Gibt es Aliens oder UFOs? Diese Frage treibt viele Menschen um. Bundesweit melden Leute jährlich Hunderte mysteriöse Himmelserscheinungen. Dann ermittelt die Meldestelle CEMAP.
Aliens oder Satellit? Wie eine UFO-Meldestelle arbeitet
Seit etwa einem halben Jahrhundert widmet er sich nun der UFO-Forschung. Aber eins möchte Hansjürgen Köhler gleich zu Beginn seines Gesprächs mit der Deutschen Presse-Agentur über das Centrale Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene (CENAP) klarstellen: «Wir unterscheiden uns von den Ufologen, welche behaupten, es gäbe auf der Erde eine außerirdische Präsenz», betont der Gründer und Leiter von CENAP.
Manche dieser Ufologen verbreiteten, dass in den USA 30 abgestürzte Untertassen und über 113 tote und lebende Aliens versteckt würden. «Dies entbehrt jeglicher Beweise und spricht auch gegen unsere Erfahrungen in über 50 Jahren aktiver Fall-Untersuchungen», sagt Köhler.
Bisher hat CENAP insgesamt mehr als 11.000 Beobachtungseingänge bearbeitet. Dabei wurden hunderte Fotos und Videos analysiert, die auf natürliche und irdische Ursachen zurückgeführt wurden. Aktuell gibt es 119 offene Fälle ohne eindeutiges Ergebnis, aber auch diese sind kein Grund zur Spekulation. Es fehlen lediglich konkrete Daten wie Datum, Uhrzeit, Ort des Geschehens und Himmelsrichtungsangaben, die für eine Klärung erforderlich sind.
Anlaufstelle für alle Zufallsbeobachter von Unerklärlichem
Köhler erinnert an die Bedeutung der Abkürzung UFO: unidentifiziertes Flugobjekt (englisch: unidentified flying object). «Wir verstehen uns als Anlaufstelle für alle Zufallsbeobachter eines Phänomens, dessen Ursache sie nicht erkennen konnten und einfach wissen wollen, was es war», erklärt er. Unterstützt wird seine 1976 gegründete Organisation von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sowie der Deutschen Flugsicherung (DFS).
Die Art der gemeldeten Fälle habe sich über die Jahrzehnte stark verändert, berichtet Köhler. «In den 80er Jahren waren es kleine Mini-Heißluftballons, welche für mehr Meldungen sorgten, in den 90er Jahren waren es die Skytracker und Disco-Scheinwerfer. Ende der 90er kamen die chinesischen Himmelslaternen dazu und sorgten in den ersten 2000er Jahren für extrem starke Meldeeingänge, in den 2010er Jahren kamen dann die Privat- und Industriedrohnen ins Spiel.»
Elon Musk treibt Meldungen in die Höhe
Seit ungefähr fünf Jahren ist auch der Einfluss von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zu spüren, dessen Starlink-Satelliten die Anzahl der UFO-Sichtungen erhöhen. «In normalen Jahren hatten wir in der Regel 300 bis 400 Falleingänge, inzwischen haben wir seit 5 Jahren 700 bis 900 Falleingänge.» Bis zum 20. Oktober 2024 gab es über 850 Fälle – bis zum Jahresende könnten es mehr als 1.000 werden.
Doch bei weitem nicht alle Fälle sind auf Musks Satelliten zurückzuführen. Manchmal sorgen etwa Raketenzündungen – sogenannte BurnUps – im Orbit ebenfalls für UFO-Meldungen, «da diese am Nachthimmel von der Sonne angestrahlt fantastische Gebilde am Zenit verursachen», erklärt Köhler.
Wie verläuft die Prüfung der Meldungen?
Nach einer UFO-Meldung werden zunächst Grunddaten erfasst: Datum, Uhrzeit, Ort mit Postleitzahl. Anschließend wird eine Karte des Ortes erstellt und die Beschreibung des Zeugen sowie die beigefügten Fotos oder Videos werden in die Fallakte eingetragen.
Erst danach geht die Arbeit richtig los: «Darauf folgt die Überprüfung der üblich verdächtigen Ursachen. Bei Nachtbeobachtungen werden die astronomischen Daten am Beobachtungsort aufgerufen (Planeten, Sternkarte), gegebenenfalls auch die Überflug-Daten von Satelliten, ISS und hellen Raketenteilen», erklärt Köhler. Zusätzlich werden manchmal auch Daten des Flugverkehrs zu Überflügen von Flugzeugen oder Helikoptern geprüft.
Foto- und Videoaufnahmen der Meldungen werden mit einem umfangreichen Archiv abgeglichen, welches gleich nach der Gründung von CENAP im Jahre 1973 in Mannheim eingerichtet wurde und seitdem Daten sammelt. «Dies führt in aller Regel zur Identifizierung der jeweiligen Beobachtung», so der CENAP-Leiter.
Melden nur Verschwörungstheoretiker?
Doch wer meldet die Sichtungen überhaupt? Sind dies nur an Aliens auf der Erde glaubende Verschwörungstheoretiker? «Es sind alle Altersgruppen vertreten, alle Berufsgruppen und zu 99 Prozent wollen sie von uns wissen, was sie beobachtet haben, und kommen auch nicht in der Erwartung, ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben», sagt Köhler.
Er betont aber auch: «Natürlich gibt es dann ein Prozent, das mit seiner Einstellung überzeugt ist, jetzt selbst ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben – wie es tagtäglich in diversen TV-Dokus als Wahrheit verbreitet wird – und ist dann enttäuscht, wenn wir eine recht irdische Ursache identifiziert haben.»
UFO-Sichtungen werden aus ganz Deutschland gemeldet. Im Jahr 2023 gab es besonders viele Anfragen pro Million Einwohner in den Bundesländern Rheinland-Pfalz (18) und Hessen (17,4), während es besonders wenige in Sachsen (2,7) und Bremen (1,5) waren.
Was Köhler antreibt
Köhler klärt diese Sichtungen aus gleich mehreren Gründen gerne auf. So sei er immer wieder «neugierig, wenn neue Dinge am Himmel auftauchen, gerade in letzter Zeit mit neuen Event-Lichteffektgeräten, die auch Rätselraten auslösen, sowie die Drohnen-Entwicklungen, welche immer stärker am Himmel vertreten sind». Zudem gebe es keine vernünftigen alternativen Anlaufstellen für Bürger, die nach einer wissenschaftlichen Erklärung für ihre Beobachtungen suchen.
Und woher rührt Köhlers Interesse? «Außerirdisches Leben – oder gar Besuch von Außerirdischen – habe ich als junger Mann, welcher als 11-Jähriger die Mondlandung am schwarz-weiß-TV-Monitor dank meines Vaters verfolgen durfte, nicht ausgeschlossen. Denn wenn wir Menschen die Möglichkeit hatten auf den Mond zu kommen, warum sollten es Außerirdische nicht können?»
Heute trenne er seine UFO-Forschung von außerirdischem Leben, da er «bisher keinen Nachweis für außerirdischen Besuch auf der Erde finden konnte». Dennoch betont er mit Blick in die Zukunft: «Von meinem astronomischen Wissen her bin ich jedoch überzeugt, dass es außerirdisches Leben gibt und wir zukünftig mit unseren Sonden und besseren Teleskopen Hinweise finden werden.»