Die unendlichen Weiten des Alls müssen noch warten: Das Ziel großer Raumfahrtnationen bleibt erst mal der Mond. Involviert sind immer stärker Privatunternehmen.
Auf in den Weltraum – Globale Pläne für Reisen ins All
China oder die USA, welche Nation wird zuerst wieder Menschen auf den Mond bringen? Raumfahrtnationen haben viel vor auf dem Erdtrabanten. Dabei mischen immer stärker auch private Anbieter mit – wie Elon Musk, dessen Raumfahrtunternehmen SpaceX immer neue Testflüge mit dem «Starship» unternimmt, dem größten und leistungsstärksten bisher gebauten Raketensystem der Raumfahrtgeschichte.
USA: Astronauten sollen Mond umrunden
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will wieder Menschen auf den Mond bringen – und fiebert dem ersten bemannten Start des «Artemis»-Programms entgegen. Unter anderem wegen technischer Probleme hatte der von 2024 auf 2025 verschoben werden müssen. Im September sollen drei Männer und eine Frau bei der rund zehntägigen Mission «Artemis 2» den Mond umrunden. 2026 sollen dann – nach derzeitigem Planungsstand – bei «Artemis 3» nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen, darunter erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person. Weitere Verzögerungen sind allerdings nicht unwahrscheinlich.
Mit Spannung wird zudem auf SpaceX geschaut: Wie wird die enge Beziehung des Gründers Elon Musk zum erneut zum US-Präsidenten gewählten Donald Trump die Entwicklung der privaten Raumfahrtfirma beeinflussen? Das «Starship» hat bereits rund ein halbes Dutzend Tests absolviert und dabei immer mehr Herausforderungen gemeistert.
Krisengeplagt bleibt der «Starliner», der 2024 erstmals Astronauten zur ISS gebracht hatte. Aufgrund technischer Probleme konnte das Boeing-Raumschiff die Crew nicht wieder zurückbringen und musste leer zurückfliegen. 2025 wird sich zeigen, ob der «Starliner» in Schuss gebracht werden kann – oder das Projekt ganz gekippt wird.
CHINA: Bemannte Mondlandung bis 2030
Nach mehreren unbemannten Flügen zum Mond hat sich die Weltraummacht China für 2025 eine neue Aufgabe vorgenommen: Für Mai ist laut Berichten chinesischer Staatsmedien der Start der Mission «Tianwen-2» geplant, die Gesteinsproben von einem erdnahen Asteroiden zur Erde bringen soll. Parallel dazu wird China die Forschung auf seiner Raumstation «Tiangong fortsetzen».
Ein zentrales Staatsziel bleibt die bemannte Mondlandung bis 2030. Dafür werden eine neue Generation von Trägerraketen, eine Landefähre und spezielle Ausrüstung entwickelt. Für 2026 ist der Start der nächsten unbemannten Mondmission «Chang’e 7» geplant. Ein Lander soll mögliche Plätze für eine chinesische Station nahe dem Südpol des Erdtrabanten erkunden.
RUSSLAND: Milliarden für die Raumfahrt trotz Krieg und Sanktionen
Obwohl Russland einen teuren Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und wirtschaftliche Sanktionen verhängt hat, plant es auch im Jahr 2025 Ausgaben von etwa drei Milliarden Euro für die Raumfahrt. Trotz der politischen Spannungen arbeiten Russland und die USA weiterhin zusammen an der Internationalen Raumstation ISS.
Der staatliche Raumfahrtkonzern Roskosmos plant, die Arbeit an seinem Mondprogramm und einem neuen Außenposten der Menschheit im All als ISS-Nachfolger fortzusetzen. Regierungschef Michail Mischustin betonte, dass Russland eine führende Raumfahrtnation bleiben müsse, obwohl private Unternehmen und andere Konkurrenten den Kosmos zunehmend erkunden. Russland strebt an, seine Zusammenarbeit insbesondere mit China, Indien und Iran zu intensivieren.
Russland bietet im dritten und vierten Quartal 2025 erstmals seit 2021 wieder Reisen zur ISS für Weltraumtouristen an. Der Aufenthalt in einer Höhe von etwa 400 Kilometern ist für zehn Tage geplant. In der Nähe von Moskau absolvieren zahlungskräftige Kunden in der Siedlung Sternenstädtchen gemeinsam mit Kosmonauten eine monatelange Vorbereitung für den dreistündigen Flug vom Weltraumbahnhof Baikonur zur ISS. Im Jahr 2021 brachte Russland zwei japanische Weltraumtouristen zur ISS.
EUROPA: 50 Jahre Esa
Die europäische Raumfahrtbehörde Esa feiert im kommenden Jahr nicht nur den 50. Jahrestag ihrer Gründung, sondern plant auch eine Reihe neuer Missionen. So soll im ersten Quartal die Mission «Biomass» starten, die Daten zu Zustand und Entwicklung der Wälder liefern soll. Im Herbst soll «Smile» starten. Die Mission soll auf globaler Ebene die magnetische Umgebung unseres Heimatplaneten untersuchen und so zu einem besseren Verständnis der Verbindung von Sonne und Erde zum Beispiel beim Sonnenwind beitragen.
Nach dem geglücktem Jungfernflug der Ariane 6 im Juli soll die Rakete im kommenden Sommer mit vier statt nur mit zwei Boostern starten. So kann die Nutzlast nach Angaben der Esa auf rund 11,5 Tonnen mehr als verdoppelt werden. Die Esa ist zudem am «Artemis»-Programm der Nasa beteiligt. «Die Esa hat drei Flüge im Rahmen der Artemis-Kooperation», sagte eine Sprecherin. Zwei seien bereits zugeteilt: für «Artemis 4» und «Artemis 5». Ein Flug sei noch keiner Mission zugeordnet. «Wir gehen davon aus, dass diese Flüge vor 2030 stattfinden werden.»
INDIEN: Weltraumvision 2047
«Viksit Bharat 2047» (Entwickeltes Indien 2047) lautet das von der Regierung ausgegebene Schlagwort für die Entwicklung des Landes. Bis dahin will Indien, das dann den 100. Jahrestag der Unabhängigkeit feiert, zur vollständig entwickelten Industrienation aufsteigen – damit einher gehen ehrgeizige Raumfahrtpläne. Bis 2040 sollen indische Astronauten auf den Mond gebracht werden.
In den nächsten Jahren soll es zunächst den ersten bemannten Raumflug geben – für eine dreiköpfige Besatzung in Indiens erstem bemannten Raumfahrzeug «Gaganyaan» (Himmelsfahrzeug). 2028 soll die unbemannte «Chandrayaan-4»-Mission Proben vom Mond zur Erde bringen. Vorbereitet werden auch der Flug einer Sonde zum Mars und eine Venus-Orbiter-Mission.
JAPAN: Mond und Mars im Visier
Die asiatische Hightech-Nation treibt Projekte zur Erkundung von Mond und Mars voran. Beim Projekt «Lupex» (Lunar Polar Exploration) ist Japan für den Mondrover und Indien für die Landefähre verantwortlich. An dem Rover werden Instrumente der Nasa und der Esa angebracht sein. Der Start ist für 2025 geplant, die Landung soll in der Südpolregion des Mondes erfolgen.
Die gewonnenen Daten sollen für das «Artemis»-Programm verwendet werden. Japan strebt wie die Esa an, im Zuge dessen auch erstmals eigene Astronauten Richtung Mond zu bringen. Die japanische Raumfahrtagentur Jaxa und die Esa prüfen zudem eine Zusammenarbeit bei der Esa-Mondlandekapsel «Argonaut» und dem «Pressurized Rover» der Jaxa.
Auch eine Erkundungsmission zum Mars treibt Japan voran. Beim Projekt «Martian Moons Exploration» (MMX) soll 2026/27 eine Sonde in Richtung der Mars-Monde Phobos und Deimos starten. Jaxa will die Monde erkunden und Bodenproben von Phobos holen – in der Hoffnung, Hinweise auf den Ursprung des Mars sowie Spuren möglichen Lebens zu finden.
SÜDKOREA: Ambitionierte Visionen – ungeklärte Finanzierung
Erst im Frühjahr 2024 wurde die südkoreanische Weltraumbehörde Kasa gegründet. Um die Bedeutung für die Zukunft des Landes zu betonen, hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol den 27. Mai – den Tag der Gründung – zum nationalen Tag der Raumfahrt erklärt.
Südkorea hat ehrgeizige Pläne: Bis 2032 soll ein Landeroboter zum Mond geschickt werden, gefolgt von einer Mission zum Mars im Jahr 2045. Bis dahin strebt Südkorea an, zu den fünf größten Raumfahrtnationen zu gehören – die Branche soll dann über 500.000 Arbeitsplätze generieren. Ob die Vision umgesetzt werden kann, ist ungewiss. Vor allem die Frage der nachhaltigen Finanzierung bleibt offen.
Im Jahr 2025 hat Kasa zwar um ein Budget von etwa 650 Millionen Euro angefragt, was einem Anstieg von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspräche. Langfristig hängt der Erfolg jedoch davon ab, wie investitionsfreudig sich die südkoreanische Privatwirtschaft zeigt. Darüber hinaus könnte das staatliche Engagement nachlassen, sobald 2027 ein neuer Präsident gewählt wird.
ARABISCHER RAUM: Flug zum Asteroidengürtel
In der Region treiben die Vereinigten Arabischen Emirate ehrgeizige Weltraumpläne voran. Bis 2028 ist ein unbemannter Flug zum Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter geplant. Auf der mehrere Milliarden Kilometer langen Reise soll die Sonde an sechs Asteroiden vorbeifliegen, bevor sie im Jahr 2034 auf einem siebten landet.
Auch Saudi-Arabien, Katar und Oman investieren in die Raumfahrt. Es geht weniger um wissenschaftlichen Fortschritt, sondern darum, militärische Fähigkeiten zu stärken und technisch mit anderen Ländern Schritt zu halten. Die Budgets dieser Länder sind im Vergleich zu Weltraum-Schwergewichten wie den USA und China begrenzt.