Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Ältere Spatzen werden mürrischer, als Forscher vermuteten

Im Alter sinkt die Zahl der Sozialkontakte, da alte Vögel weniger neue Beziehungen knüpfen. Dies könnte auch bei älteren Menschen zu Einsamkeit führen.

Auch Spatzen können im Alter offenbar zu mürrischen Einzelgängern werden. (Archivbild)
Foto: Monika Skolimowska/dpa

Auch Spatzen können im Alter offenbar mürrischer werden. Im Alter sinke die Zahl ihrer Sozialkontakte, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal «Philosophical Transactions B» der britischen Royal Society. Während die Vögel in jungen Jahren für Erfolg im Leben freundlicher sein müssten, könnten sie im Alter evolutionär betrachtet nach Herzenslust granteln, mutmaßen die Forschenden.

Junge Spatzen sind von älteren kaum zu unterscheiden, da sie weder graue Federn noch Falten bekommen. Ein spezielles Forschungsprojekt auf der winzigen Insel Lundy in Großbritannien verfolgte das Leben jedes Haussperlings (Passer domesticus) seit dem Jahr 2000 vom Ei bis zum Tod.

Daten zu hunderten Insel-Spatzen

Von 2013 bis 2017 wurden außerdem ausführliche soziale Daten anhand der Interaktionen zwischen den Vögeln an videoüberwachten Futterstellen gesammelt. Insgesamt wurden für die Studie mehr als 1.600 Beobachtungen von 615 maximal sieben Jahre alten Spatzen analysiert.

Die Anzahl der Freunde pro Vogel nahm mit zunehmendem Alter ab, da gleichaltrige Artgenossen starben. Alte Vögel verloren nicht nur den Kontakt zu alten Freunden, sondern knüpften auch weniger neue soziale Beziehungen.

Freundlichkeit nur in jungen Jahren entscheidend

Julia Schroeder, die Studienleiterin am Imperial College London, erklärte, dass das Knüpfen von Freundschaften jungen Vögeln einen evolutionären Vorteil verschaffe. Frühere Analysen hatten gezeigt, dass Freundlichkeit bei Spatzen – insbesondere gegenüber dem anderen Geschlecht – zum Bruterfolg beiträgt.

«Aber wenn sie sich erst einmal fortgepflanzt haben, scheint es so, als ob Unfreundlichkeit keine evolutionären “Kosten” hat – es gibt keine Nachteile», sagte Schroeder. «Dieser evolutionäre Mechanismus könnte auch beim Menschen zum Tragen kommen – es könnte sein, dass ältere Menschen mit zunehmendem Alter weniger geneigt sind, neue Freunde zu finden», erklärte die Wissenschaftlerin. «In Verbindung mit einer geringeren Zahl potenzieller gleichaltriger Freunde könnte dies ein Faktor für die Einsamkeitskrise bei älteren Menschen sein.»

Freundschaften stärker auf dem Prüfstand

Studien zeigten, dass Menschen mit dem Alter wählerischer werden, mit wem sie ihre Zeit verbringen. Da soziale Interaktionen Zeit und Engagement erfordern, entschieden sie sich Menschen womöglich verstärkt für Qualität als Quantität, wie es in der Studie des Londoner Teams heißt. «Tatsächlich gibt es beim Menschen Belege dafür, dass soziale Netzwerke im frühen Erwachsenenalter einen Höhepunkt erreichen, danach folgt eine Abnahme im späteren Leben.»

Weltweit tschilpende Schwärme

Haussperlinge haben sich fast über den gesamten Globus ausgebreitet und sind eine der am weitesten verbreiteten Vogelarten überhaupt. Dennoch sind die Bestände vielerorts seit Jahrzehnten stark rückläufig, auch in der EU. Die kleinen Vögel ernähren sich hauptsächlich von Samen, während die Jungen anfangs fast ausschließlich mit Insekten und deren Raupen gefüttert werden.

Der Haussperling ist äußerst gesellig und bewegt sich in Schwärmen oder kleinen Gruppen immer gemeinsam mit Artgenossen – was aufgrund des lauten Tschilpens kaum zu überhören ist. Spatzen führen normalerweise eine lebenslange Partnerschaft. Allerdings ist ihre Lebensdauer mit durchschnittlich nur etwa zwei Jahren nicht besonders lang. Unter idealen Bedingungen sind auch über zehn Jahre möglich.

dpa