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Die größte Tierwanderung der Welt im Südsudan und Äthiopien

Forscher entdecken sechs Millionen wandernde Antilopen, die die berühmte Gnus-Wanderung übertreffen.

Tausende Gnus im Serengeti Park (Archivbild).
Foto: Gioia Forster/dpa

Laut einer neuen Untersuchung umfasst die gigantische Wanderung von Antilopen im Südsudan und in Äthiopien rund sechs Millionen Tiere. Die südsudanesische Regierung gibt an, dass es sich dabei um die weltweit größte Wanderung von Landsäugetieren handelt. Selbst die berühmte Wanderung der Gnus zwischen der tansanischen Serengeti und der kenianischen Massai Mara wird übertroffen.

Die Antilopen ziehen jedes Jahr vom Bandingilo Nationalpark am Weißen Nil Richtung Norden und Osten, erklärten Experten der Naturschutzorganisation African Parks und des südsudanesischen Ministeriums für Naturschutz am Dienstag in Juba. Um ihre Anzahl zu bestimmen, haben zwei Flugzeuge mit Kameras über 330.000 Fotos aufgenommen. Diese wurden von Mitarbeitern der Universität von Juba ausgewertet.

Die Untersuchung umfasste das gesamte bekannte Verbreitungsgebiet der vier wichtigsten wandernden Antilopenarten der sogenannten Großen Nilwanderung. Daten von 251 Ortungshalsbändern lieferten ebenfalls Informationen über das Wanderverhalten. «Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind einfach atemberaubend», sagte Peter Fearnhead, Vorstandschef von African Parks. 

Laut Angaben handelt es sich um ungefähr 5,1 Millionen Weißohr-Moorantilopen, 300.000 Tiang, 350.000 Mongalla-Gazellen und 160.000 Riedböcke. Die Gazellen bringen ihre Jungtiere im Sumpfgebiet am Weißen Nil zur Welt. Anschließend durchstreifen sie das abgelegene Gebiet auf der Suche nach Weideland, das teilweise unter Naturschutz steht. Die bestehenden Nationalparks decken nur etwa 30 Prozent des Wandergebiets ab, so David Simpson, Manager der Nationalparks Badingilo und Boma, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Aufgrund der isolierten Lage des Gebiets ist ein Touristenandrang wie bei der ostafrikanischen Gnuwanderung voraussichtlich nicht zu erwarten. Dennoch gelte es, den Schutz des Gebiets zu verstärken, betonte Simpson. Dabei gehe es auch um Konzepte, die die ethnischen Gruppen in dem Gebiet einbeziehen. «Sie sind die Hüter der Natur. Sie jagen dort, sie leben von den Tieren, aber sie haben einen verantwortungsvollen Umgang. Es gibt aber von außen zunehmend Probleme durch Wilderei.»

Laut African Parks ist das Naturerbe des Südsudan erheblich gefährdet. Ein Vergleich mit Studien aus den 1980er Jahren zeigt, dass es bei den meisten sesshaften Arten zu erheblichen Rückgängen gekommen ist, darunter Elefanten, Warzenschweinen, Geparden, Flusspferden und Büffel.

Der Südsudan, der seit 2011 unabhängig ist, leidet unter den Auswirkungen jahrzehntelanger Kriege und Bürgerkriege. Das Land verfügt über eine schwache Infrastruktur und zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.

dpa