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Acht Verkehrstote pro Tag

Der Corona-Effekt ist aufgebraucht: Es gibt wieder mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Tote auf deutschen Straßen. Wie kann man gegensteuern?

Die Zahl der Toten und Verletzten auf Straßen in Deutschland ist gestiegen.
Foto: Robert Michael/dpa

Die Anzahl der Verkehrstoten stieg im Jahr 2023 noch stärker an als ursprünglich angenommen. Laut den endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes kamen im vergangenen Jahr 2.839 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. In den vorläufigen Zahlen waren die Statistiker von 2.830 Toten ausgegangen.

Damit gab es 2023 nach aktuellen Zahlen 51 Tote mehr als 2022 – und nicht 42, wie bei den vorläufigen Zahlen vom Februar angegeben. «Pro Tag wurden damit im Jahr 2023 durchschnittlich acht Menschen auf deutschen Straßen getötet», berichteten die Statistiker in Wiesbaden. 

Die finale Analyse der Unfallstatistiken beinhaltet viele Einzelheiten:

Unfallzahlen

Die Polizei registrierte im Jahr 2023 insgesamt 2,5 Millionen Verkehrsunfälle. Dies entsprach einem Anstieg von 4,7 Prozent im Vergleich zu 2022. Von diesen Unfällen endeten 2,2 Millionen lediglich mit Sachschaden. Die Anzahl der Unfälle mit Blechschaden stieg um mehr als fünf Prozent, während die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden um weniger als ein Prozent zunahm.

Verletzte

Im Jahr 2023 wurden 366.557 Menschen auf Straßen verletzt: ein Plus von 1,5 Prozent. Davon wurden 313.655 Menschen leicht verletzt und 52.902 schwer verletzt. Im Vergleich zu 2022 ging die Anzahl der Schwerverletzten um 8,4 Prozent zurück. Durchschnittlich wurden 2023 pro Tag 145 Menschen schwer und 859 leicht verletzt.

Alkohol

Im vergangenen Jahr waren bei 37.172 Unfällen Alkohol im Spiel. Dies entspricht einem Rückgang von 4,1 Prozent im Vergleich zu 2022. Dennoch lag die Zahl über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2021.

Unfallorte

Auf welchen Straßen ist der Verkehr am gefährlichsten? 58 Prozent der Verkehrstoten starben auf Landstraßen, innerorts waren es knapp 32 Prozent und auf Autobahnen fast 11 Prozent.

Verkehrsmittel

Im Jahr 2023 verloren 1.192 Personen ihr Leben in einem Pkw. 550 Menschen starben bei einem Motorradunfall. 446 Personen waren mit dem Fahrrad unterwegs, davon hatten 190 ein Pedelec. 437 waren Fußgänger und 115 saßen in einem Lastwagen.

Das sagt die Expertin 

«Die Zahlen zeigen, dass der Corona-Effekt endgültig aufgebraucht ist», sagt Kirstin Zeidler, Leiterin Unfallforschung der Versicherer. Während der Pandemie waren die Unfallzahlen deutlich zurückgegangen, weil weniger Menschen unterwegs waren. Inzwischen steigt die Zahl der Unfälle, der Verletzten und der Toten wieder an. 

Wie lässt sich der negative Trend wieder umkehren? Die Expertin identifiziert mehrere Aspekte, die genauer untersucht werden sollten.

Risikoschwerpunkt 1: Fußgänger 

Die meisten Fußgängerunfälle ereignen sich beim Überqueren der Straße, erklärte die Expertin für Unfallforschung. Sie schlug vor: mehr Verkehrsinseln, Zebrastreifen und Ampeln an stark frequentierten Fußgängerübergängen sowie weniger parkende Autos am Straßenrand, um die Sicht nicht zu beeinträchtigen. Besonders wichtig sei es aus ihrer Sicht, die Bedürfnisse älterer Menschen nach kurzen Wegen zu berücksichtigen.

Risikoschwerpunkt 2: Radfahrer

«Der Radverkehr wächst, aber die Infrastruktur hinkt hinterher», sagte Zeidler. Die meisten Unfälle mit Radfahrern passieren an Kreuzungen, die schwersten, wenn Lastwagen abbiegen und den Radler übersehen. Die neuen Abbiegeassistenten sind aus ihrer Sicht «eine hervorragende Entwicklung». Einen weiteren großen Hebel sieht Zeidler bei Ampeln: Wenn es für geradeaus fahrende Radfahrer und abbiegende Autos nicht gleichzeitig Grün gäbe, würde das die Zahl der Unfälle reduzieren.

Risikoschwerpunkt 3: Autofahrer 

Laut Statistik war bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall auf Landstraßen einer der Beteiligten zu schnell unterwegs. Weitere Risikofaktoren sind fehlende Trennung zum Gegenverkehr, schlechte Überholmöglichkeiten oder ungeschützte Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn. Unfallforscherin Zeidler fügt hinzu, dass auch Unaufmerksamkeit und Ablenkung eine Rolle spielen.

“Der Wettbewerb wird am 15. August um 10 Uhr beginnen”, sagte der Veranstalter.

 

dpa