2022 insgesamt 101.000 und in diesem Jahr werden es 150.000 sein.
Auf junge Spender angewiesen
Laut der Organisation sind Spenderinnen und Spender bis 30 Jahre besonders wichtig, da sie von den Transplantationszentren aufgrund medizinischer Gründe häufig für eine Stammzellspende für Menschen mit Blutkrebs angefragt werden.
Vor der Pandemie, also im Jahr 2019, hatte die DKMS in Deutschland über 688.000 neue Spenderinnen und Spender aufgenommen. Der Trend sei seitdem rückläufig: Im Jahr 2023 waren es noch 411.000, im Jahr 2024 noch rund 344.000 Menschen, die sich neu registriert haben. «Dadurch registrieren sich in der Summe auch weniger junge Menschen», heißt es von der DKMS.
Generell gebe es – und zwar altersunabhängig – bezogen auf Neuregistrierungen eine größere Zurückhaltung als vor einigen Jahren. Dem versucht die DKMS entgegenwirken, etwa durch Aufklärung an Schulen. Dort wolle man insbesondere junge Menschen ansprechen, damit sich diese registrierten. Aktiver sei man auch über digitale Werbekampagnen, in Social-Media-Kanälen, in Sportvereinen oder auf Musikfestivals. «Nur so können wir den steigenden Verlust der älteren Spenderinnen und Spender auffangen, beziehungsweise unsere Spenderdatei weiter ausbauen.»
Millionen Spender im Laufe der Zeit
In der DKMS sind global mehr als 12,5 Millionen Menschen registriert, davon über 7,8 Millionen bei der DKMS in Deutschland. Bislang wurden mehr als 125.000 Stammzellspenden von der Organisation vermittelt. Die DKMS ist außer in Deutschland auch in den USA, Polen, Großbritannien, Chile, Indien und Südafrika tätig.
Im Grunde genommen kann sich jeder gesunde Mensch bis zum Alter von 55 Jahren registrieren lassen. Auch wenn 17-Jährige noch keine Stammzellen spenden dürfen, werden sie automatisch ab ihrem 18. Geburtstag in die Datei aufgenommen und bei der Suche nach Spendern berücksichtigt.
Es gibt nicht nur die DKMS
In Deutschland gibt es neben der DKMS 25 weitere Dateien, insgesamt sind es nach Auskunft der Organisation 26. Die pseudonymisierten Daten aller Spender aus Deutschland werden beim Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm gesammelt und verwaltet. Das heißt, dort gehen Suchanfragen ein.
Falls ein Treffer erzielt wird, wird die entsprechende Datei benachrichtigt, in der der passende Spender aufgeführt ist. Wenn es sich um die DKMS handelt, wird diese mit der Spenderin oder dem Spender Kontakt aufnehmen. Es existiert auch ein internationales Register für eine weltweite Datenbank: WMDA (World Marrow Donor Association). Insgesamt sind über 42 Millionen Menschen weltweit registriert – davon etwa 30 Prozent bei der DKMS.